0417 - Der Satan und seine Komplizen
nach der betreffenden…«, sie zögerte, und er hatte den Eindruck, dass sie fürchtete, zu deutlich zu werden.
»… auf die Suche nach dem Bambi machen.«
»Sie wollten sagen, nach der betreffenden Straßenkarte suchen. Sie meinen also, wir sollen friedlich nebeneinander durch New York spazieren und an den Tankstellen Karten sammeln, bis wir ein Bambi entdeckt haben, nicht wahr? Daraus wird nichts. Sie wissen nämlich ganz genau, um welche Karte es sich handelt.«
Der »Spinner« sprach immer im gleichen leisen Tonfall, war aber in einen höhnischen Singsang übergegangen.
»Ich könnte Ihre Schlüssel nehmen und die Wohnung durchsuchen. Das wird nur nichts nutzen, denn die Karte haben Sie längst vernichtet. Sie kennen den Ort, aber Sie hatten Angst, ihn aufzusuchen. Sie wollten einfach warten, bis die Geschichte vergessen ist. Einmal werden die Männer müde, mich zu beobachten, werden Sie gedacht haben.«
May Hames war blass geworden. Sie schien einzusehen, dass sie verspielt hatte. Sie schüttelte nur schweigend den Kopf. Außerdem sah er, dass sie jetzt endlich immer mehr Mühe hatte, die Augen offen zu halten. Das langsam wirkende Betäubungsmittel im Kaffee zeigte Wirkung.
Er wartete, bis sie fest eingeschlafen war und legte sie dann auf die Couch. Das Mittel hielt mit Sicherheit sechs Stunden vor.
Seine Hoffnung, dass sie im Übergangsstadium zwischen Wachen und Schlafen ihr Geheimnis preisgeben würde, hatte sich nicht erfüllt.
***
Derry Coyle,-der »Spinner«, setzte sich um halb zwölf in sein Coupe und suchte drei weit auseinandergelegene Tankstellen auf. Bei der Ersten tankte er voll, bei der Zweiten ließ er Ölwechsel vornehmen, und bei der Dritten kaufte er Zündkerzen und ergänzte sein Werkzeug. Er gab großzügige Trinkgelder und bekam auf Wunsch ebenso reichlich Straßenkarten. Im Bryant Park bei der 42. Straße fand er eine stille Ecke und sah die Karten durch. Er entdeckte alles Mögliche, aber kein Bambi.
Er überlegte lange, ob es für ihn gefährlich werden könnte, in dem Haus nachzufragen, das die Karten herausgab. Ihm wurde ziemlich heiß bei dem Gedanken, dass das FBI aufgewiegelt durch die blödsinnigen Vorkommnisse in Bridgeport, längst im Esso-Gebäude saß und auf einen Mann wartete, der Bambis sammeln wollte. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, den Block mit der Inschrift auf Wolffs Schreibtisch liegen zu lassen. Nun waren sie mit Sicherheit darauf gestoßen worden.
Der »Spinner« fluchte leise vor sich hin. Es gab nur zwei Wege. Entweder er kehrte um und versuchte die Hames zur Weißglut zu bringen, oder er machte allein weiter. Es bestand immerhin noch die Möglichkeit, dass das FBI das ESO nicht richtig gedeutet hatte.
Das Grübeln machte ihn nervös, und er beschloss impulsiv, sich im Gebäude der Esso umzusehen.
Er fuhr bis in die 51. Straße, parkte in der Tiefgarage eines Warenhauses und ging zu Fuß. Den Hut behielt er auf, seinen Staubmantel ließ er im Wagen, die verbundene Hand steckte er zusammen mit dem zweiten Handschuh in die Tasche.
Unten im Empfang studierte er die Einteilung der Stockwerke und stellte auf der großen Tafel fest, dass der Touring Service im Parterre lag, das Archiv und die Kartenstelle jedoch im achten Stock saßen.
Er ging zu einer der Telefonzellen und ließ sich die Kartenstelle geben.
»Ja, hier Potters«, er gab seiner Stimme einen möglichst tiefen Klang, »ich suche eine bestimmte Straßenkarte, und zwar eine mit einem jungen Reh. Wer könnte mir da helfen?«
»Junges Reh?«, fragte die weibliche Stimme. »Ach so, Sie meinen ein Bambi. Dann wenden Sie sich am besten an das Archiv. Einen Augenblick bitte, ich lasse zurückrufen.«
»Danke schön.« Er sah durch das kleine Fenster nach draußen, ob sich dort jemand für ihn interessierte, aber es sah nicht danach aus. Es war ein ständiges Hin- und Herfluten, einige warteten, andere saßen herum und sahen Prospekte durch. Es hätte ebenso gut eine große Hotelhalle sein können.
Jetzt meldete sich das Archiv. Der »Spinner« trug seinen Wunsch vor, wobei er wieder das Wort Bambi vermied und nach einem jungen Reh fragte.
»Es ist zum Lachen«, sagte eine sonore Männerstimme, »monatelang nichts und dann alles auf einmal. Wissen Sie, vorgestern wollte jemand die Karte, auf der ein Schwertfisch geangelt wird, gestern fragte man nach den beiden Kindern mit den Kranichen, und nun suchen Sie ein Bambi. Aber das hat sein Gutes, ich habe es bei der Gelegenheit auch
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