0417 - Die Straße der Gräber
Boden das Grauen.
Sieben Kreuze!
Jedes Kreuz stand für ein Grab. Sie waren im Halbkreis angelegt worden. Kreuze aus weißem Holz, das jetzt, im Schein eines halben Mondes, bleich wie Totenhände schimmerte.
Nirgendwo sah er eine Bewegung. Auf der Straße hielten sich weder Menschen noch Tiere auf. Sie lag in einer absolut gespenstischen Ruhe da, umgeben vom Schweigen der Hauswände.
Und doch glaubte er, daß diese Straße mit den sieben fahlweißen Kreuzen nicht leer war. Dahinter lauerte etwas, in einer Sphäre oder Dimension, die er nicht sah.
Ein Frösteln überlief ihn. Seine Stirn war gewellt, die Lippen zusammengepreßt. Noch immer lag Schweiß auf seiner Stirn, und noch immer glaubte er, etwas anderes zu sehen.
Er wartete.
Irgendwann mußte dieses andere, das Unfaßbare doch auftauchen. Und so wartete er weiter. Zeit existierte nicht mehr. Er spürte nur den Wind, nahm den anderen Geruch auf, der tief in seinen Körper drang und jede Faser erfüllte.
Und dann war es plötzlich da!
Es geschah im Hintergrund, genau dort, wo die unheimliche Straße ihr Ende fand. Da sah er etwas aus der Düsternis des Himmels schweben. Ein Wesen oder eine Wolke, ruhig, dunkel, aufgequollen, in Bewegung und allmählich niedersinkend.
Noch konnte er sich kein exaktes Bild von dem machen, was ihn da erwartete, aber er glaubte, daß menschliche Gestalten inmitten der Wolke standen und sich mit ihr bewegten oder von ihr bewegt wurden, so genau war es nicht feststellbar.
Die Wolke schwebte näher. Sie erreichte bereits die kleine Ortschaft mit der unheimlichen Straße, und aus ihr lösten sich plötzlich vier Gestalten.
Reiter waren es, schwarze Reiter, die einen Hauch des Bösen abstrahlten, das Grauen vor sich hertrugen, auf pechschwarzen Pferden saßen, Lanzen in den Händen hielten und ihren Tieren urplötzlich die Sporen gaben, so daß diese wie ein gewaltiger Wirbelwind voranpreschten und in die Straße hineinritten.
Gleichzeitig flammten auf den Panzern der Reiter Buchstaben auf. Vier Reiter, vier Buchstaben.
Aneinandergelegt bildeten sie ein Wort, einen Begriff: AEBA!
Das sah der Mann noch, bevor er wie von einem gewaltigen Sturmwind erfaßt wurde. Er hatte das Gefühl, in die Leere des Tals hineinzufliegen, schrie noch, schlug auf und blieb liegen.
Ein Ober, der einem Gast eine Flasche Whisky brachte, fand ihn zehn Minuten später bewußtlos in der offenen Zimmertür liegen und alarmierte einen Arzt.
Das Zimmer sah völlig normal aus. Nichts wies auf eine fremde, unheimliche Szenerie hin…
***
Der Mann trug einen grünbeigen Cordanzug, ein rotweiß gestreiftes Hemd und hatte sein dunkles Haar straff nach hinten gekämmt.
Er hatte es zudem mit Gel eingeschmiert. Der modebewußte Mann hieß Mark Tremper, und wer ihn nach seinem Beruf fragte, erhielt mehrere Antworten: Pilot, Killer, Supermann, Schläger, Mörder.
Auch als Stuntman zeigte er seine Fähigkeiten. Er hatte uns gebeten, an den Drehort seines neuesten Films zu kommen, der in Deutschland spielte. Irgendein Streifen aus dem Zweiten Weltkrieg, in Szene gesetzt von einem jungen Regisseur, der sich profilieren wollte.
Das alles sollte uns nur am Rande interessieren, denn Tremper hatte uns aus einem anderem Grund geholt. Es ging um Will Mallmann. Tremper war zu Ohren gekommen, daß dieser Mann vom BKA, den man bewußtlos in einem Frankfurter Hotel gefunden hatte, etwas gesehen haben mußte, das ihn in Alarmbereitschaft versetzte.
Vier Reiter – vier Buchstaben – AEBA!
Will Mallmann wußte genau, wie allergisch ich darauf reagierte.
Aus diesem Grunde hatten Suko und ich die Koffer gepackt und waren nach Germany in den schönen Schwarzwald gefahren.
Keine Panik, man hatte uns nicht für die Schwarzwald-Klinik engagiert, um Dämonen zu operieren, das konnte der Professor Brinkmann viel besser, wir wollten Näheres von dem Mann wissen, der dieses seltsame Erlebnis gehabt hatte.
Wir befanden uns in der Nähe des Feldbergs und waren in einem Café verabredet.
Will Mallmann war leider noch verhindert, er wollte später nachkommen, aber er hatte mir die Beschreibung dieses Stuntman gegeben, so daß ich ihn erkannte.
Wir waren durch den Verkaufsraum gegangen und standen dort, wo die Gäste an den viereckigen Tischen saßen, ihren Kaffee tranken, Kuchen aßen und ansonsten den Blick durch die Panoramascheibe auf die schneebedeckten Hänge genossen.
Es waren wohl alles Urlauber, die, winterlich gekleidet, sich zwischen zwei, drei Abfahrten
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