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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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herumlaufen konnte. Die Nachbarn würden reden, und da Jack gut verdiente, hatte man das doch gewiß nicht nötig.
    Das Schicksal spinnt bisweilen seltsame Fäden. Und einer von ihnen sponn sich von New York bis nach Los Angeles und ließ Vera Miller ein nur mit geringer Auflage verbreitetes Journal in die Hand nehmen: den Schach-Courier.
    Jack Miller spielte Schach und hatte seine Frau in die Regeln eingeweiht. Veras heimlicher Ehrgeiz bestand darin, rasch zu lernen. Sie hatte sich ein Lehrbuch gekauft und brütete oft über Matt-Stellungen für Anfänger und Fortgeschrittene.
    Es war also ganz selbstverständlich, daß Vera Miller die Schachzeitung interessiert durchblätterte, sich die Aufgaben ansah, einen Artikel über Sizilianische Verteidigung las und auch die Fotos betrachtete.
    Als ihr Blick über Seite drei wischte, stutzte sie plötzlich. Irgend etwas elektrisierte sie. Sie fühlte einen Stoß, als pochte jemand gegen ihr Bewußtsein. Starr hielt sie die Augen auf das mit viel Text und zwei Fotos versehene Blatt, prüfte die Gesichter der Männer und Frauen — alle waren Schachmeister — und ließ den Blick an einem knochigen, etwa fünfzigjährigen Gesicht hängen.
    Wo hatte sie dieses Gesicht schon einmal gesehen? Ihre Erinnerung arbeitete. Vera Miller spürte, wie sich etwas angstvoll in ihr zusammenkrampfte. Es war keine gute Erinnerung. Dieses Gesicht…
    Sie las den Namen.
    Elroy Hammer.
    Nie gehört.
    Systematisch begann die Frau nachzudenken. Sie fühlte, daß sie auf etwas ungeheuer Wichtiges gestoßen war.
    In Gedanken ging sie die Jahre zurück.
    Hier in Los Angeles? Sie dachte an alle Bekannten. An die Arbeitskollegen ihres Mannes.
    Das Gesicht war nicht darunter.
    Während der Ferienreisen zu den Inseln. Vera Miller konnte sich nur noch an wenige Leute erinnern, mit denen sie und ihr Mann während dieser Zeit zusammengewesen war. An etwas Unangenehmes konnte sie sich nicht entsinnen.
    Veras Gedanken liefen bis nach New York zurück. Und dann… Die Frau spürte, wie ihr Herzschlag stockte. Natürlich, warum hatte sie nicht sofort daran gedacht. Es war das Grauenvollste, das sich bislang in ihrem Leben ereignet hatte.
    Chuck. In der Nacht, in der er ermordet wurde, hatte er mit einem großen blonden Mann vor der Haustür gestanden. Mit dem Mörder. Den man nie gefunden hatte.
    Dieses Gesicht. Vera hatte es nur wenige Sekunden gesehen. Aber die hellen Augen, die wuchtige, faltige Stirn, das knochige, bleiche Gesicht, das weißlich-blonde Haar — alles war unverwechselbar, hatte sich ihr fest eingeprägt.
    Vera Miller starrte den Schachmeister an.
    Das Gesicht war älter geworden. Der Haaransatz war nach hinten gewandert. Eine knochige Halbglatze wölbte sich über dem verkniffenen, unsympathischen Gesicht.
    Elroy Hammer, New York.
    Als eine Friseuse vorbeikam, hob Vera Miller die Zeitung.
    »Ich möchte den Schach-Courier gern mitnehmen, Peggy. Ich bezahle Ihnen die Zeitung.«
    »Das ist nicht nötig, Mrs. Miller.« Peggy lächelte. »Wir haben sonst keine Kundin, die sich für Schach interessiert. Der Chef hat sich neulich von einem Studenten das Abonnement aufschwatzen lassen. Sonst würden wir die Zeitung gar nicht führen.«
    Eine halbe Stunde später war Vera Miller zu Hause. Ihr erster Griff galt dem Telefon. Sie rief das Büro ihres Mannes an und bekam Verbindung.
    »Ja«, sagte sie atemlos. »Ich habe etwas Unvorstellbares gefunden.«
    »Ich nehme an, einen neuen Pelzmantel, der jetzt im Sommer ganz billig ist«, sagte Jack Miller. Er schmunzelte.
    »Ach, du weißt schon, daß ich gern einen…«
    »Deine Freundin Susanne hat‘s mir erzählt«, kam die Antwort.
    Vera Miller riß sich von dem Thema los. »Aber das ist es nicht, weswegen ich anrufe, Jack. Etwas ganz anderes: Ich habe Chucks Mörder entdeckt.«
    Jack Miller schwieg betroffen. »Was sagst du«, ließ er sich nach einer Weile vernehmen. »Chucks Mörder. Du machst Witze.«
    »Damit spaßt man nicht, Jack. Es ist wahr. Ich habe sein Bild in einer Zeitung gefunden. Er heißt Elroy Hammer und wohnt in New York.«
    »Hat er wieder ein Verbrechen begangen? Hat man ihn dabei geschnappt?«
    »Nein. Begreif doch! Er läuft frei ‘rum. Wahrscheinlich weiß niemand außer mir, daß er ein Mörder ist.«
    »Um was für ein Bild handelt es sich denn?«
    »Der… Mörder ist Schachmeister. Er ist in einer Fachzeitung, im Schach-Courier, abgebildet.«
    »Und du hast ihn wirklich wiedererkannt?«
    »Es ist kein Zweifel möglich,

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