Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Rest des Nachmittags damit, über unerledigter Schreibtischarbeit zu stöhnen.
    Dann wurde es Abend, und wieder passierte etwas, was uns mit unserer Aufgabe einen Schritt voranbrachte.
    Ich habe oft über die Bedeutung von Spitzeln, Vertrauensleuten, Zuträgern — oder wie man sie nennen will — nachgedacht. Fest steht, daß es keine Polizei der Welt gibt, die auf diese zwielichtigen Figuren verzichten kann. Auch das FBI macht darin keine Ausnahme. Wenn ich aber daran denke, wieviele Erfolge wir nur auf Grund richtiger Informationen erzielen, auf Grund der Informationen, die'uns Vertrauensleute geben -— dann wird mir unheimlich zumute. Ein guter Polizist sein, heißt nicht selten, die richtigen Leute kennen, sie richtig behandeln, die richtigen Quellen anzapfen.
    Floyd Snack hatte in Rekordzeit gearbeitet. Vermutlich war der gute Whisky daran schuld.
    Mein Telefon klingelte.
    Ich meldete mich.
    »Hallo«, vernahm ich die heisere Stimme des Penners, »ich kann Ihnen schon einen Tip geben, G-man.«
    »Über Lubbing?« fragte ich gespannt.
    »Ja, er soll in der Jane Street am Hudson eine Bude haben. Ob's stimmt, weiß ich nicht. Ein verlauster Tramp hat‘s mir gesteckt.« Snack sprach in sehr verächtlichem Ton von dem ›verlausten Tramp‹. Ich hätte gern gewußt, für was er sich selbst hielt.
    »Geht's nicht ein bißchen genauer?« fragte ich. »Die Jane Street ist zwar nicht so lang wie ‘ne Avenue. Aber etliche Häuser sind‘s doch.«
    »Letztes Haus auf der linken Seite. Unmittelbar am Miller Highway.«
    Snack legte auf, bevor ich noch etwas fragen konnte.
    Phil stöhnte, als ich ihm erklärte, was im Busch sei. »Muß denn das immer abends passieren, Jerry. Keinem Menschen fällt es ein, uns am frühen Morgen oder wenigstens während der Dienstzeit einen Tip zu geben. Immer abends. Immer dann, wenn andere nach Hause gehen und sich vor den Fernseher setzen.«
    »Keine Müdigkeit, Alter. Was wir Vorhaben, ist spannender als ein Fernseh-Krimi.«
    »Leider auch gefährlicher.«
    Wir nahmen den Jaguar und fuhren ein kurzes Stück in Richtung East River, bis wir auf die breite Schnellstraße gelangten, die rund um Manhattan führt, immer dicht am Wasser entlang. Ich drückte auf die Tube, und der Jaguar schoß wie eine Rakete durch den Abend. Wir umrundeten den Südzipfel der Halbinsel, kurvten an der Battery vorbei, kamen auf den Miller-Highway. Ich trat das Gaspedal noch einmal zu, zwei Drittel durch. Minuten später waren wir in Höhe der Jane Street angelangt.
    Es ist eine ärmliche Gegend, aber kein Slum.
    Wer hier wohnt, muß auf den Cent achten, aber Halbstarken-Banden, lichtscheue Gestalten und Kriminelle gehören nicht ins Straßenbild. Folglich hatte ich auch keine Bedenken, den Jaguar an einsamer Stelle unter einer Laterne abzustellen. Motten und Käfer flatterten und surrten um das Licht und stießen immer wieder gegen das gelbweiße Glas.
    »Letztes Haus. Linke Seite.« Phil wandte den Kopf. »Linke Seite — von wo aus gesehen. Das müßte man wissen«.
    »Wahrscheinlich aus Richtung Innenstadt.«
    Das fragliche Haus war alt. Es stand etwas abgesondert, war mit einem kahlen Gärtchen und einem schmiedeeisernen Zaun umgeben. Alle Fenster waren dunkel. Sein Vis-à-vis kam meines Erachtens als Unterschlupf für Edgar Lubbing nicht in Frage. Es war ein kleines, ziemlich neues Einfamilienhaus. Im Erdgeschoß befand sich ein Gemüsegarten. Die Fenster der ersten Etage waren freundlich erhellt.
    »Hast du den Haftbefehl?« fragte ich Phil.
    Er klopfte wortlos auf die rechte Brustseite, wo die Brieftasche steckte.
    Ich deutete auf das dunkle Haus. »Sieht nicht so aus, als wäre jemand da. Bevor wir uns dort näher umsehen, sollten wir in der Nachbarschaft einige Erkundigungen einziehen.«
    Phil nickte. Auch er blickte hinüber zu dem kleinen, bürgerlich und gemütlich anmutenden Gemüseladen.
    Wir überquerten die Straße und blieben vor der Ladentür stehen. Ich entdeckte eine Klingel. Sie wimmerte, als ich sie betätigte, wie ein junger Hund, den man ausgesperrt hat.
    Es dauerte nicht lange, bis hinten im Laden Licht aufflammte. Ein kleiner dicker Mann mit gesundem rotem Gesicht — wahrscheinlich aß er viel Obst und Gemüse — kam zur Ladentür. Er blickte uns erstaunt, aber nicht unfreundlich durch das blanke Glas an. Dann öffnete er.
    »Guten Abend«, sagte ich. »Wir sind FBI-Beamte. Hier ist mein Ausweis. Dürfen wir Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Bitte sehr«, erwiderte er mit leichtem

Weitere Kostenlose Bücher