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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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können.
    In dem großen Apartment roch es nach Zigaretten und Wacholderschnaps.
    Aber Glas, Flasche oder Aschenbecher waren nirgendwo zu entdecken.
    »Seit wann trinkst du Gin?« wollte Hammer wissen.
    »Ich habe die Flasche geschenkt bekommen. Wollte mal probieren.«
    »Gib mir auch einen.«
    Hammer ließ sich auf die rote Couch sinken. Am Kopf- und am Fußende war sie mit großen grünen Kissen drapiert. Hammer entdeckte einen großen feuchten Fleck auf dem hellen Teppich, der nahezu den ganzen Boden bedeckte. »Hast du Gin vergossen?«
    Das Girl stand an der kleinen Hausbar und beschäftigte sich mit einem Drink.
    »Willst du einen Schuß Zitrone dazu, Roy?«
    »Gem. — Sag mal, hast du Gin vergossen?«
    »Kann sein.«
    Hammer blickte sich um. Irgend etwas war anders, aber er kam nicht dahinter, was es war. Er fühlte eine seltsame, unangenehme Spannung. Sie ging von diesem Raum aus. Oder von Janet.
    »Hast du Ärger gehabt?«
    »Nein. Warum?«
    Der Mörder kramte seine Zigaretten hervor, schob sich eine zwischen die Lippen und ließ das billige Feuerzeug, das er nun schon seit Jahren benutzte, aufschnippen.
    »Du bist so brummig.«
    »Ich fühle mich nicht wohl, bin müde und möchte allein sein.«
    Hammer hob überrascht den Kopf. »Das war deutlich. Es paßt dir also nicht, daß ich vorbeigekommen bin.«
    »Du hättest vorher anrufen sollen. Ich liebe es nicht, so spät überrascht zu werden.«
    Der Mörder stand langsam auf. Er fühlte sich plötzlich so elend und ausgelaugt, daß ihm der Schweiß ausbrach. Das Herz pochte unruhig. Eine Traurigkeit, die jeden Funken Hoffnung erwürgte, fiel ihn an. Noch ein Jahr. Nur ein Jahr. Vincent tot. Ein Mörder, von einem anderen Mörder getötet. Er, Elroy Hammer, selbst ein Mörder. Ein Doppelmörder jetzt vielleicht schon. Und Janet… Was war plötzlich in sie gefahren? So benahm sich keine Geliebte, mit der man das letzte Jahr des Lebens verbringen wollte.
    Der Blick seiner blaßgrünen Augen irrte durch den Raum, blieb an der Tür hängen. Und plötzlich… Es durchfuhr ihn siedend heiß. Mit zwei Schritten war er an der Tür, riß sie auf, stürzte in die Diele, packte die Klinke der Badezimmertür.
    Das Bad war von innen verriegelt.
    Sekundenlang stand Elroy Hammer wie gelähmt. Dann donnerten seine Fäuste gegen die Tür. »Aufmachen!« brüllte er. »Mach auf, verdammter Hund. Ich bringe dich um. Ich…« Seine Stimme überschlug sich, brach ab, wurde zu einem Krächzen.
    Janet Queed riß den Rasenden zurück.
    »Benimm dich vernünftig«, fauchte sie. »Du trommelst das ganze Haus zusammen.« Sie sah nicht das irre Glitzern in den grünen Augen. »Du mußt jetzt vernünftig sein. Schließlich konnte ich ja nicht wissen, daß du heute…«
    Hammers Fäuste schlossen sich um den weißen Hals des Mädchens. Sie gurgelte, krallte wie wild ihre langen, roten Nägel in seine Hände. Ihre grauen Augen wurden weit vor Entsetzen.
    Janet Queed wäre mit dem Rasenden nicht fertig geworden. Aber der breitschultrige, dunkelhaarige junge Mann, der sich im Bad eingeschlossen hatte, vernahm das Gurgeln. Er riß die Tür auf, war mit einem Satz neben Hammer und schlug ihn krachend gegen die Kinnlade.
    Der Mörder taumelte. Aber er ließ noch nicht los.
    Zum zweiten Male traf ihn die nervige Faust des Dunkelhaarigen. Diesmal saß der Hieb unter der Gürtellinie. Hammers Finger erschlafften. Er krümmte sich zusammen. Stöhnte leise.
    »Nehmen Sie Vernunft an«, sagte der Dunkelhaarige. Er war ein bißchen verlegen und versuchte es durch lässige Haltung zu überspielen. Er hatte Janet Queed in die Arme genommen, barg ihren Kopf an seiner Schulter.
    Hammer richtete sich langsam auf. Der würgende Schmerz ließ nach. Mit stumpfem Blick musterte der Mörder seinen Rivalen. Er war jünger. Mindestens fünfzehn Jahre. Er war schlank, sportlich, gutaussehend, elegant.
    Elroy Hammer wandte sich ab, nahm seinen Mantel von der Garderobe, schlurfte zur Tür. Er legte die Hand auf die Klinke, zog die Tür langsam auf. Als er auf den Flur trat, hörte er den Dunklen sagen: »Den siehst du nicht wieder, Janet. Fast tut er mir ein bißchen leid. Muß ein schwerer Schlag für ihn…«
    Die Tür fiel ins Schloß. Hammer hörte nur noch gedämpftes Gemurmel — wie aus unendlicher Ferne.
    Er ging zum Fahrstuhl, ging an ihm vorbei, stieg die Treppe hinunter, Menschen kamen entgegen. Er sah sie nicht. Irgend jemand sagte »Guten Abend«. Hammer hörte es nicht. Sein Gesicht war zur Maske

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