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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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wahnsinnigen Willen, das letzte Jahr zu genießen, sich alles zu gönnen, mit seiner Freundin zu leben, zum ersten und letzten Male den exotischen Atem der Welt wirklich zu spüren.
    Der Mörder ließ sich keine Zeit. Es mußte schnell gehen. Bis zum Antritt des Erbes würden die Tage ohnehin quälend langsam vergehen. Aber dann, wenn er mit den Dollars der Toten um sich werfen konnte… Nicht einen Cent wollte er übriglassen.
    Elroy Hammers Plan stand fest. Am Abend des 3. Juli begann der Mann mit der Ausführung.
    Während des Tages hatte er sich eisern zusammengenommen. Er war seiner Frau leidlich mitfühlend begegnet.
    Als es dunkelte, erhob er sich. »Ich halte es nicht mehr aus, Margret. Ich muß ‘raus, sonst ersticke ich hier. Ich fahre ‘rüber nach Manhattan. Ich werde mich irgendwo betrinken. Kommst du mit?« Er wußte genau, daß sie ihn niemals begleiten würde. Seit langem waren sie nicht mehr gemeinsam ausgegangen.
    »Geh allein«, sagte sie kalt. »Ich werde nicht'auf dich warten.«
    Er nickte. »Ich sollte es nicht tun. Es ist schon spät. Aber hier fällt mir die Decke auf den Kopf. Meine Krankheit und Vincent. — das ist mehr, als ich ertragen kann.«
    »Du hast ihn dir ja nicht mal angesehen.«
    »Ich konnte es nicht.«
    Elroy Hammer begann im Zimmer auf und ab zu laufen. Er mußte noch warten, bis sie ihr Schlafmittel nahm. Sie durfte nicht noch mal durch die Wohnung stöbern, sonst war alles umsonst.
    »Warum gehst du nicht?« fragte sie. »Ich weiß nicht«, antwortete er gequält. »Vielleicht sollte ich doch nicht…«
    Er blieb noch eine halbe Stunde, beschäftigte sich mit einem Buch, fand zwischendurch Gelegenheit, in den Keller zu gehen und dort den Haupthahn der Gasleitung abzudrehen. Da es sich um ein altes Haus handelte, wurden die Öfen der Küche und der Ofen im Badezimmer immer noch mit Gas versorgt.
    Als Margret Hammer zu Bett ging, war es elf Uhr. Elroy ging in die Küche, öffnete laut den Eisschrank und entnahm ihm ein Stück Schinken, dann drehte der Mörder sämtliche Gashähne in der Küche auf. Natürlich entwich kein Gas, solange der Haupthahn im Keller abgedreht war.
    Hammer ging ins Badezimmer, beschäftigte sich mit dem Gasbadeofen, löschte anschließend in der Wohnung das Licht, klopfte noch einmal gegen die Schlafzimmertür, rief »Gute Nacht« und verließ die Wohnung.
    Vor der Haustür blieb er stehen. Er brauchte nicht lange zu warten. Der Schlüssel knirschte im Schloß der Eingangstür und blieb von innen stecken. Das war eine bekannte Schikane von Margret Hammer. Eine Schikane, die der Mörder in seihe Pläne einkalkuliert hatte.
    Jedesmal, wenn Hammer ausging, schloß seine Frau die Wohnungstüren hinter ihm und ließ die Schlüssel stecken. Es war schon mehrfach vorgekommen, daß er bis zum Morgengrauen vor dem Haus gestanden hatte. Margret wachzuklopfen, war unmöglich. Jede Nacht verstopfte sie sich die Ohren mit einer in Wachs getränkten Watte, die kein Geräusch durchließ.
    Elroy Hammer wartete eine knappe Viertelstunde, umrundete dann das Haus, gelangte zu dem Kellerfenster, das er vorsorglich geöffnet hatte, stieg hindurch, gelangte in den Kellerraum, in dem sich der Haupthahn für die Gaszuleitung befand, und drehte den kleinen metallisch glänzenden Riegel.
    Margret lag im Bett, müde von dem Schlafmittel, mit verstopften Ohren. Sie würde das Zischen des aus mehreren Hähnen ausströmenden Gases nicht hören. Das Schlafzimmer lag der Küche genau gegenüber und unmittelbar neben dem Badezimmer. Margret pflegte, wenn sie allein in der Wohnung war, die Schlafzimmertür offen zu lassen, eine alte Gewohnheit. Dafür, daß die Türen von Bad und Küche nur angelehnt waren, hatte der Mörder gesorgt.
    Elroy Hammer verließ seinen Garten, trat auf die Washington Street und ging schnell in Richtung East River. An der Einmündung zur nächsten Seitenstraße stand ein Taxi. Hammer öffnete die rechte Seitentür und ließ sich auf das Polster fallen.
    »Manhattan. Elfte Straße Ost, Nummer 344«, sagte er zu dem Driver.
    Schweigend fuhren sie durch die Nacht. Die Brooklyn-Bridge nahm das Taxi auf. Die Lichterkette von Manhattan blinkte wie ein Sternenmeer herüber. Elroy Hammer hatte das Seitenfenster herabgekurbelt. Der laue Nachtwind strich herein. Der Mörder fühlte sich beschwingt. Um einem Schwindelanfall vorzubeugen, nahm er drei rote Pillen, die er ständig bei sich führte.
    Die Fahrt dauerte nicht lange. »Elfte Straße«, sagte der Driver.

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