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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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und begann, sich die Stirn zu betupfen, sein knochiges Gesicht sah in diesem Augenblick wie das eines Toten aus.
    »Zum Schluß hatte ich ihn zu einem Autohändler gesteckt. Das war vor vier Wochen. Vincent hatte dort ein Zimmer. Aber nach einer Woche war er verschwunden. Einfach durchgebrannt.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Ich habe ihn natürlich gesucht. Bei allen Bekannten. Bei seinen Freunden. Alles vergebens.«
    »Woher wußten Sie so genau, daß er durchgebrannt ist? Er hätte ja auch das Opfer eines Verbrechens sein können?«
    Hammer schüttelte den Kopf. »Er hat seine Sachen gepackt, alles mitgenommen, was ihm lieb war. Hat sogar einen Brief hinterlassen. Das heißt, so etwas Ähnliches.«
    »Kann ich ihn lesen?«
    »Wir haben ihn verbrannt.«
    »Warum?«
    »Vincent schrieb, daß er die Nase voll habe, und — wünschte uns zur Hölle.«
    »Hm Haben Sie dann etwas unternommen?«
    »Ich habe eine Vermißtenanzeige bei der Polizei aufgegeben.«
    »Ihr Sohn ist also seit drei Wochen verschwunden?«
    »Ja.«
    Ich schob Führerschein, Brief, Versicherungspolice und Foto in die schweinslederne Brieftasche, klappte sie zu und steckte sie in meine linke Brusttasche.
    »Eine letzte Frage, Mister Hammer: Welchen Beruf üben Sie aus?«
    Der Mann starrte mich mit verkniffenem Mund an. Seine Rechte senkte sich wieder in die Rocktasche und brachte das Pillenfläschchen zum Vorschein. Er fingerte drei rote Kügelchen heraus und schluckte sie.
    »Ich gehe keiner Beschäftigung nach. Wir haben genug Vermögen. Wir…«
    »Ich habe genug Vermögen«, ließ sich in diesem Augenblick die blecherne Stimme der Frau vernehmen. »Du lebst davon.«
    Hammer wandte langsam den Kopf. Der Blick, den er seiner Frau zuwarf, sagte genug. »Ja«, meinte der Mann langsam und giftig, »du hast genug Geld. Hast es mit in die Ehe gebracht. Hast es gut angelegt. Hast keine Sorgen deswegen. Und ich lebe davon.«
    Es war eine peinliche Szene, aber mir war sie nur halb so peinlich, denn ich hatte kein Mitleid mit diesen Leuten. Man brauchte die beiden nur anzusehen, um die Grundlage ihrer Ehe zu kennen.
    Die Frau war ganz gewiß auch' vor zwanzig Jahren keine Schönheit gewesen. Der Grund, aus dem Elroy Hammer sie geheiratet hatte, war bestimmt nicht mit Liebe zu verwechseln. Was dann kam, war nur folgerichtig: Szenen, Haß, zerrüttete Verhältnisse, ein mißratenes Kind, das natürlich unter dem Milieu zu leiden hatte.
    »Ich bitte Sie«, sagte ich förmlich, »uns sofort zu benachrichtigen, sobald Sie etwas v,on Ihrem Sohn hören.«
    Ich nickte Phil zu, verbeugte mich knapp vor der Frau, dann vor Hammer, dann verließen wir den Raum, Wir gingen durch den Flur, öffneten uns die Haustür und traten in den Regen. Er war schwächer geworden, flimmerte wie ein Film winziger Tröpfchen durch den Abend.
    Wir gingen zur Straße und stiegen in den Jaguar.
    »Was nun?« fragte Phil, als wir uns auf den lederbespannten Sitzen untergebracht hatten.
    »Wir sind wieder soweit wie am Anfang. Vincent Hammer ist entkommen und hat das Geld. Alles gebrauchte Scheine. Nicht mal fortlaufend numeriert.«
    »Fahndung?«
    »Ja. Wir werden sein Bild in den Zeitungen veröffentlichen. Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir dann nicht bald erfahren, wo sich der Kerl verborgen hält. Und dann entkommt er uns nicht.«
    ***
    Die Nacht zum 3. Juli wurde schicksalhaft für das Ehepaar Hammer.
    Als die beiden wieder allein waren, schluckte Elroy zum dritten Mal einige Pillen gegen die rasenden Kopfschmerzen, gegen das anhaltende Schwindelgefühl, das er schon seit Wochen hatte. Der Mann glaubte, an seiner Wut ersticken zu müssen. Nicht wegen Vincent. Sein Sohn war ihm so gleichgültig wie ein fremder Mensch. Mochte der Strolch sehen, wie er mit seinen Problemen fertig wurde. Elroy Hammers Wut richtete sich'gegen seine Frau, gegen das häßliche Geschöpf, das er vor fast zwanzig Jahren geheiratet hatte — wegen des Geldes, das sie einmal erben würde und dann auch tatsächlich geerbt hatte.
    Elroy fühlte Ekel, wenn er seine Frau anblicktte.
    Seit zwanzig Jahren ekelte er sich vor ihr. Aber er brachte nicht die Kraft auf, sich von ihr zu trennen, auf ihr Geld zu verzichten, sich mit Arbeit den Lebensunterhalt zu verdienen.
    Elroy Hammer faßte seine Ehe als Sühne für den Mord auf, den er vor zwanzig Jahren begangen hatte. Aber Elroy Hammer wollte nicht sühnen. Er bereute nichts.
    Als das Schwindelgefühl nachließ, richtete er sich steil auf. »Kannst du in

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