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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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‘rein«, sagte er schnell. »Braucht Sie ja niemand bei mir zu sehen.«
    Wir traten in eine Art Wohn-Schlafzimmer. Auf einer staubigen roten Couch saß ein etwa zwanzigjähriges Mädchen. Das schulterlange Haar war orange gefärbt. Ein Anblick, bei dem sich mir fast der Magen umdrehte. Im übrigen hatte das Girl ein langes Pferdegesicht, grellgeschminkte, aber verschmierte Lippen und Wimpern, die ihr beim Essen hinderlich sein mußten.
    »Das ist meine Nichte«, sagte der Alte. »Sie kann alles hören.«
    Ich nickte und lüftete meinen Hut. Das Girl rauchte eine süßlich duftende Zigarette. Ein abschätzender Blick blieb auf uns hängen.
    »Sie müssen die Treppe hoch«, sagte der Alte. »Bis auf den Dachboden. Oben werden Sie sich nur schwer zurecht finden. Wir haben kein elektrisches Licht. Wenn Sie auf den Boden kommen, müssen Sie sich rechts halten. Dann stoßen Sie bald auf den Verschlag. So ‘ne Art Kammer. Dort wohnt der Bursche. Ich habe ihm den Stall für fünf Dollar die Woche vermietet.«
    »Kein elektrisches Licht?« fragte Phil. »Auch in dem Verschlag nicht?«
    »Doch. Dort is‘ ‘ne Lampe. Aber auf dem Boden nicht. Wir hatten dort oben mal elektrisches Licht. Aber dann hat mir einer von diesen verdammten Mietern die Lampe zertrümmert. Habe bis heute nicht ‘rausbekommen, wer‘s war. Na, mich schert's nicht. Hängt sowieso keiner mehr Wäsche auf. Und Gerümpel kann man auch am Tage abstellen. Dann ist es hell genug.«
    »Haben Sie eine Taschenlampe?« fragte ich.
    Der Alte nickte. Er suchte in einem Schrank herum, brachte eine gewaltige Stablampe zum Vorschein und gab sie mir.
    Eine halbe Minute später stiegen wir die Treppe hinauf. Auf jeder Etage zweigten nach rechts und links matterleuchtete Gänge ab. Es war still in dem großen Haus, obwohl die Wohnungen nicht leerstanden.
    Der Hausmeister hatte uns nicht sagen können, ob sich der Bankräuber — er nannte sich Ted Hilton — in seiner Bude befand.
    Wir erreichten den fünften Stock, ohne daß uns jemand sah. Die Treppe zum Dachboden war mit einer Tür versperrt. Ich legte die Hand auf die Klinke und zog die Tür leise auf. Sie knarrte entsetzlich. In dem stillen Haus war das Geräusch weithin zu vernehmen.
    Phil fluchte leise. »Ein elender Laden. Wenn der Bursche nicht taub ist, muß er uns hören.«
    Hinter der Tür war es dunkel. Wir traten auf die unterste Stufe. Auch sie knarrte, als fühle sie sich für Hiltons Sicherheit verantwortlich.
    Ich ließ die Stablampe aufblitzen. Der grelle Lichtfinger stach durch die Dunkelheit, glitt über schiefe Holzstufen, erhellte den rechteckigen Ausschnitt einer großen geöffneten Bodenluke, strich weiter durch die Dunkelheit und endete unter dem Ziegeldach.
    Wir huschten die knarrende Treppe hinauf, standen auf dem Boden. Ich ließ den Lichtstrahl wandern. Der Speicher war vollgepfropft mit Gerümpel aller Art. Ausrangierte Polstermöbel. Berge von Zeitungen. Bretter, altes Geschirr. Alles verstaubt, schimmlig, nach Moder riechend.
    Dann erreichte der Lichtstrahl den Verschlag. Er sah wie eine riesige Kiste aus, war mit rohen Brettern verschalt, hatte eine primitive Holztür mit Klinke und Schloß. Durch die Ritze sickerte Licht.
    »Er ist da«, flüsterte Phil.
    So leise wie möglich huschten wir über den staubigen Boden. Wegen der knarrenden Treppe hatte ich zwar nicht viel Hoffnung, daß wir bis jetzt unbemerkt geblieben waren — aber Vorsicht konnte trotzdem nicht schaden.
    Vor der Holztür blieben wir stehen. Phil hielt seine 38er in der Hand. Ich fischte meine Waffe mit der Linken aus der Schulterhalfter. Ted Hilton hatte einen der Bankbeamten kaltblütig niedergeschossen. Es war zu erwarten, daß er sich gegen seine Festnahme wehrte.
    Phil schlug mit dem Lauf seiner -Pistole gegen die Holzplanken und stieß im gleichen Bruchteil der Sekunde mit der Linken die Tür auf.
    »FBI. Sie sind…« Phil brach mitten im Satz ab, denn der Verschlag war leer.
    Ich trat rasch ein und warf einen Blick hinter die Tür. Nichts. Obwohl die nackte Glühlampe unter der Holzdecke brannte, befand sich niemand in der Bude.
    Ich sah ein altes Feldbett mit einer grauen Matratze und zwei zerwühlten braunen Decken; einen wackligen Tisch, zwei Stühle, einen schiefen Schrank. Über einem der Stühle hing ein eleganter blauer Tuchmantel.
    Außer der Tür hatte dieser Holzkäfig noch eine zweite Öffnung: eine quadratische Dachluke. Sie war weit emporgeklappt und mit einem langen eisernen Hebel auf den Rand

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