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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Finsternis nur recht sein…
    ***
    Vor der Sperrschranke stoppte Zamorra den Mietwagen. Er stieg aus und benutzte das Telefon, das von einem kleinen Kasten geschützt wurde, um in Tendyke’s Home anzurufen. Scarth, der Butler, meldete sich wenig später. Zamorra nannte seinen Namen.
    »Kommen Sie, Monsieur«, sagte Scarth nur. Er stellte keine Fragen. Professor Zamorra gehörte zu den wenigen Menschen, die jederzeit Zutritt gewährt bekamen. Zamorra hatte den Hörer noch nicht ganz aufgelegt, als die Sperrschranke sich bereits, aus der Ferne elektrisch betätigte, bewegte und die Durchfahrt auf der Privatstraße freigab.
    Zamorra stieg wieder in den Cadillac und fuhr weiter. Wenig später sah er das Haus vor sich, eine Art Bungalow mit eineinhalb Etagen. Die Halbetage unter dem flachen Dach beherbergte Archive und unter anderem auch Tendykes Arbeitszimmer.
    Irgendwie freute Zamorra sich darauf, den Abenteurer wiederzusehen, und er freute sich auch auf die Zwillinge. Weniger, weil die auf dem Privatgelände meistens im Evakostüm herumliefen, sondern einfach ihrer Freundschaft wegen. Er wünschte, Nicole wäre hier. Aber sie würde wohl ebenfalls hierher kommen, sobald die Waldhexe den Vampirfluch von ihr genommen hatte.
    Zamorra hoffte, daß das möglichst schnell der Fall war.
    Er stoppte den Wagen vor dem Haus. Weiter rechts standen die Garagen, die Tendykes kleinen, aber erlesenen Fuhrpark beherbergten. Ein Gärtner sorgte dafür, daß nicht nur die Grünanlagen des Grundstücks, sondern auch die Fahrzeuge stets in Ordnung waren, weil der Mann mit dem Grundstück allein nicht ausgelastet war und außerdem ein hervorragender Mechaniker war, der notfalls aus zwei Konservendosen und einer Schraube einen fahrbaren Untersatz improvisieren konnte.
    Scarth, der Butler, wie immer korrekt in seine Livree gekleidet und stocksteif, als sei er frisch von der britischen Butler-Schule importiert worden, stand bereits in der Tür. Wenn Zamorra ihn mit seinem Diener Raffael Bois im Château Montagne verglich, schnitt Raffael besser ab. Er war zwar entschieden älter, aber weniger steif und dennoch nicht weniger korrekt. Aber Scarth mußte seine Vorzüge haben, sonst hätte ein Mann wie Tendyke ihn nicht beschäftigt, der sich in seiner Lederkleidung im wildesten Dschungel wohler fühlt als im Smoking auf dem Opernball.
    »Darf ich Sie in Tendyke’s Home auf das herzlichste willkommen heißen«, sagte Scarth mit unbewegter Miene, »mir aber zugleich leichte Verwunderung über ihr Erscheinen erlauben, Monsieur Zamorra? Wenn Sie Ihr Kommen etwas früher avisiert hätten, hätten Sie sich die Fahrt hierher sparen können.«
    »Weshalb das?« fragte Zamorra alarmiert. Unwillkürlich tastete er nach dem Amulett, das unter dem Hemd vor seiner Brust hing. Sollte irgend etwas Ungewöhnliches geschehen sein?
    »Nun, Mister Tendyke beliebt nicht hier zu weilen«, sagte Scarth ruhig. »Aber ich darf Sie dennoch hereinbitten. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Darf ich Ihnen eine Erfrischung bringen?«
    »Aber sicher.« Zamorra winkte lässig ab. Dann zeigte er mit dem Finger der rechten Hand auf Scarth. »Vor allem schalten Sie mal Ihre geschraubte Redeweise ab, ja? Ihr ›Darf ich‹ geht mir auf die Nerven, Scarth…«
    »Selbstverständlich, Monsieur. Bitte folgen Sie mir. Drinnen ist das Klima erträglicher, weil geregelt…«
    Ein paar Minuten später saß Zamorra im geräumigen Wohnzimmer mit Blick auf den riesigen Pool und die Parklandschaft dahinter. Die Glastür dorthin war geschlossen, um die Klimaanlage nicht zu überlasten, die im Innern des Zimmers für eine halbwegs erträgliche Temperatur sorgte.
    Zamorra nippte an einem alkoholfreien Drink.
    »Sie sagten, Ihr Dienstherr sei nicht hier«, sagte Zamorra. »Weshalb eigentlich nicht, Scarth? Wo ist er, wo sind die Zwillinge und das Kind?«
    »Deshalb wäre es doch besser gewesen, Monsieur, wenn Sie ihr Kommen vorher angekündigt hätten. Dann hätte ich Sie gleich umleiten können. Mister Tendyke und seine Gefährtinnen befinden sich im Stadtkrankenhaus von Miami.«
    Zamorra seufzte.
    »Warum sagt mir das denn keiner?« murmelte er. Er hätte sich die Fahrt und den Mietwagen sparen können. Ein Taxi hätte ausgereicht.
    Aber nun war er schon mal hier.
    »Wann sind denn die Besuchszeiten, Scarth?«
    Der Butler schloß sekundenlang die Augen, dann schnarrte er die Zeiten auswendig herunter. Zamorra sah auf die Uhr. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Wenn er sofort los fuhr, konnte

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