042 - In den Klauen der Knochenmänner
nichts, wir werden wissen, wofür wir kämpfen, Bosco. Dieses Stillhaltedasein war zwar sehr geruhsam, aber es erfüllte mich nicht, ich war innerlich leer.«
»Ich fühlte genauso.«
»Von nun an wird unser Leben einen Sinn haben, wir werden Freunde haben, die sich für uns bedingungslos einsetzen. Wir werden einen befreienden Schritt aus der Isolation tun.«
Bosco zuckte plötzlich heftig zusammen. Cirda spürte es auch.
»Schwarze Ströme!« stieß Cirda aufgeregt hervor und starrte seinen Bruder beunruhigt an. »In einer Stärke, die für uns bedrohlich ist!«
Bosco sprang auf.
»Was tun wir?« fragte Cirda nervös.
»Nichts. Noch nichts. Wir warten ab«, sagte Bosco rauh.
»Es schleicht um unseren Wohnwagen«, stellte Cirda Merris fest.
»Ja…«, dehnte Bosco. »Und es will zu uns herein.«
»Vielleicht sollten wir die magische Sperre verstärken.«
Bosco schüttelte den Kopf. »Das hätte keinen Zweck. Nicht bei der Kraft, die dort draußen ist.«
»Wir könnten fliehen…«
»Nein, Cirda, wir laufen nicht weg wie Feiglinge. Wir bleiben hier und nehmen die Herausforderung an. Wir stellen uns zum Kampf. Gemeinsam sind wir stark… Vielleicht zieht es auch weiter. Kann sein, daß es von uns nichts will«, sagte Bosco, und seine Augen schienen dem Wesen, das draußen durch die Dunkelheit schlich, zu folgen.
Cirdas Miene wurde hart. »Es nähert sich der Tür.«
Bosco nickte. »Ja, Bruder, ich spür’s. Ich spür’s so deutlich wie du.«
»Es ist eine Kraft, der wir nicht gewachsen sind!« keuchte Cirda aufgeregt. »Es ist…«
Urgewalten hieben die Tür plötzlich auf, als existierte die magische Sicherung überhaupt nicht. Die beiden Dämonen wollten sich im selben Moment in kreiselnde Wirbelstürme verwandeln und den Eindringling attackieren, doch dieser ließ die Verwandlung nicht zu.
Er schockte sie mit einer bannenden Kraft, der sie nichts entgegenzusetzen hatten. Ein grausamer Schmerz fraß sich in die Tornado-Dämonen, deren Gesichter sich qualvoll verzerrten.
Und dann trat er, umwallt von gelben Schwefeldämpfen, in Erscheinung: Asmodis, der Höllenfürst!
***
Vicky Bonney war wie immer mit großem Eifer bei der Sache. Wenn sie etwas in Angriff nahm, machte sie Nägel mit Köpfen. Obwohl sie einem schrecklichen Ende hinter Clint Harrisons Haus nur knapp entgangen war, hatte sie auch jetzt vor, sich auf diesem finsteren Werftgelände bedingungslos einzusetzen.
Sie kroch durch ein Leck in das Wrack eines Frachtschiffs, tastete sich mit ausgestreckter Hand vorwärts, während sie die Derringer-Pistole schußbereit in ihrer Rechten hielt.
Über eine Eisentreppe gelangte sie an Deck, und Sekunden später bemerkte sie zwei Männer, die einen schweren eisernen Anker zu einem Kastenwagen schleppten.
Diebe – das stand für das blonde Mädchen sofort fest, denn jemand, der ein reines Gewissen hatte, arbeitete erstens nicht im Dunkeln und zweitens nicht so lautlos.
Diese Kerle wollten Alteisen abzweigen. An und für sich war das ein ungefährliches Unterfangen, mit dem aber auch kein allzu großer Gewinn zu erzielen war.
Das einzige Risiko bestand normalerweise für die Verbrecher darin, daß sie von der Polizei erwischt wurden.
In dieser Nacht aber herrschten hier jedoch andere Bedingungen.
Auf dem Werftgelände befand sich ein gefährlicher Shlaak, dem die Diebe zum Opfer fallen konnten.
Es waren zwar Verbrecher, aber für Vicky Bonney waren es in erster Linie Menschen, deren Leben möglicherweise bedroht war. Männer, die aus irgendeinem Grund auf die schiefe Bahn geraten waren.
Es war jetzt unwichtig, die Beweggründe zu erforschen, die dazu führten, daß diese Männer zu Dieben wurden. Wichtig war es, ihnen das Leben zu retten.
Vicky trat an die Reling des Schiffes, und im nächsten Moment übersprang ihr Herz einen Schlag. Sie sah Clint Harrison. Er trug das Mädchen auf seiner Schulter.
Die Verbrecher entdeckten Harrison auch und griffen zu ihren Waffen. Sie konnten nicht wissen, daß es unmöglich war, dem Shlaak mit gewöhnlichen Kugeln etwas anzuhaben.
Jetzt verwandelte sich Harrison, und Vicky konnte sich vorstellen, daß die Diebe im selben Augenblick an ihrem Verstand zweifelten.
***
Asmodis!
Er konnte in vielen Gestalten erscheinen, doch eine davon war ihm die liebste, und in dieser trat er den Tornado-Dämonen entgegen.
Sein Blick bohrte sich schmerzhaft in die Augen seiner Untertanen.
Ein Mantel aus schwefelgelben, stinkenden Dämpfen umwallte ihn, Hörner
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