042 - In den Klauen der Knochenmänner
Wagen?«
»Ich park’ ihn um die Ecke.«
»Na schön.«
Bei Einbruch der Dunkelheit verließ Falprin seine Wohnung. Er suchte die Garage einer Leihwagenfirma auf, die wegen finanzieller Schwierigkeiten vorübergehend nicht arbeiten konnte, suchte sich den größten, besten und neuesten Kastenwagen aus und fuhr damit zu Rüssel.
Und nun befanden sie sich auf dem finsteren Werftgelände und beluden schwitzend den gestohlenen Transporter. Sie trugen blaue Arbeitskleidung und lederne Arbeitshandschuhe, um sich an den scharfen Eisenkanten nicht zu verletzen.
Ihr Wagen war halbvoll beladen, als Mark Falprin plötzlich stutzte. Er wollte mit Wayne Rüssel soeben einen rostigen Anker hochheben, ließ es aber sein und hob statt dessen lauschend den Kopf.
»Irgendwas nicht in Ordnung?« fragte Rüssel.
»Ich glaube, da kommt ein Wagen«, sagte Falprin gepreßt.
Rüssel lauschte auch. »Ich höre nichts.«
»Weil du ‘ne taube Nuß bist.«
Es stimmte, Rüssel hatte ein bißchen Schwierigkeiten mit den Ohren. Falprin hörte besser als er, deshalb verließ er sich stets auf diesen.
Die Gangster zogen sich hinter ein verwittertes Schiffswrack zurück, nachdem Falprin hastig die Türen des Kastenwagens zugeklappt hatte. Ein Wagen auf dem stillen, einsamen Werftgelände war noch nicht automatisch eine Gefahr für die beiden.
Es konnte sich um ein Liebespaar handeln, das zu zweit allein sein wollte. Wenn es Nacht wurde, traf man sie in den abgelegensten Gegenden an. Wer weiß schon, wo seine Eltern den Grundstein für seine Existenz legten?
»Das paßt mir ganz und gar nicht in den Kram!« raunte Rüssel dem Komplizen zu.
»Halb so schlimm, das Gelände hier ist sehr groß«, meinte Falprin.
»Vielleicht sind es Bullen, die hier mal nach dem rechten sehen.«
»Schlimmstenfalls entdecken sie unseren Wagen.«
»Dann war die ganze Schufterei umsonst.«
»Sag mir ein Geschäft, das mit keinem Risiko verbunden ist.«
Falprin spitzte die Ohren. Das Motorengeräusch war verstummt.
Er teilte es dem Freund mit.
»Beladen wir unseren Wagen weiter oder hauen wir ab?« fragte Rüssel.
»Wir machen natürlich weiter. Ich bin nicht für halbe Sachen.«
»Aber der Wagen, den du gehört hast…«
»Du weißt doch, was schlimme Jungs mit schlimmen Mädchen anstellen. Bald werden die Scheiben des Fahrzeugs beschlagen, und die beiden werden nichts mehr hören und sehen. Sie haben Besseres zu tun.«
Sie warteten noch einige Augenblicke in der Deckung, dann kamen sie wieder zum Vorschein.
»Los, den Anker jetzt«, zischte Mark Falprin. »Aber versuch leise zu sein.«
»Lautloser als ich arbeitet nur noch ein Geist«, erwiderte Wayne Rüssel grinsend.
Falprin eilte zum Kastenwagen und öffnete die Türen wieder, dann eilte er zu seinem Komplizen, hob mit ihm den rostigen Anker hoch und trug diesen ächzend zum Fahrzeug.
»In ein paar Jahren werden wir sagen: ›Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns mit diesem wertlosen Zeug abgeschleppt haben?‹«
bemerkte Rüssel, nachdem sie den Anker im Wagen verstaut hatten.
»Eisen ist zwar nicht Gold, aber wertlos ist es nicht«, widersprach ihm Falprin.
Ein Geräusch elektrisierte die beiden Verbrecher. Sie fuhren gleichzeitig herum und erblickten einen Mann, der ein Mädchen auf seiner Schulter trug. Sie nahmen sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken, was das zu bedeuten hatte, sondern griffen augenblicklich zu ihren Waffen.
Dann passierte etwas, das die Verbrecher veranlaßte, zu glauben, irgendein Zauber hätte sie in einen grauenvollen Alptraum versetzt.
Der Mann, der das Mädchen trug, verwandelte sich in ein Skelett mit grünen Schlangenfingern.
Daß man diese Wesen Shlaaks nennt, wußten Mark Falprin und Wayne Russel nicht…
***
»Wir sollten die Sache nicht auf die lange Bank schieben«, meinte Arrac Merris.
Seine Brüder sahen ihn gespannt an. Sie waren im Begriff, ein gefahrloses Leben gegen ein Leben voller Gefahren einzutauschen.
Bosco und Cirda schwankten in diesem Moment ein wenig.
War es richtig, was sie zu tun beabsichtigten? Sollten sie sich dem
»Weißen Kreis« anschließen und sich damit völlig vom Bösen abkehren?
»Ich werde Pakka-dee deshalb jetzt gleich aufsuchen«, sagte Arrac.
»Wir werden nicht mehr länger Neutral-Dämonen sein«, brummte Bosco nachdenklich.
»Nein«, sagte Arrac leidenschaftlich. »Endlich werden wir wissen, wohin wir gehören.«
»Wußten wir das bisher nicht?« fragte Bosco. »Wir kümmerten uns nur um unsere
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