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0421 - Report eines Neandertaler

Titel: 0421 - Report eines Neandertaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Experiments.
    „Eines Tages werden wir mehr über die Zeit wissen, Professor. Ich halte eine Debatte zum gegenwärtigen Zeitpunkt für fruchtlos. Außerdem haben wir schon so mehr als genug Probleme."
    Kiner Thwaites lächelte.
    „Schon gut, Sir. Tut mir leid, daß ich überhaupt davon angefangen habe. Alles, was mit der Zeit zusammenhängt, fasziniert mich derartig, daß es manchmal wie ein innerer Zwang über mich kommt."
    „Wir alle haben solche Augenblicke", gestand der Erste Gefühlsmechaniker. „Reden wir nicht mehr darüber."
    Er setzte sich in einen Sessel und wartete auf den ersten Anruf. Eine dreiviertel Stunde später summte der Hyperkom-Melder. Erregt sprang Galbraith Deighton auf und eilte zum Gerät. Der Kommandant der LARRY RANDALL meldete sich.
    „Distanz von fünfhundert Lichtjahren erreicht, Sir.
    Lord Zwiebus hockt ohne Anteilnahme in seiner Kabine. Manchmal lallt er unverständliches Zeug, aber das ist auch alles. Professor Dehuter kümmert sich um ihn."
    Deighton bedankte sich für die Meldung.
    Unterdessen hatte Kiner Thwaites den Interkom aktiviert. Er fragte beim Leiter der Isolierstation an, wie es Alaska Saedelaere ginge. Bevor die Antwort kam, wußte der Parapsi-Mechaniker sie bereits.
    Galbraith Deighton stöhnte unter dem Ansturm neuer Wahnsinnsimpulse.
    Der Transmittergeschädigte tobte erneut.
    Thwaites hielt den Zeitpunkt fest. Wenige Minuten später lief die erste Meldung aus dem GHOST-System ein. Die erbetene Funkbrücke war in höchster Eile arrangiert worden. Schnelle Kreuzer hatten Relaispositionen eingenommen. Auch der Planet Olymp war miteinbezogen worden. Ein Raumschiff der Heimatflotte stieg ständig im Pendelverkehr über die Gegenwartsschwelle vor, funkte den Lagebericht, empfing die Bestätigung und kehrte sofort wieder ins GHOST-System zurück.
    Die Meldung bestätigte den unmöglich erscheinenden Verdacht.
    Alaskas neuer Anfall fiel zeitlich mit einem besonders starken Aufflammen der Sonne zusammen.
    Obwohl das Solsystem sich um fünf Minuten in der Zukunft befand, trat keinerlei zeitliche Verzögerung auf. Die Wahnsinnsimpulse schienen keine Zeitschranke zu kennen.
    Nach der fünften Meldung stand es fest, daß ausschließlich die Sonnenausbrüche Alaskas Zustand beeinflussten. Galbraith Deighton beorderte den Kurierkreuzer mit Lord Zwiebus zurück. Er wußte noch nicht, wie es nun weitergehen sollte.
     
    *
     
    Als Lord Zwiebus erneut in die Klinik eingeliefert wurde, fuhr vor dem Areal ein geschlossener Gleiter vor. Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit langem weißblonden Haar entstieg ihm und ging langsam durch den Parkweg auf das Hauptgebäude zu, nachdem er sich bei den Robotposten ausgewiesen hatte.
    Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete Lordadmiral Atlan, wie zwei Pfleger den Neandertaler zwischen sich in die Klinik zurückführten. Lord Zwiebus ging so dicht an Atlan vorbei, daß er ihn sehen musste. Dennoch zeigte er nicht die geringste Regung. Er erkannte den Arkoniden nicht.
    Atlan blieb äußerlich ruhig. Er hatte im Verlauf seines langen Lebens zuviel gesehen, um von Gefühlen überwältigt zu werden. Beherrscht schritt er hinter Zwiebus her. In der Eingangshalle traf er mit Galbraith Deighton zusammen.
    „Ich bin gekommen", erklärte er nach der knappen Begrüßung, „weil ich gerade auf Quinto-Center weilte, als Sie Ihre Bitte durchgeben ließen. Daraus schloss ich, daß die Wahnsinnsstrahlung nicht nur den Raum, sondern auch die Zeit überwindet."
    Es war keine Frage, sondern eine klare Feststellung. Der sogenannte Logiksektor in Atlans Gehirn wertete Fakten unbeeinflusst von Emotionen aus, und diese Logikauswertungen waren hundertprozentig zuverlässig.
    „Wir sind ziemlich ratlos, Sir", sagte der Gefühlsmechaniker. „Alaska Saedelaere spricht auf Dehuters Behandlung ebenso wenig an wie auf die von Kiner Thwaites."
    „Ich habe es nicht anders erwartet", sagte Atlan, während er neben dem Solarmarschall durch den Flur in Richtung Isolierstation ging. „Allerdings hatte ich auf die zeitliche Distanz gesetzt." Er zuckte die Schultern. „Nun, schließlich stehen wir erst am Anfang, das Phänomen Zeit zu erforschen."
    Eine blauhaarige Paramechanikerin von Dlosil erwartete sie am Eingang der Isolierstation und führte sie in einen Überwachungsraum. Zwei Bildschirme waren eingeschaltet und zeigten sowohl Alaska Saedelaere als auch Lord Zwiebus. Der Neandertaler hockte erneut zusammengekrümmt in seinem Sessel, die mächtigen Hände vor

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