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0421 - Report eines Neandertaler

Titel: 0421 - Report eines Neandertaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tod verschuldet."
    Er sammelte seine Gedanken, während er von Alaska wegsah.
    „Sobald der Patient sich erholt hat, müssen wir dis Gegenüberstellung wagen, Professor. Wir dürfen nicht länger warten."
    Aufrecht ging er hinaus, ließ sich seine Zimmerflucht im Gästeflügel anweisen und atmete erleichtert auf, als er allein war.
    Im nächsten Moment brach er bewusstlos zusammen.
     
    4.
     
    Der Neandertaler hackte unbeteiligt in seinem Sessel. Er nahm nicht wahr, was um ihn herum vorging. Hin und wieder rülpste er, während er die letzte Mahlzeit verdaute.
    Nach einiger Zeit ertönte das akustische Signal zum Schlafen. Ein unbewußter Nervenreflex bewirkte, daß der Sauerstoffgehalt des Blutes absank.
    Lord Zwiebus spürte den unwiderstehlichen Drang nach Schlaf. Instinktiv suchte er seine Schlafzelle auf, daran Inneres so ausgestattet war, daß es Assoziationen zu den Höhlen weckte, in denen Zwiebus und seine Artgenossen vor zweihunderttausend Jahren gehaust hatten.
    Der Neandertaler rollte sich zusammen und war innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen.
    Die Minuten verstrichen. In der Zimmerflucht nebenan kämpfte Alaska Saedelaere gegen Kräfte an, denen er hilflos preisgegeben war. Der Teil des fremden Lebewesens in seinem Gesicht tobte stärker als jemals zuvor.
    Lord Zwiebus ahnte nichts davon. Sein Gehirn war nicht in der Lage, irgend etwas aus seiner Umwelt bewusst zu machen, noch überhaupt zwischen Umwelt und Individualität zu unterscheiden. Alle seine Reaktionen waren Äußerungen blinden Instinkts.
    Aber Instinkthandlungen sind ererbte Fähigkeiten, auf sogenannte Schlüsselreize entsprechende Verhaltensformen, die mit einspurigen lebens- und arterhaltenden Reaktionen beantwortet werden.
    Sobald eine Reizung auftritt, für die keine entsprechende „Instinktprogrammierung" vorliegt, kommt es zu Schockreaktionen des gesamten Nervensystems.
    Der Neandertaler erwachte nach unbestimmter Zeit. Etwas drang unablässig auf ihn ein, womit sein Instinkt nichts anzufangen wußte. Gelähmt vor panischer Furcht, lag Lord Zwiebus auf seinem Lager und stieß dumpfe Angstschreie aus. Danach krümmte er sich in unbeschreiblicher Todesfurcht. Das vegetative Nervensystem reagierte darauf in einer Weise, die einer Flucht vor den Furchtimpulsen glich und unweigerlich zum Tode führen musste.
    Bis schließlich der unsichtbare Damm brach, der das Bewusstsein bisher im finstersten Winkel des Gehirns gefangengehalten hatte. Eine geistige Flutwelle jagte durch die Hirnzellen. Die ersten klaren Gedanken formten sich, überprüften die Wahrnehmungen und korrigierten die sinnlosen Instinkthandlungen. Allmählich beruhigte sich das vegetative Nervensystem.
    Lord Zwiebus richtete sich auf und sah sich um.
    Es war wie das Erwachen nach der zweihunderttausendjährigen energetischen Konservierung. Nur erinnerte sich der Neandertaler diesmal nicht an seine Umgebung. Andererseits wußte er plötzlich wieder, daß die Terraner sich seiner angenommen hatten. Diese schwächlichen Menschen mit den wunderbaren Gehirnen waren seine Freunde. Sie würden nicht zulassen, daß er in Gefahr geriet. Also brauchte er sich nicht zu fürchten, obwohl die Umgebung weitgehend unbekannt war.
    Nach einer Weile erkannte er, daß er sich in einer Schlafzelle befand. Die indirekte Beleuchtung war intensiver geworden, so daß er Einzelheiten wahrnahm. Irgendwo musste der Knopf sein, mit dem sich die Schlafzelle öffnen ließ. Lord Zwiebus probierte an der Schaltkonsole herum. In seinem tierhaften Zustand hätten antrainierte Reflexe sofort für die einzig richtige Bewegung gesorgt. Beim bewußten Handeln dauerte es etwas länger.
    Schließlich aber glitt die nach außen gebogene Tür lautlos zur Seite. Lord Zwiebus schwang sich geschmeidig hinaus und musterte den Wohnraum mit seinen geschwungenen Wänden, der breiten Liege und dem einzigen Sessel. Er wußte nicht mehr, daß er zuvor tagelang stumpfsinnig in diesem Sessel gehockt hatte. Langsam tappte er auf eine andere Tür zu, sah, daß sie in ein seltsam geformtes Bad führte und wandte sich wieder ab. Hinter der nächsten Tür fand er, was er suchte: eine hochmoderne Speisenund Getränkeautomatik.
    Minutenlang starrte er auf die in Interkosmo gehaltenen Beschriftungen der Wähltasten. Er wußte, daß sie ihm früher gesagt hätten welche Taste er bei einem bestimmten Wunsch drücken musste. Die Zeichen kamen ihm bekannt vor. Aber so sehr er sich bemühte, ihre genaue Bedeutung zu erfassen, es gelang

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