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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe, zur Arbeit zu kommen.«
    »Sie bestreiten demnach nicht, daß es Ihr Messer war?«
    »Natürlich nicht.«
    »Erzählen Sie weiter! Was geschah, als Sie den Toten entdeckt hatten?«
    »Ich war ziemlich ratlos. Ich wußte nicht, ob ich das Messer stecken lassen oder ob ich es herausziehen sollte. Ich dachte, Bob lebte vielleicht noch und man müßte das Messer herausziehen. Ich glaube, ich habe es sogar angefaßt. Aber ich brachte es nicht fertig, es herauszureißen. Ich weiß nur, daß ich auf einmal hinter mir jemanden schreien hörte. Ich glaube, es war der Hausmeister. Und wenn ich mich recht erinnere, schrie er: ,Mörder!' Ich fuhr herum, und auf einmal begriff ich, daß er mich selbst damit gemeint haben mußte. Na ja, und da setzte bei mir einfach der Verstand aus. Ich lief hinaus in den Flur, die Treppen hinauf zum Dach und flüchtete über die Dächer der Nachbarhäuser. Ich kann beim besten Willen nicht mehr sagen, wie weit ich gelaufen bin. Irgendwo jedenfalls kletterte ich wieder hinab, kam ins Freie und hastete weiter.«
    »Finden Sie nicht, daß es gescheiter wäre, auf die Polizei zu warten und die Wahrheit zu sagen?«
    Johnny Miller wandte uns den Kopf zu. Sein blasses Gesicht mit den weißen Binden am Hals und an den Schläfen wirkte fast durchsichtig.
    »Ich glaube nicht, daß es besser gewesen wäre«, murmelte er, nachdem er uns lange angesehen hatte. »Denn Sie glauben mir ja jetzt noch nicht einmal.« Er ließ sich auf die Pritsche zurückfallen und hob mit der Linken den Rest seiner Zigarette an die Lippen. Ich stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab. Nach einigem Überlegen entschied ich mich dafür, erst noch den Rest seiner Geschichte anzuhören, bevor ich anfing, gewisse Dinge zu prüfen.
    »Okay«, sagte ich. »Ob wir Ihnen glauben oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle, Johnny. Wir werden Wort für Wort von dem, was Sie uns erzählt haben, nachprüfen. Dabei wird sich die Wahrheit schon heraussteilen, das können Sie mir glauben. Aber jetzt berichten Sie erst einmal weiter. Was taten Sie, nachdem Sie am letzten Sonntag mit Ihrefh Bruder gesprochen hatten?«
    »Ich kam mit einem Güterzug bis Hoboken und Von da mit einem Vorortzug nach New York. Ich suchte mir das Hotel in der 101. Straße und vergrub mich in der Ungezieferhöhle. Da hatte ich Zeit zum Nachdenken. Und da fiel mir etwas auf.«
    »Was denn?«
    »Bob Evans mußte süchtig gewesen sein.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können, G-man. Ich habe mich vorher nie sonderlich um Bob Evans gekümmert. Gut, ja, wir hatten das Zimmer zusammen. Aber wir waren grundverschiedene Menschen. Ich interessiere mich für Sport, Evans hatte überhaupt nichts dafür übrig. Er war ein Bücherwurm Und er war irgendwie krank. Jedenfalls dachte ich das. Manchmal rannte er im Zimmer auf und ab wie ein gefangenes Raubtier. Und manchmal wieder war er aufgedreht wie eine Spieluhr. Er sagte, er hätte es fürchterlich mit dem Magen. Und wenn er wieder seine Tablette genommen hätte, dann ginge es ihm ausgezeichnet, aber ohne das Zeug wäre es manchmal nicht zum Aushalten. Ich sah ihn ja nur abends, sonst wäre es mir vielleicht schon früher aufgefallen. Aber seit ich über ihn nachgedacht habe, sehe ich ihn plötzlich mit anderen Augen. Können Sie das begreifen?«
    »Sicher«, brummte ich. »Das ist verständlich.«
    »So muß es wohl sein«, sagte Johnny-Miller. Er starrte wieder gedankenverloren zur Decke. »Ich hatte ja in den letzten beiden Wochen Zeit, darüber nachzudenken. Immer wieder fragte ich mich, wer ein Interesse daran haben könnte, Bob Evans umzubringen. Sein seltsames Verhalten fiel mir wieder ein. Und da kam mir auf einmal der Gedanke, ob seine Unruhe, die sprunghaft mit übermütiger Laune wechselte, nicht darauf zurückzuführen sei, daß er rauschgiftsüchtig war. Ich hatte mal ein weißes Pulver bei ihm gefunden. Er sagte, es wäre ein Magenmittel. Aber eine richtige Medizin ist doch nicht einfach in einem Fetzen Papier eingewickelt!«
    »Natürlich nicht.«
    »Sehen Sie! Je mehr ich daran dachte, Bob könnte süchtig gewesen sein, um so erklärlicher fand ich sein launisches Benehmen. Auf einmal fanden Dinge eine Erklärung, die vorher rätselhaft gewesen waren, über die ich aber auch nicht weiter nachgedacht hatte. War er wirklich süchtig, G-man? Sie müßten es doch wissen?«
    »Nach dem Obduktionsbefund war er lange Zeit hochgradig morphiumsüchtig.«
    »Sehen Sie!« rief

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