0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
welche Geschäftsmöglichkeiten sich dadurch ergeben. Aber der und vernünftig!
Auf den Gedanken, daß es mit seiner eigenen Vernunft auch nicht weit her war, kam er natürlich nicht. Er schrak aus seinem Grübeln auf, als Blancher hastig wieder über die Straße gelaufen kam. In der rechten Hand hielt er einen fest faustgroßen Stein, den er irgendwo aus dem Park geholt haben mußte, wahrscheinlich von einem Beet.
»Drück dich hier hinter diese Säule«, raunte Blancher und zeigte auf ein vorgebautes, von mehreren Säulen getragenes Portal. »Der nächste Hauseingang ist es! Sobald du mich hineinlaufen siehst, kommst du wie der Blitz nach! Kapiert?«
»Aber der Hausmeister? Oder der Portier? Solche vornehme Buden haben doch garantiert irgendeinen in der Halle sitzen!«
»Ich bin ja gerade dabei, den Kerl wegzulocken!« schnaufte Danny Blancher kopfschüttelnd. »Mit deiner Auffassungsgabe kannst du über die Hilfsschule nie ‘rausgekommen sein, Sniff! Also denk daran: Schnell wie der Blitz ‘rein ins Haus, sobald du mich laufen siehst. Klar?«
»Alles klar, Danny!«
Blancher nickte und ging ein paar Schritte auf den nächsten Hauseingang zu. In der Fassade dieses Gebäudes gab es ein paar der übrigen Front vorragende Pfeiler und Gesimse. Blancher drückte sich probeweise in den Schatten eines dieser Pfeiler, schien zufrieden zu sein und trat wieder heraus auf den Gehsteig. Um diese späte Nachtstunde gab es in diesem vornehmen Viertel keine Fußgänger mehr. Blancher durfte sich also unbeobachtet fühlen.
Gespannt verfolgte Gayton, was Blancher vorhatte. Jetzt war der Privatdetektiv, fast am Eingang des Hauses angekommen. Aus der Halle fiel gelber Lichtschein durch die Ganzglas-Schwingtüren und die beiden hohen Fenster. Blancher reckte sich, holte aus und warf den mitgebrachten Stein durch das rechte Fenster, das mit lautem Klirren barst. Mit zwei raschen Schritten gelangte er an die Hauswand und drückte sich in den Schatten des Pfeilers, auf der der Haustür abgewandten Seite.
Kaum war das Klirren des ' Glases verklungen, da eilte eine uniformierte breitschultrige Gestalt aus dem Haus und sah sich nach allen Seiten um. Als der Portier nach Süden blickte, sah Gayton, wie Blanchers Arm aus der Finsternis hervorkam. Er mußte sich zwei Steine aus dem Park mitgebracht haben, denn jetzt schleuderte er einen anderen hinüber in das Gesträuch am anderen Straßenrand. Zweige knickten laut.
»Ihr verdammten Halunken!« knurrte der Portier und lief laut fluchend über die Straße auf das Gebüsch zu.
Blancher huschte um den Pfeiler herum und eilte geräuschlos auf den Eingang zu. Gayton spurtete ebenfalls los. Atemlos gelangten sie beide ungesehen in die Halle. Gayton lief, ohne nachuzdenken, auf die Wand mit den vier Fahrstühlen zu, aber Blancher rief ihn zurück: »Bist du verrückt? Nicht den Fahrstuhl!«
Gayton veränderte seine Richtung und folgte Blancher auf eine Tür zu, die dieser schnell aufriß. Dahinter wurde das von der Baupolizei trotz aller Fahrstühle vorgeschriebene Treppenhaus sichtbar. Keuchend drückte Gayton die Tür hinter sich wieder zu.
Schweigend stapften sie in dem staubigen Treppenhaus empor. Es war deutlich zu sehen, daß es normalerweise nicht benutzt wurde und nur für den Katastrophenfall vorgesehen war.
In der achten Etage endlich bog Blancher auf dem Treppenabsatz nach links, wo eine Metalltür in den eigentlichen Korridor dieser Etage führte.
Leise zog Blancher die Tür auf und spähte durch den Spalt. Mit der Hand winkte er. Gayton folgte ihm und Zog die Tür hinter sich zu. Schwere, rote Teppiche dämpften ihre Schritte. In regelmäßigen Abständen hingen doppelarmige Leuchtkörper an den Wänden. Nach jeweils vier Türen kam eine Nische, in der ein kleiner, runder Tisch und zwei Sessel mit einer Stehlampe angeordnet waren. Alles verriet Geld und den Geschmack eines hochbezahlten Innenarchitekten.
Danny Blancher mußte die Örtlichkeit genau kennen. Er drückte eine Tür auf und geriet mit Gayton in eine Art Abstellkammer. Zwei Staubsauger, mehrere Besen und anderes Reinigungsgerät standen herum. Blancher tastete sich im Licht der roten Notbeleuchtung bis zum Fenster und schob es auf. Er kletterte hinaus.
Gayton folgte ihm, nachdem er gesehen hatte, daß die Feuerleiter draußen entlanglief.
»Leise!« raunte Blancher über die Schulter zurück.
Gayton nickte, ohne daran zu denken, daß es sein Komplice in der Dunkelheit ja doch nicht sehen konnte. Als er eine
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