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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihrer komplizierten, vielschichtigen Persönlichkeit. Aber er fand keinen Zugang zu dem, was er mit der Verschmelzung hatte erreichen wollen.
    Er öffnete die Augen.
    Tatjana lächelte verloren. »Du hast Angst vor mir«, sagte sie traurig. »Ich bin zu stark für dich, und du willst dich nicht in mir verlieren. Es ist schade.«
    Zamorra seufzte. »Tut mir leid. Ich hatte es mir etwas anderes erhofft. Wir können beide nichts dazu, daß es nicht funktionierte.«
    »Das hier ist ein faszinierendes Etwas«, sagte sie leise. »Irgendwie ähnelt es Yannatehs Ring …«
    Er beugte sich vor. »Was?« stieß er erregt hervor. »Was hast du gesagt?« Seine Hand berührte sekundenlang ihre Schulter und zuckte zurück. Er unterdrückte einen Schmerzlaut. Ein Stromstoß durchfuhr ihn, als habe er einen Zitteraal angefaßt. Ein helles Flimmern umgab seine Hand und erlosch wieder.
    »Ich? Gesagt? Was, Zamorra?« Ihre Stimme klang, als sei sie ganz weit weg.
    »Du hast das Amulett mit Yannatehs Ring verglichen«, stieß er hervor.
    »Habe ich das? Ich … ich weiß es nicht … bitte, laß mich allein, Zamorra. Ich muß nachdenken. Ich muß das alles verkraften. Aber du kannst später gern wieder zu mir kommen. Ich selbst darf dieses Schiff ja nicht verlassen … sie fürchten, zu viele andere Gedanken könnten mich stören, weil sie fremd und neu sind …«
    Sie schloß die Augen.
    Zamorra lächelte. Er strich ihr durchs Haar wie einem kleinen Kind und verließ leise die Kabine.
    ***
    »Was zum Teufel haben Sie mit dem Mädchen gemacht?« fuhr ein Mann Zamorra an, den er bisher noch nicht gesehen hatte. Er wartete neben Saranow auf dem Gang. Etwas war an ihm, das Zamorra zeigte, um wen es sich handelte, obgleich er nicht wußte, welcher Reiz es exakt war, auf den er ansprach.
    »Nichts, was sie nicht selbst gutgeheißen hätte, Genosse Stern«, gab Zamorra ebenso frostig zurück, wie er von dem Telepathen angesprochen worden war.
    »Aber sie brennt«, sagte Sergej Stern wütend. »Ich konnte es bis in meine Unterkunft fühlen. Jetzt ist sie wieder für Tage weg vom Fenster …«
    Die Tür wurde hinter Zamorra geöffnet. Das Mädchen trat auf den Gang. Sterns Augen wurden groß.
    »Reg dich nicht auf, Sergej«, sagte Tatjana. »Diesmal ist es anders, verstehst du? Ich glaube, ich habe an Kraft gewonnen.«
    Stern preßte die Lippen zusammen und verschwand ohne ein weiteres Wort. Auch Tatjana zog sich wieder zurück.
    Saranow faßte Zamorra am Arm und zog ihn mit sich an Deck. »Erstaunlich«, stellte er fest. »Stern war außer sich, Ihr habt eine Bewußtseinsverschmelzung gemacht?«
    »Hat er das bemerkt?«
    »Natürlich. Hast du etwas anderes erwartet? Tatjana ist Glokowas und sein Hätschelkind. Er machte mir Vorhaltungen, daß ich dich zu ihr gelassen habe. Habt ihr etwas erreicht?«
    Zamorra erzählte von seinem Fehlschlag.
    »Es war zu erwarten«, sagte Saranow. »Aber mir hättest du ja nicht geglaubt, wenn ich es dir prophezeit hätte. Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand. Aber hier findest du deine Grenzen. Du bist ein Dämonenjäger. Mit denen kennst du dich aus, und mit Magie. Aber PSI als reine Wissenschaft, wie wir sie durchführen – die kennst du nur aus der Theorie.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Er war aus Erfahrung anderer Ansicht. Aber er wollte nicht mit Saranow darüber streiten. Der Freund war etwas unmutig. Sergej Stern hatte seinen Zorn zuerst an ihm ausgelassen, und das verdroß ihn. »Was nun, Zamorra?«
    »Ich will mit den beiden Überlebenden von der SEAFOX sprechen«, sagte er. »Danach sehe ich mir den Schatz an.«
    »Das heißt, daß du die ANTARES abziehst?«
    »Die werdet ihr wohl weiter als Schutz brauchen, denke ich«, sagte Zamorra. »Es wird eine andere Lösung geben.«
    Saranow lächelte. »Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht – ein NATO-Kreuzer übernimmt den Schutz eines russischen Forschungsschiffes, von dem man annimmt, daß es militärische Forschungen betreibt …«
    »Cayce scheint recht zu bekommen«, sagte Zamorra.
    Saranow stutzte. »Edgar Cayce? Der Prophet?«
    »Ja. Er sagte die großen Veränderungen voraus. Zwar nicht ganz konkret, aber immerhin … so einiges scheint doch einzutreffen. Alles verändert sich …«
    »Ja. Und New York versinkt noch vor der Jahrtausendwende. Ich hoffe, daß er sich zumindest in dem Punkt irrt.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wo ist Retekin?«
    »Auf der Brücke. Wie immer. Ich glaube, er schläft nie. Er

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