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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verläßt sie nur, wenn er ißt, trinkt oder zum Klo muß. Was willst du vom Genossen Kapitän?«
    »Ich will sein Funkgerät benutzen«, sagte Zamorra. »Dann brauchen wir nicht erst zur ANTARES zurück.«
    ***
    Derselbe Hubschrauber, der sie gestern zur ANTARES gebracht hatte, flog sie jetzt nach Wellington. Die Piloten hatten den Auftrag, zur weiteren Verfügung zu stehen. Neuseeland gehörte zum britischen Commonwealth, und von dort zur NATO war es nur ein kleiner Schritt – im Zuge der ›Amtshilfe‹ hatte man den Sikorsky abgeordnet.
    Nicole verschwand kurzzeitig in einer Boutique und tauchte später in einem kurzen, ärmellosen Kleid aus bunt bedrucktem Stoff wieder auf. »In den anderen Klamotten ist es bei dieser Hitze doch nicht auszuhalten«, rechtfertigte sie ihren Einkauf. Zamorra zuckte mit den Schultern. Wenn sie in diesem luftigen Aufzug später die Gemüter von Siccines Troopern in Wallung brachte – nun, er hatte sie gewarnt.
    Beatrice Langdon und Jessica Cyleen befanden sich im City-Hospital der neuseeländischen Hauptstadt. Die Ärzte hatten noch Bedenken, die beiden Mädchen nach Hause zu schicken. Ihr seelischer Zustand sei noch nicht völlig stabil, und deshalb sei es auch nicht gut, sie dadurch wieder in Unruhe zu versetzen, daß ihre Erinnerung gefragt war … Immerhin half Zamorras Profession als Parapsychologe ein wenig, die Besuchs- und Sprecherlaubnis zu erlangen.
    »Aber nicht länger als eine Viertelstunde«, warnte Dr. Maunoa.
    Und dann fiel es Zamorra schwer, Beatrice Langdons Alter zu akzeptieren. Ihr Haar war grau, und in ihrem Gesicht gab es Falten, die eher zu einer Sechzigjährigen gepaßt hätten. Das Grauen, unter dem verheerenden Beschuß des Piratenschiffes zu liegen und später die sterblichen Überreste der Freunde auf dem Basaltplateau zu finden, hatte sie unheimlich schnell altern lassen.
    Zamorra begriff, daß die Ärzte zumindest Beatrice noch nicht ohne Aufsicht lassen konnten, als er sie sprechen hörte. Jessica Cyleen hatte das Geschehene besser verkraftet, und sie setzte sich mit dafür ein, Beatrices seelischen Zustand zu verbessern und auszugleichen.
    Jessica wurde Gesprächspartnerin, weil Zamorra es nicht verantworten konnte, Beatrice in Aufregung zu versetzen. Jessica dagegen war in der Lage zu erzählen, ohne in Schwierigkeiten zu kommen; sie war über den Schock hinweg. Mit erstaunlicher Präzision berichtete sie von dem Fiasko, zu dem die Vergnügungsreise geworden war, und war dabei wesentlich ausführlicher, als Siccine und Retekin es hatten sein können, die das Geschehen ja auch nur aus zweiter Hand kannten.
    Über die Beobachtungsgabe Jessicas war Zamorra erstaunt. Dann fragte er nach dem Ring, von dem in den Worten des sterbenden Luc Bonnard die Rede gewesen war.
    »Man hat ihn nicht mehr gefunden«, sagte Jessica.
    »Können Sie sich vorstellen, daß man nicht sorgfältig genug gesucht hat? Oder daß er vielleicht wieder in der Vertiefung verschwunden ist, ehe die Steinplatte sich darüber wieder schloß?«
    Jessica zuckte mit den Schultern. »Weshalb interessieren Sie sich ausgerechnet für diesen Ring? Vom Rest des Schatzes sprechen Sie gar nicht …«
    »Der Ring könnte vielleicht ein Schlüssel zu den Ereignissen sein«, sagte Zamorra. »Er ist wichtig.«
    »Hat Luc Bonnard vielleicht den Namen Yannateh erwähnt?« warf Nicole ein. Und als Jessica stumm verneinte, fügte sie hinzu: »Wissen Sie, daß man diesen Segler für ein Gespensterschiff hält?«
    »Genauso, wie man unsere Erzählung von dem Schatz als Hirngespinst bezeichnet«, sagte Jessica bitter. »Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Steinplatte wieder zu öffnen, weil außer ein paar kümmerlichen morschen Holzsplittern auf dem Plateau nichts mehr zu finden war … alles muß in den Explosionen und den Feuerbällen restlos weggebrannt sein. Und die Flut hat die Asche weggespült. Aber wenn dieser Segler ein Gespensterschiff war, dann waren zumindest seine Kanonen sehr real.«
    »Wären Sie bereit, uns das Plateau und die Steinplatte zu zeigen?« erkundigte sich Zamorra vorsichtig.
    Mit Jessicas heftigem Zusammenzucken hatte er gerechnet, aber sie verkraftete seine Frage schneller, als er gedacht hatte. »Wollen Sie ebenfalls versuchen, den Schatz zu erbeuten und sich einem Angriff dieses Dreimasters aussetzen, Zamorra? Ich nicht … ich werde keinen Fuß mehr dorthin setzen, nicht einmal, wenn sonst die Welt unterginge!«
    »Sie rechnen damit, daß das Schiff

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