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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mit der Feier nicht geklappt hatte, zeigten sie ihre Enttäuschung nicht. Saranow fing sie schon an der Reling ab.
    »Es ist besser, wenn du allein mit dem Mädchen sprichst, Zamorra«, warnte er. »Laß Nicole lieber erst einmal draußen.«
    »Wozu soll das gut sein?« wollte Nicole wissen.
    Saranow hob die Brauen. »Ich möchte vermeiden, daß Tatjana noch einmal einen Schock bekommt. Ich kann’s zwar nicht beweisen, aber ich habe den Verdacht, daß etwas an dir sie erschreckt hat, Schwesterchen Nicole.«
    »Ich bin doch kein Monster!« wehrte die Französin sich.
    »Das hat auch keiner behauptet … trotzdem …«
    Zamorra betrat die Kabine der Telepathin. Es war dämmerig; durch das kleine Fenster drang nur wenig Licht herein. Die Lampe war ausgeschaltet; dafür brannten auf dem Tisch drei Kerzen und verbreiteten einen weichen, gelblichen Lichtschein in der Kabine. Tatjana sah dadurch nicht ganz so blaß aus. Dennoch wirkte sie einsam und verloren, wie sie da in ihrem Sessel kauerte, die Knie unters Kinn gezogen, und Zamorra ansah.
    Er schloß die Tür hinter sich. Saranow war draußen geblieben.
    Tatjanas Augen wurden größer. »Warum kann ich deine Gedanken nicht lesen?« fragte sie leise. »Ich … ich kann es nicht …«
    Ungläubiges Staunen sprach aus ihr. Sie erhob sich aus dem Sessel und kam auf Zamorra zu, berührte seine Schläfen mit den Händen. Langsam schüttelte sie den Kopf. »Wahrhaftig. Es geht nicht. Wer bist du? Ich fühle, daß du auch die Gabe hast, aber nur ganz, ganz schwach, und trotzdem sind deine Gedanken mir verschlossen …«
    Zamorra verstand sie klar und deutlich, als spräche sie französisch oder englisch zu ihm. Dabei formte ihr Mund russische Wörter.
    »Eine Sperre«, sagte er. »In mir gibt es eine posthypnotische Sperre. Einen Block, der verhindert, daß meine Gedanken gelesen werden können. Fühlst du diesen Block nicht, Tatjana?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf, aber ihre Augen leuchteten hell.
    »Wie schön ist das«, flüsterte sie und trat ein paar Schritte zurück. »Wie wunderbar … ich kann mit jemandem sprechen, dessen Gedanken sich mir nicht aufdrängen …«
    »Du leidest unter deiner Gabe, nicht wahr?« sagte er.
    Sie nickte stumm.
    »Ich kann versuchen, dir zu helfen«, bot er an. »Ich habe Möglichkeiten, die Professor Saranow und sein Team nicht besitzen. Ich könnte dich lehren, eine Abschirmung zu erzeugen.«
    »Das kann ich nicht glauben«, stieß sie hervor. »Die Unzertrennlichen können mir nicht helfen, und du bist zu schwach …«
    »Aber ich habe eine starke Hilfe«, sagte Zamorra. Er öffnete das Hemd. Darunter schimmerte vor seiner Brust die handtellergroße Silberscheibe. Merlins Stern , das zauberische Amulett mit den unglaublichen Kräften.
    Sie starrte es an. »Etwas denkt darin«, sagte sie. »Aber ich kann die Gedanken ebenfalls nicht erfassen.«
    »Ich schlage dir ein Geschäft vor«, sagte Zamorra. »Du erzählst mir etwas über das Amulett, und ich zeige dir, wie du in dir eine Sperre errichten und dich damit abschirmen kannst.«
    Sie nickte. Lautlos signalisierte sie ihr Einverständnis.
    »Aber die Frau, die bei dir ist … sie soll das Schiff verlassen«, sagte sie plötzlich. »Ich ertrage ihre Nähe nicht.«
    »Warum?«
    »Sie hat die Gabe ebenfalls«, sagte Tatjana leise. »Aber etwas stimmt mit ihr nicht. Es ist falsch. Sie dürfte keine Telepathin sein.«
    »Sie wurde dazu gemacht«, sagte Zamorra.
    »Vielleicht ist es das, was stört. Doch ich ertrage ihre Nähe nicht. Schon jetzt ist es schlimm, sie in der Nähe zu spüren. Doch sorge bitte dafür, daß sie mir nicht noch näher kommt. Gestern … es war schlimm.«
    Ein Gedanke durchzuckte Zamorra. »Siehst du Yannateh in ihr?«
    Da wich sie vor ihm zurück, und sie starrte ihn an wie ein Gespenst.
    »Yanneteh – was weißt du von Yannateh?«
    »Das wollte ich dich fragen«, gab er zurück. Er wunderte sich, wieso er auf diesen Gedanken gekommen war, Nicole mit Yannateh zu vergleichen. Er wußte doch nicht einmal, ob es sich überhaupt um eine Person handelte, ob es ein Mann oder eine Frau war – oder ein Dämon …
    Er wußte doch gar nichts!
    »Als du vor Tagen mit ›Fedor‹ gesprochen hast, nanntest du mitten in der Sitzung den Begriff ›Yannatehs Ring«‹, sagte Zamorra. »Was ist damit? Was weißt du von diesem Ring?«
    »Nichts, Zamorra … nichts.« Ihre Stimme war nur noch ein leiser Hauch.
    »Hat ›Fedor‹ dir diesen Begriff

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