0423 - Die Monster-Insel
die von gestern war.
»Hier… schauen Sie sich dieses Foto an, Batwater, und erzählen Sie mir dann noch einmal, Sie hätten diese Kreatur auf der Insel gesehen.«
Batwater staunte. »Das Bild sehe ich zum ersten Mal. Woher hat die Zeitung es? Haben die etwa schon einen Bildreporter auf der Insel gehabt?«
Zamorra glaubte ihm kein Wort mehr. Seiner Meinung nach hatte Batwater dieses Foto doch gesehen und wollte sich mit seiner Beschreibung einer unirdischen Kreatur wichtig ma chen. Dabei war nicht gesichert, ob dieses Wesen auf dem Foto tatsächlich existierte, oder ob da jemand ein wenig retuschiert hatte, um die Seite mit einer Gurkenmeldung zu füllen.
Er brachte das Gespräch zu einem freundlichen, aber bestimmten Ende und zerriß seine von Batwater verbesserte Zeichnung. »Woher stammt denn das Foto, Nicole? Die Zeitung kenne ich, bloß habe ich das Bild nicht gesehen…«
»Weil du dran vorbei gelesen hast. Du hast dich ja gestern nur für die Insel interessiert… aber Batwater hat die Wahrheit gesprochen. Du hättest ihn nicht so verärgern sollen…«
Er hob die Brauen und sah sie an. »Du hast…?«
»Ich hatte kurzzeitig Kontakt, als seine Verärgerung ein paar Schranken in seinem Gehirn niederriß. Da konnte ich sehen, daß er die Wahrheit sagte, aber ich konnte dir doch nicht mehr in die Parade fahren, weil ich dann hätte preisgeben müssen, für ein paar Sekunden seine Gedanken gelesen zu haben…«
Zamorra nickte betroffen. Nicole hatte recht. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon so weit festgelegt, daß eine Meinungsänderung nicht glaubwürdig zu vertreten gewesen wäre.
Und anzudeuten, daß Nicole telepathische Fähigkeiten besaß, hätte wiederum Batwater spöttisch auflachen lassen - oder ihn zum Feind gemacht, denn wer hat es schon gern, wenn andere in seinem Gehirn herumschnüffeln und die geheimsten Intimitäten freilegen?
Dabei legte Nicole es sicher nicht darauf an. Unterbewußte Geheimnisse interessierten sie nicht. Sie besaß auch nur schwach ausgeprägte Fähigkeiten, und das erst seit ihrem Zwischenstadium als Vampirin, das sie durch die Hilfe der brasilianischen Waldhexe Silvana überwunden hatte. Sie konnte, wenn sie sieh anstrengte, Gedanken lesen, die oberflächlich waren, aber dazu mußte sie in einer bestimmten Nähe ihres Kandidaten sein - ihn zumindest sehen können.
Bei Zamorra war diese Para-Fähigkeit noch schwächer vorhanden. Er brauchte auch noch eine bestimmte Grundstimmung dafür. Aber weder er noch Nicole hielten diese Gabe für ein Göttergeschenk, sondern eher für eine Belastung, und sie waren froh, die Telepathie kontrollieren zu können.
Tatjana, das Mädchen auf dem russischen Forschungsschiff, hatte das nicht gekonnt, bis Zamorra ihr zeigte, wie man seine eigene Telepathie unter Kontrolle bekommt und sich gegen fremde Gedanken förmlich abschirmen kann. Vielleicht hatte er sie damit vor der langsamen Entwicklung zum Wahnsinn bewahrt.
Zamorra überflog den kurzen Artikel zum Bild. »Dieses seltsame Ungeheuer soll also von der Insel stammen?« überlegte er. »Aber was ist denn das da für ein weiteres Geschöpf, das nur so unscharf am Rand angeschnitten ist? Das ist doch kein Mensch…«
»Fragen wir bei der Zeitung nach, die das Foto veröffentlicht hat. Irgend jemand muß es doch geknipst haben.«
Aber die Zeitung mauerte. Auskünfte über Mitarbeiter wurden nicht gegeben. Offenbar vermutete der Redakteur, daß jemand von der Konkurrenz den Fotolieferanten und mit ihm auch die Redaktion, die das Bild angekauft hatte, als dumme Spinner bloßstellen wollte.
»Hinfahren und persönlich vorsprechen?« überlegte Nicole.
Zamorra nickte. »Gute Lösung…«
***
Ein paar Stunden später schien die Idee gar nicht mehr so gut zu sein.
Nach einiger Mühe, den Redakteur zu überzeugen, hatte der schließlich den Kontakt zu einem Mann namens Rollins hergestellt, der für das Foto verantwortlich zeichnete und in Brisbane wohnte, rund achthundert Kilometer weiter nördlich. Nur war dieser Mann im Büro eines Ministers der australischen Regierung in Canberra tätig, und damit nicht automatisch erreichbar und zu sprechen.
Erst am folgenden Tag kamen Zamorra und Nicole mit ihm ins Gespräch. Sie waren mit einem Mietwagen nach Canberra gefahren, nachdem sie einen Gesprächstermin vereinbart hatten.
Rollins wurde immer zugeknöpfter, je länger sie sprachen. Er wollte keine Auskünfte geben. »Ich stelle mich doch nicht selbst bloß«, knurrte er. »Machen
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