0424 - Der Drachen-Clan
lassen.
Da schrie Ted Ewigk auf.
»Nein!« brüllte er. Und er entfesselte in diesem Moment Körperkräfte, die er sich selbst niemals zugetraut hätte. Er wollte nicht, daß Lo Yina starb. Damals, vor mehr als zehn Jahren, hatte ein Drachendämon Eva Groote getötet, und jetzt wollte ein Drachendämon Lo Yina morden…
Ted schnellte hoch.
Vier nicht gerade schwache Männer, die ihn am Boden hielten, flogen förmlich zur Seite. Ted stand, und aus dem Stand spurtete er los. Er ignorierte die Tatsache, daß er gegen die Dutzende von Chinesen schließlich doch keine Chance haben würde, aber er mußte Lo Yina davor bewahren, getötet zu werden.
Und vor seinem geistigen Auge sah er wieder den Dämon von damals, den Drachen, der sich beliebig in einen Menschen verwandeln konnte und umgekehrt… jenen »Doktor« Johannes Schott…
Die Hand mit dem Dolch verharrte in der Luft.
Der Mann mit der Kapuze drehte sich leicht zur Seite und hob die Hand. Und eine furchtbare Kraft packte Ted Ewigk, schleuderte ihn zu Boden - und lähmte ihn…
Und da hörte er, was der Allessehende Drache ihm zu sagen hatte!
***
Die Grenzen von Raum und Zeit waren verwischt. Die Präsenz des Drachen war nah. Das Tor war geöffnet; wenn das Blut des Opfers floß, würde er kommen und es verschlingen und die Lebenskraft in die Statue senden.
Der Priester stand unter Zwang. Mit einem unheimlichen Zauber, gegen den es keine Abwehr gab, zwang ihn das Werkzeug des Allessehenden, seine Befehle auszuführen, obgleich er der Opferung diesmal ein anderes Gesicht geben wollte. Er konnte sich nicht mehr wehren, war auf eine andere Weise selbst Opfer geworden.
Der Allessehende zeigte ihm eine Kostprobe seiner künftigen Macht. Er wich von der Zeremonie ab. Er wollte seine Manifestierung auf eine andere Weise erzwingen. Denn der Mann mit der blauen und der silbernen Kraft war da. Er mußte nur noch dazu gebracht werden, diese Kraft aus freiem Willen zur Verfügung zu stellen. Denn der Drache konnte sie jetzt in diesem Moment nicht spüren, obgleich er wußte, daß dies der Mann war.
Und so setzte er ihn unter psychischen Druck. Gleich in mehrfacher Hinsicht. Durch das Erleben, selbst zum Opfer bestimmt zu sein, und durch das, was der Drache ihm androhte und versprach…
***
So etwas wie eine Stimme drang in Teds Bewußtsein vor, aber es war keine Sprache im eigentlichen Sinne, sondern eine eher bildhafte Wiedergabe.
Von irgendwoher kannte er das.
Wer sprach zu ihm? Der Drache? Oder der Kapuzenmann, der in diesem Fall kein Mensch sein konnte?
Informationen flossen in Teds Bewußtsein, Forderungen, Drohungen, Versprechungen. Er sollte mit der blauen und der silbernen Kraft den Drachen endgültig in diese Welt holen, indem er das Weltentor so weit aufstieß, daß der Drache von keinen Fesseln mehr im Zwischenreich gehalten werden konnte!
Dann würde es keine weiteren Opfer mehr geben. Dann würde Lo Yina nicht getötet werden, auch nicht der andere Mann, der verängstigt zwischen seinen Bewachern kauerte!
Ted schluckte. Er starrte die schaurige Szenerie an.
Und er glaubte dem Drachen nicht.
Er würde sie alle drei nicht leben lassen. Ganz gleich, ob Ted ihm half oder nicht. Lo Yina war so nicht zu retten.
Doch, lockte der Unheimliche. Du kannst sie retten. Vertraue mir. Ich pflege meine Versprechungen zu halten. Hole mich mit der blauen und der silbernen Kraft, und jedes weitere Menschenopfer wird überflüssig. Deine Gespielin wird leben!
Was zum Teufel meinte der Unheimliche mit der silbernen Kraft? Nur die blaue konnte Ted einordnen: sein Machtkristall! Aber was war das Silber?
Die andere Komponente, die ich erst kürzlich spürte, als du sie benutztest, teilte der Allessehende Drache ihm sinngemäß mit.
Da begriff Ted Ewigk.
Und er begriff auch, jetzt war alles aus, endgültig, denn Zamorra mit der silbernen Kraft, mit der Energie des Amuletts, war doch drüben in den USA, auf der anderen Seite der Weltkugel! Selbst wenn Ted zustimmte, selbst wenn der Drache sein Versprechen wirklich halten wollte - die silberne Kraft war nicht zu beschaffen!
Und das mußte der Drache irgendwie erkannt haben, obgleich es ihm nicht möglich war, Ted Ewigks Gedanken zu lesen. Denn ein zorniges Fauchen entfesselte furchtbaren Schmerz in Ted, und er glaubte den Befehl zu verstehen: Dann fahrt fort mit dem Ritual!
Er schrie!
Er tobte und konnte sich kaum wehren, und plötzlich glaubte er unter der Kapuze des ihn Bedrohenden einen Sauroiden zu erkennen.
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