0424 - Im Zeitstrom verschollen
der Realzeit kümmern mußte.
Auch für sie, die Zurückgebliebenen, gab es mehr als genug zu tun.
Bis zur Rückkehr des Nullzeitdeformators würde das Enadatal hermetisch abgeriegelt werden. Oben auf den Hängen waren Abwehrforts entstanden. Ein Kordon von flugfähigen Panzern und Allzweckrobotern vervollständigte diese Wacheinrichtungen. Sie waren nicht etwa entstanden, um das Tal vor einem Angriff der harmlosen Fidschi-Insulaner zu schützen, sondern sie sollten dem Eventualfall begegnen, daß anstelle der gestarteten Besatzung Fremde ins Enadatal zurückkehrten und die Erde angriffen.
Bull und Deighton würden sich in eines der Abwehrforts zurückziehen und die Vorgänge im Tal beobachten.
Rhodan meldete sich zum letzten Mal über Funk. Zusammen mit Atlan und den Wissenschaftlern hielt er sich in der sogenannten Nullfeldzentrale der Kuppel auf, die sich im genauen Schnittlinienpunkt befand.
„Alles in Ordnung?" erkundigte sich Rhodan.
Bull verzog sein Gesicht zu einem schwachen Lächeln.
„Diese Frage müßte ich eigentlich dir stellen."
„Du weißt schon, was ich meine. Wurde das Tal inzwischen geräumt?"
„Natürlich. Deighton und ich sind die beiden letzten Menschen, die sich noch hier aufhalten."
„Keiner von uns weiß genau, wann wir zurückkehren werden."
Bull, der Rhodan seit Jahrhunderten kannte, glaubte dessen innere Bewegung zu erkennen. „Es ist durchaus möglich, daß Deighton, Tiff und du eine schwerere Aufgabe bewältigen müßt als wir."
Bull bemühte sich, ein zuversichtliches Gesicht zu machen.
„Du möchtest dich am liebsten halbieren, um überall dabeizusein", warf er Rhodan vor. „Aber unseretwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wir werden mit allen Schwierigkeiten fertig. Nicht wahr, Galbraith?"
„Bull hat recht", stimmte Deighton zu. „Was sollte uns auch gefährlich werden?"
„Die Cappins!" gab Rhodan zurück. „Jetzt, da sie die Erde wiederentdeckt haben, müssen wir damit rechnen, daß noch weitere Gruppen auftauchen."
Bull suchte nach Worten, mit denen er Rhodans Bedenken auslöschen konnte. Natürlich bedeuteten die Cappins eine große Gefahr, aber im Augenblick sah es nicht danach aus, als könnten sie der Menschheit in der Realzeit Schaden zufügen. Bevor dieser unheimliche Gegner einen zweiten Angriff auf das Solsystem durchführen konnte, mußte er in der Vergangenheit entscheidend geschlagen werden.
„Ich glaube, daß ihr mehr mit den Cappins zu tun haben werdet als wir", meinte Bull.
Er sah, daß Rhodan auf die Uhr blickte. Er gab jemand im Innern der Kuppel ein Handzeichen.
„Wir müssen Schluß machen, Dicker. Hals- und Beinbruch!"
„Das wünschen Deighton und ich euch auch", erwiderte Bull.
„Außerdem begleiten euch die besten Wünsche aller Eingeweihten."
Rhodan, noch nie ein Freund langer Abschiedsszenen, schaltete die Funkanlage aus. In der Zentrale des Enadatals verdunkelten sich die Bildschirme. Bull seufzte und ließ sich in seinem Sitz zurücksinken.
„Das wär’s, Galbraith! Jetzt brauchen sie nur noch ein bißchen Glück."
Deighton hatte sich erhoben und suchte seine wichtigsten Papiere zusammen.
„Was machen Sie da?" erkundigte sich Bull.
„Ich nehme diese Unterlagen lieber mit", antwortete der SolAb-Chef. „Man kann nie wissen, was hier im Tal noch alles passiert."
Bull hielt so viel Pessimismus für übertrieben, aber er wartete geduldig, bis Deighton die wichtigsten Akten zusammengesucht hatte. Danach fuhren sie mit dem Lift aufs Dach hinauf, wo ihr Gleiter wartete. Es war vollkommen windstill. Die Zeit der größten Nachmittagshitze hatte begonnen. In der flimmernden Luft schien sich die Umgebung aufzulösen. Bull holte tief Atem und zwängte sich in den Pilotensitz des Gleiters. Deighton warf seine Akten auf den Rücksitz und nahm neben Bull Platz.
„Jetzt gibt es kein Zurück mehr", bemerkte Bull.
Der Gleiter hob vom Dach ab und schwang sich zum Gipfel des Mount Lemur empor. Von hier oben wirkte das Tal wie eine klaffende Wunde im Berg. Die glänzende Kuppel des Nullzeitdeformators reflektierte das Licht der Sonne.
Bull stellte Funkverbindung zu einem Abwehrfort her und bekam Landeerlaubnis.
Das Tal geriet aus ihrem Blickfeld. Erst, als sie den Gleiter in einen in den Fels getriebenen Hangar gebracht und das Innere des Forts betreten hatten, konnten sie die Zeitstation wieder sehen.
Es waren noch genau vier Minuten bis zum Start.
*
Die acht Atommeiler, die gleichmäßig an der Innenwand
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