0425 - Die Attacke der Zentauren
gebracht und aufgestellt, und in der Mitte eines Kreises aus etwa eineinhalb Dutzend Lemurern und Terranern stand die Übersetzungsmaschine.
„Warum greifen euch diese Wesen an?" fragte Cascal.
Rasony antwortete hart: „Sie wollen das haben, was wir besitzen. Unsere Städte, unsere Waffen und unsere Industrien."
„Die Waffen, die diese Halbpferde und die Urmenschen besitzen, sind sie von euch, oder stellen die Präbios sie selbst her?" erkundigte sich Dr. Gosling.
Rasony schüttelte den Kopf, zog seine Raketenwaffe aus der Tasche und hielt sie waagrecht Gosling hin.
„Sieht diese Waffe so aus, als könnte sie von primitiven, brüllenden und blutdurstigen Vormenschen hergestellt worden sein? Nein! Die Waffen, die sie benützen, sind erbeutet worden. Sie stammen alle aus unseren Vorräten. Jede erbeutete Waffe bedeutet einen toten Lemurer oder mehrere."
Prest, der Kosmopsychologe, nickte verständnisvoll.
„Wie lange gehen diese Kämpfe schon?" fragte er.
Eine junge Frau, die neben Rasony saß, erwiderte: „Seit mehr als einigen Jahrzehntausenden, Fremder."
Cascal fragte ungläubig zurück: „Seit Jahrzehntausenden schon?"
„Ja", sagte Rasony grimmig. „Unsere Lage, die Lage des gesamten lemurischen Volkes, ist verzweifelt schlecht. Wir haben nur noch zu kämpfen. Alle anderen Lebensäußerungen stehen zurück oder müssen dieser Aufgabe untergeordnet werden. Kampf und Tod, Angriff und Abwehr, solange wir denken können."
Cascal erinnerte sich der Überlegungen, die er vor dem Start angestellt hatte und fragte vorsichtig: „Wir sind schon seit einer Weile in diesem Land.
Wir suchten und forschten. Dabei fanden wir viele Zeichen dafür, daß vor euch schon eine Rasse da war, von der ihr abstammen könntet."
Gleichzeitig dachte er: „Ich spreche sozusagen mit den eigentlichen Vorfahren des gesamten Menschengeschlechtes!
Möglicherweise stammen sie selbst von dem gemeinsamen Vorfahren von Neandertaler und Cromagnon ab! Es ist kaum zu fassen ...!"
„Das ist richtig. Sie waren vor uns, wie unsere Wissenschaftler uns sagten. Aber das ist schon hunderttausend und mehr Jahre her. Wir haben nicht viel Zeit, uns um Forschungen zu kümmern, die mit der Vergangenheit zu tun haben. Unsere Forschungen befassen sich hauptsächlich mit der Zukunft und den Möglichkeiten, wie wir sie noch erleben können. Das müßt ihr verstehen."
Cascal nickte grimmig.
„Das verstehen wir sehr gut."
Lavas Rasony stand auf, hob den Arm und deutete in einem Halbkreis um das Lager herum. Es war eine schnelle, fast verächtliche Bewegung.
„Die Wesen, mit denen wir in einem ständigen Kampf um Leben und Tod liegen, haben einen Mythos. Wir wissen das von einigen Gefangenen, die gemacht worden sind. Seit einem unbekannten Zeitraum haben sie den festen Glauben, eines Tages würden ihre Götter und Erzeuger aus den Wolken heruntersteigen und ihnen, den Urmenschen und den Halbpferden, die Gewalt über diesen Planeten verschaffen. Oder mindestens über diesen Kontinent."
Claudia, Joak und Multer Prest wechselten einen langen, vielsagenden Blick.
„Das erklärt", sagte Claudia, „warum unser Erscheinen hier so schnell eine Massenflucht hervorgerufen hat."
„Das erklärt es auch", sagte Rasony finster. „Aber die Waffen, die ihr hattet, erklären auch manches.
Aber ... ich habe gesehen, wie ihr es vermieden habt, auch nur einen einzigen Zentauren zu erschießen.
Warum?"
Cascal erklärte in kaltem Ton: „Wir sind gekommen, um zu suchen und zu forschen. Nicht um zu töten. Außerdem sind leider ziemlich viele der Urmenschen getötet worden. Von uns, unbeabsichtigt, und von euch, aus guten Gründen. Ihr habt euch verteidigt."
„So ist es", erklärte Rasony. „Wo ist euer Vorgesetzter?"
Claudia Chabrol blinzelte und hob den Kopf. Weit voraus, zwischen den dunklen Linien der abziehenden Gewitterfront und dem malvenfarbigen Abendhimmel, der von dem Sonnenlicht durchflutet wurde, hatte sie eben unbewußt einen Lichtblitz gesehen, einen Reflex.
„Dort oben", sagte sie kurz und zeigte hinauf.
Die Köpfe fuhren herum.
Rhodans Shift kam mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in starkem Sinkflug auf die riesige Wagenburg zugerast. Jetzt wurden die gedrungenen, strömungsgünstigen Formen der Maschine sichtbar.
Schließlich schaltete Rhodan die Scheinwerfer ein und aus und schwebte direkt auf den Innenkreis zu.
Brummend kam die Maschine näher, wurde größer, und Cascal sah, daß nur drei Personen hinter der Kuppel saßen.
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