0425 - Die Attacke der Zentauren
feuernd, auftauchte, flohen die Präbios panisch nach allen Seiten.
„Merkwürdig", meinte Cascal. „Wir scheinen einen Reflex ausgelöst zu haben."
Der Kosmopsychologe, der gut gezielt und noch besser beobachtet hatte, faßte seine ersten Eindrücke zusammen. Er sagte: „Sie haben recht, Cascal. Wir scheinen etwas Ähnliches wie Götzencharakter zu haben. So ähnlich muß man sich die Südamerikaner vorstellen, als Cortez kam. Wir verkörpern etwas, das sie fürchten.
Natürlich fürchten sie nicht uns, sondern das, was sie in ihrer Phantasie fanden. Eine Sage, ein Mythos ... ich weiß es natürlich nicht. Jedenfalls rufen wir selbst dieses panische Entsetzen nicht hervor, sondern unsere Fähigkeit, mit grellweißen Energiestrahlen um uns zu schießen."
Cascal ließ sich nicht ablenken, aber er erwiderte: „Schließlich müssen die Strahler, die hier eingebaut sind, zu etwas zu gebrauchen sein. Wenn auch nur dazu, einen Mythos wiederauferstehen zu lassen. Aber ... schließen wir den Kreis."
Fünf Sechstel der Wagenburg waren nun von der glühenden Spur umschlossen. Niemand konnte hinein, niemand aber auch hinaus. Hinter den Glutseen standen die Panzer der Lemurer und schossen in die Flüchtenden hinein. Eine auch nur andeutungsweise Gegenwehr oder gar eine Wiederholung des Angriffs der Präbios kam nicht mehr in Frage. Zwar sah man nicht viel mehr als Staubwolken, Flammen und Rauch, brennende Wagen und brennendes Buschwerk, aber eine Massenflucht hatte eingesetzt.
„Wir haben den Untergang der Lemurer abgewendet", stellte Tschubai leidenschaftslos fest.
„Die Übermacht war gewaltig."
„Ein regulärer Krieg dieser beiden Rassen", sagte Dr. Gosling. Er schaltete den Strahlprojektor aus, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich in einen Sessel, von dem aus er die Umgebung besser beobachten konnte.
„Was wollte dieser Treck?" fragte sich Cascal laut.
„Es könnten Siedler sein", gab der Kosmopsychologe zu bedenken.
„Könnten. Müssen aber nicht", sagte die Ärztin.
„Hören Sie auf, Prest. Wir haben unser Pensum erledigt."
Der Kreis war geschlossen.
Ein annähernd runder Graben, der mit nur sehr langsam erkaltendem Material gefüllt war wie mit der Lava eines Vulkans, umgab die Wagenburg.
Langsam hörten die unorganisierten Bewegungen auf.
„Treffen wir nun mit dem Chef der Lemurer zusammen?" fragte Tschubai.
„Ja", sagte Cascal. „Halten wir den Translator bereit."
6.
Als es Abend zu werden begann, drängten sich im Westen Wolken zusammen. Sie wurden dunkler und schwärzer, und schließlich zuckte aus ihnen ein Blitz zur Erde. Minuten später hörte man den schwachen Nachhall eines fernen Donners. Eine Regenfront kam mit ungewöhnlicher Heftigkeit heran und erreichte die Klippe, von wo aus der Shift gestartet war.
Gerade, als Cascal den Shift drehte und über die Schornsteine der Dampf wagen und die abgekoppelten Wagen hinweg auf den offenen Kreis im Innersten der Wagenburg zuflog, erreichte der wütende Regen den Außenrand der kreisförmigen Ansammlung von Hunderten von Wagen. Eine Dampfwolke zischte auf, als das Wasser auf das glutflüssige Erdreich traf. Gleichzeitig kondensierte der Dampf an den Staubpartikeln über dem Lager, und der Regen schlug den Staub nieder. Wie Sturzbäche fiel das Wasser aus dem Himmel. Zwei Minuten nach diesem Überfall der Natur war die Luft um die Wagenburg klar, der Boden hatte sich in einen morastigen Untergrund verwandelt. Der Shift setzte auf und blieb stehen, dann begannen die Raupen anzulaufen und brachten ihn langsam bis zu einer Gruppe von Männern und Frauen, die vor einem Kampfwagen standen. Auf den Flanken dieses Monstrums waren unbegreifliche Zeichen aufgemalt - nur der stilisierte Kampf des Säbelzahntigers wurde erkannt.
„Haben Sie keine Furcht, Cascal?" fragte Claudia Chabrol.
Ras Tschubai schloß den Translator an, testete die Funktionen durch und stand auf, als Cascal den HÜ-Schirm abschaltete.
„Nein, Claudia", sagte Joak. „Wenn mir jemand in einer Auseinandersetzung um Leben und Tod so hilft, wie wir es den Lemurern gegenüber getan haben, so ist er mein Freund. Zumindest nicht einer, den ich angreifen werde."
„Ich bin wahnsinnig gespannt", meinte Claudia nervös.
„Im Vertrauen", sagte Cascal, „ich auch."
Niemand von ihnen beherrschte die Sprache, die hier gesprochen werden würde, vollkommen; nicht einmal Ras Tschubai. Der Shift bremste ab, stellte sich quer und wandte die Ausstiegstür der Gruppe
Weitere Kostenlose Bücher