Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aus der Luft bildeten und Menschen töteten.
    Das hatte ich schon einmal erlebt, auf dem Planet der Magier und im Kampf gegen Arkonada.
    Gab es hier vielleicht Verbindungen?
    Die Mädchen blickten mich an. Sie sahen für mich völlig normal aus. Unter den dünnen Tüchern sah ich das Lächeln ihrer Lippen.
    »Wer seid ihr?« fragte ich sie. »Hat euch Selim geschickt?«
    Sie sagten nichts. Ihr Lächeln blieb, auch der lockende Ausdruck ihrer dunklen Augen, die einem Mann das Paradies versprachen. Doch vom Paradies bis zur Hölle war es nur ein kleiner Schritt.
    Ich sah auch das Muster auf dem Boden. Es zeigte Motive aus der Mystik des Orients. Männer, Frauen, die sich in eindeutigen Posen einander hingaben und von Monstern oder Fabelwesen dabei beobachtet und bewacht wurden.
    Wieder eine Geschichte ohne Ende. Jedes Motiv stand zwar für sich, doch insgesamt gesehen kamen mir die Abbildungen in all ihrer Buntheit wie eine unendliche Geschichte vor.
    »Wollt ihr nicht reden?«
    Die drei blieben bei ihrem verdammten Lächeln, das mir allmählich auf den Wecker fiel.
    Ebenso wie die Stille. Wir hörten nicht einmal das Klatschen der Wellen, wenn sie gegen das künstliche Ufer liefen. Die Umgebung erinnerte mich an eine Kulisse aus einem Hollywood-Film, auch in ihrer Unechtheit der Farben. So hatten tatsächlich die Streifen aus den Fünfzigern ausgesehen.
    Wenn da nicht der Tote gewesen wäre. Der junge Touat war praktisch vor unseren Augen getötet worden.
    Dieser Stachel saß tief.
    Max Culver trat näher. »Die drei Schönen wollen den Mund nicht aufmachen, wie?«
    »Im Augenblick nicht.«
    Er streckte seinen rechten Arm aus und drückte die Mündung der Waffe gegen das Kinn der rechten Schönen. »Willst du uns nichts verraten, du kleines Biest?«
    Sie trat zurück.
    Die anderen beiden blieben stehen. Eine davon griff ich mir. Als meine Hand ihr Gelenk umspannte, spürte ich, daß die Haut sehr kalt war. Sie fühlte sich an wie gefroren. Ich verstärkte den Griff, wollte das Mädchen auch zu mir heranziehen, als es geschah.
    Plötzlich war da keine Haut mehr. Auch kein Fleisch oder irgendwelche Sehnen.
    Nur der blanke Knochen!
    Aus dem Mund drang der erste Laut. Es war ein wütender Schrei, vermischt mit einer stinkenden Moderwolke, die mir entgegenfuhr. Ich stieß die »Schöne« zur Seite und sah den Knochenarm. Gleichzeitig verwandelte sich der ganze Körper.
    Ein Skelett stand vor mir.
    Nur die Tücher waren noch vorhanden. Sie umwehten den Knochenkörper wie leichte Gardinen. Dahinter schimmerte es bleich, und die Augenhöhlen sahen aus wie tiefe Löcher.
    Die Ursache für diese Verwandlung hatte meine Berührung sein können, brauchte aber nicht, und ich hörte das dumpfe Geräusch, das entsteht, wenn jemand mit einer schallgedämpften Waffe schießt.
    Max hatte gefeuert.
    Und eine der Schönen getroffen. Die Kugel stieß sie herum, Max lachte dabei rauh, aber er hatte die Gestalt nicht töten können. Sie lag zwar am Boden, doch unter den Schleiern begann abermals die Verwandlung in ein Skelett.
    Haut und Fleisch lösten sich auf!
    Im nächsten Moment begann die Verwandlung vom Paradies in die Hölle. Aus dem Nichts und ohne daß wir irgendwelche Wolken sahen, brandete ein gewaltiger Sturm auf, der uns von den Beinen riß.
    Max Culver hatte es schlimmer erwischt als mich. Er lag ziemlich nahe am Rand des Wassers und wäre ins Wasser gerollt, wenn ich nicht zugegriffen und ihn festgehalten hätte.
    Dabei kniete ich breitbeinig, umklammerte ihn, hörte sein Fluchen, drehte den Kopf und sah, wie drei Knochenkörper von einem gewaltigen Sog gepackt und über den Boden gezogen wurden.
    Sie fegten nicht auf das Wasser zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung, wo sich das große Tor des Palastes geöffnet hatte und die Schönen verschluckte.
    Es war düsterer geworden. Die Bläue zeigte sich als tiefer Schatten, so daß wir kaum noch etwas erkennen konnten.
    Wenn der Wind lose Blätter sammelt und mit ihnen spielt, schaue ich gern zu. Nur ich wollte nicht davon betroffen sein.
    Das aber geschah.
    Zwar hatte ich mich hingekniet, umklammerte auch noch den Amerikaner, aber der Sog war einfach zu stark. Er packte uns beide.
    Zuerst lag ich am Boden. Der Sturm preßte mich auf den Rücken. Es gelang mir nicht mehr, Max Culver festzuhalten. Als ich ihn losließ, bewies er Humor.
    »Dann gute Reise, John…« Der Untergrund war glatt. Über das arabeskenhafte Muster des Mosaikbodens rutschten wir hinweg und fühlten

Weitere Kostenlose Bücher