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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als zu beiden Seiten die Felswände zurücktraten. Obwohl es Nacht war, kam es mir vor, als würden wir in die Helligkeit hineinfahren.
    Nur war es kein natürliches Licht. Es sah künstlich aus. Es bestand aus einer weißblauen Mischung mit violetten Streifen dazwischen. Ein unnatürliches Licht. Möglicherweise auch ein magisches… Wir trieben weiter.
    Aus der Finsternis hervor einem neuen Ziel entgegen, das von dem Fluß gebildet wurde.
    Es war ein See.
    Groß, fast rund, künstlich wirkend, in den der Strom hineinfloß und sich verlief.
    Wir konnten nur staunen und glaubten uns in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht zu befinden.
    Ein blauer, wunderschöner See nahm uns auf. Klares Wasser trotz der Bläue. Es gelang uns, fast bis auf den Grund zu schauen. Die Felsen waren nicht mehr vorhanden, auch nicht die Feuchtigkeit oder die tosende Gischt, die unser Boot begleitet hatte.
    Eine wunderschöne Welt hatte sich uns eröffnet.
    Ich staunte, Culver kommentierte. »Ich bin platt, John. Fast wie gewalzt!« Einen Kommentar gab ich nicht ab, denn mein Blick war nach rechts gewandert zu einem Ufer des Sees. Das blaue Wasser drängte sich gegen einen breiten Steg aus Marmor, der mit der Oberfläche fast auf einer Höhe lag. Dort konnte man ohne Schwierigkeiten aus dem Boot klettern und an Land gehen.
    Man mußte dann über diesen mosaikverzierten Platz laufen, um das Ziel zu erreichen, das uns ebenfalls faszinierte.
    Es war ein prächtiger Palast!
    Gewaltige Kuppeln, Tore, Gitter, Gärten, plätscherndes Wasser, Blumen, die in voller Blüte standen. Insgesamt gesehen war es ein Prachtbau maurischer Architektur und Kunst.
    Das Bauwerk schimmerte ebenfalls bläulich. Es war nicht so schmucklos wie die Häuser und Bauten in Marrakesch, auch die Außenmauern zeigten Verzierungen. Diesmal nicht geschwungen, sondern geometrisch angelegt, so daß mich dieses Muster an einen aufgezeichneten Irrgarten erinnerte, wie man ihn in zahlreichen Rätselheften oder Zeitschriften fand.
    Wir brauchten nichts mehr zu tun. Eine Unterwasserströmung hatte sich unseres Boots bemächtigt und trieb es allmählich auf das Ufer nahe des Palastes zu.
    Mein Blick fielin die Tiefe. Das Wasser war klar bis zum Grund. An einigen Stellen sah ich die langen Schlieren, die ebenfalls von der Strömung bewegt wurden und mich wieder an die Schatten erinnerten.
    Als wir näher kamen, hörten wir die Musik aus dem Palast. Sanfte, ferne Klänge, dazwischen das Lachen junger Mädchen. Lichter zuckten.
    Max Culver schüttelte den Kopf. Er kniff sich selbst in die Wange. »Verdammt, John, sag mir, daß ich träume.«
    »Nein, du träumst nicht.«
    »Was ist das denn?«
    »Der Palast der Schattenwürger.«
    »Das sieht mir nicht allzu gefährlich aus«, bemerkte er.
    Touat mischte sich ein. »Sie irren sich, Mister. Sie irren sich gewaltig. Das ist das Paradies.«
    »Dann habe ich mich nicht geirrt.«
    »Paradies und Hölle liegen dicht beieinander.«
    »Und wo ist die Hölle?«
    »Bei Allah, ich hoffe nicht, daß wir dies erleben. Es ist Zauberei, die Dschinns leben zusammen mit den Marabuts. Die alten Legenden haben recht behalten.«
    Er stand dicht an der Reling, hielt die Arme hoch und die Hände gegeneinander gelegt. Manchmal zuckten seine Finger. Er war bleich wie kaltes Fett geworden. In seinen Augen flackerte Angst.
    Culver aber lachte leise. »Da ist schon das Empfangskomitee«, sagte er und meinte die drei Schönen, die sich aus dem Innern des Palastgartens gelöst hatten und auf das Tor zuschritten.
    Es schimmerte blaugolden. Sie drückten es auf. Durch die Lücken der Schnitzarbeit hatten wir die Mädchen schon zuvor beobachtenkönnen.
    Jetzt aber sahen wir, daß sie nur leicht bekleidet waren.
    »Es scheint mir tatsächlich das Paradies zu sein«, bemerkte Max. »Fehlt nur noch, daß sie uns einen Schleiertanz vorführen und die letzten Fetzen da abwerfen.«
    Die Mädchen hatten lange, schwarze Haare. Sie bewegten sich grazil und geschmeidig. Ihre Gesichter waren hinter Schleiern verborgen, so daß uns die großen, dunklen Augen auffielen. Leichtfüßig schritten sie über den Mosaikboden, bis sie den Rand erreicht hatten, sich vorbeugten, auf das Wasser blickten und uns vertraut zuwinkten.
    »Die Einladung lassen wir uns nicht entgehen«, flüsterte Max.
    »Reiß dich zusammen, Culver«, sagte ich. »Nicht alles ist Gold, was glänzt.«
    »Aber die Puppen sind aus Fleisch und Blut.«
    »Ich wäre mir da nicht so sicher.«
    »Schatten sind es

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