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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden.
    Culver hatte sich breitbeinig hingestellt. Er war sehr konzentriert, sein Gesicht glich einer gefrorenen Maske. Nur die Augen waren in Bewegung. Manchmal nickte er, wenn es ihm mit einer schnellen Ruderbewegung gelang, einem felsigen Hindernis auszuweichen.
    Touat hockte noch immer am Boden und hielt seinen Arm fest.
    Manchmal zuckten seine Mundwinkel. Das Gelenk war geschwollen, er mußte starke Schmerzen verspüren. Hin und wieder kühlte er die betreffende Stelle mit einem nassen Tuch.
    »Hältst du noch durch?« fragte ich ihn.
    »Ich muß ja, verdammt.«
    »Frag ihn doch mal, wann diese Fahrerei hier zu Ende ist.«
    Touat hatte Culvers Wunsch vernommen. »Es dauert nicht mehr allzu lange«, erwiderte er.
    Tatsächlich verbreiterte sich der Flußlauf, unser Boot wurde nicht mehr so stark geschoben, und auch die Strömung ließ dementsprechend nach, da sie sich verlief.
    Für mich ein Zeichen, daß wir uns dem Ende des unterirdischen Stroms näherten und bald ins Freie gelangten.
    Noch einmal leuchtete ich über die schäumende Fläche - und zuckte plötzlich zusammen, denn ich hatte eine Gestalt gesehen, die vor uns auf dem Wasser schwebte.
    Ein Schatten!
    War dies einer der Würgeschatten, wie ich ihn gesehen hatte? Nein, er sah anders aus, war viel größer, überragte noch einen Menschen, trug eine Kapuze sowie ein Mundtuch, das bis über die Nase gebunden war und nur die Augen freiließ.
    Killer äugen!
    Von einer hellen Bläue, wie ich es einmal bei Belphegor erlebt hatte. Der Schatten schwebte regungslos über dem Wasser. Ich sah keine Beine aus der Kutte ragen, der Saum und die Wasseroberfläche grenzten aufeinander.
    Auch Culver hatte die Gestalt gesehen. »Verdammt, wer ist das?« schrie er.
    Ich gab Touat einen Wink. Der junge Mann verstand, erhob sich und wurde blaß, als er die Gestalt sah.
    »Wer ist das?« rief ich.
    »Ein Toter!«
    »Wieso?«
    »Selim, der Heilige Mann. So hat er ausgesehen.« Touat duckte sich und preßte beide Hände gegen das Gesicht. Er wollte diese Gestalt auf keinen Fall sehen. Die Angst schüttelte ihn regelrecht durch. Er fiel auf die Knie und blieb so geduckt hocken.
    Culver schrie mich an. »John, kümmere dich um das Ruder!« Er selbst nahm die Hände weg und zog seine Waffe.
    Ob ich wollte oder nicht, ich mußte das Rad halten, sonst wären wir vom Kurs abgekommen.
    Und Max Culver feuerte. Er hielt sich mit einer Hand an der Schutzscheibe fest, die Schüsse waren nicht zu hören, weil der Schalldämpfer die Geräusche schluckte, aber dreimal drückte der Amerikaner ab, das hatte ich genau gesehen.
    Er traf auch - nur erreichte er nichts mit seinen Schüssen. Die Gestalt schien kugelfest zu sein. Sie blieb über dem Wasser schweben, als wäre nichts geschehen.
    Wir hielten auf sie zu.
    Konnte sie uns vernichten?
    Culver schüttelte den Kopf. Er rief etwas von Spuk und Hexerei, duckte sich, während wir uns der Gestalt weiter näherten.
    Plötzlich verschwand sie.
    So schnell, wie sie aufgetaucht war, hatte sie sich auch wieder zurückgezogen. Als wir die Stelle passierten, an der sie sich aufgehalten hatte, spürten wir nichts mehr.
    Max blies gegen die Lauföffnung wie ein Westernheld. »Ich verstehe hier gar nichts mehr.«
    »Ist auch nicht nötig.«
    »Du bist gut.« Er drehte und bückte sich. Mit beiden Händen zog er den jungen Mann hoch. »Hör zu, Baby, du scheinst mehr zu wissen, als du uns bisher gesagt hast. Wer war diese komische Gestalt?«
    »Selim!« schrie er. »Der Heilige Mann also?«
    »Ja.«
    »Wie kommt er hierher?«
    »Es gibt für ihn keine Grenzen. Er ist ein Dschinn geworden Und zu den anderen gegangen.«
    »Das soll ich dir glauben?«
    »Du mußt es, Culver!« rief ich. Max ließ den jungen Fischer los, der sich nicht halten konnte und zusammensackte.
    »Das ist vielleicht eine verfluchte Scheiße!« beschwerte sich der Amerikaner und lud seine Waffe nach. »Kugelfeste Typen habe ich noch nie erlebt.«
    »Seit wann sind Schatten kugelfest?« fragte ich. »Die Geschosse sind hindurchgegangen.«
    »Meinetwegen auch das.« Ich schaltete die Lampe aus, denn ich hatte in der Ferne einen hellen Streifen dicht über dem Wasser gesehen. Er leuchtete dort, als hätte man die Oberfläche mit einem Silberstreifen belegt.
    »Da ist ja das Freie.« Ich gab Culver keine Antwort. Die Strömung reduzierte sich immer mehr. Der Fluß wurde breiter. Ich stellte den Motor aus, und wir ließen uns den Rest der Strecke treiben.
    Es dauerte nicht mehr lange,

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