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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nie eine so große Angst verspürt wie in diesen Augenblicken, als er über den Strand schritt, auf die Dünen zuging, um dort seinen Sohn zu suchen.
    Seinen Jungen, der sich mit einem Gewehr bewaffnet hatte und sich nicht scheuen würde, auf den eigenen Vater zu schießen.
    Brookfield spürte in seinem Nacken die Kälte. Sie lag dort wie eine Eisschicht, die bis zum letzten Wirbel hinabreichte. Seinen Magen spürte er als eisernen Klumpen.
    Noch immer konnte er sich nicht vorstellen, daß Matthias, sein eigener Sohn, auf ihn schießen würde. Der Junge war wahnsinnig. Er mußte doch wissen, was er tat.
    Oder nicht?
    Brookfield dachte an die Hexen. An die alte Legende, die zu einer furchtbaren Wahrheit geworden war. Eine genaue Erklärung hatte er nicht, aber er konnte sich vorstellen, daß das Auftauchen der blonden Frau in einem unmittelbaren Zusammenhang stand.
    Sie hatte dafür gesorgt, daß die drei Meerhexen freikamen.
    Brookfield hatte die Dünen längst erreicht. Wie oft hatte er hier nach Proben für seine Arbeit gesucht. Er kannte jeden Fußbreit Boden.
    Der Sturm war abgeflaut. Der hochgeworfene Sand hatte die Formationen ein wenig verändert.
    Neue Hügel waren entstanden, andere verschwunden oder hatten sich verändert.
    Er stampfte weiter. Es war kein Gehen mehr. Manchmal sackte er bis zu den Schienbeinen ein, wenn er auf eine Stelle trat, wo der Sand besonders weich und nachgiebig war.
    Um seinen Sohn zu erreichen, mußte er sich nach rechts wenden. Noch versperrten ihm die sandigen Wellen die Sicht auf die kleine Mulde, in der Matthias hocken würde.
    Auf einem Dünenkamm blieb Brookfield stehen. Der Wind fuhr in seinen Rücken. Er drehte sich so, daß er auch zum Wasser schauen konnte, wo er seine beiden Begleiter zurückgelassen hatte.
    Sie taten nichts. Wahrscheinlich redeten sie nur miteinander, aber ihre Blicke waren auf die Fläche gerichtet.
    Auch Brookfield sah sie, und er konnte ebenfalls diese ruhige, inselartige Fläche inmitten des Wassers erkennen, die in einer relativen Ruhe dalag.
    Brookfield ging davon aus, noch ein wenig Zeit zu haben. Ihn interessierten auch nicht die Hexen, sein Sohn war wichtiger, und der wartete auf ihn.
    James beeilte sich. Matthias hatte nicht mehr geschossen. Aber Brookfield bekam eine Gänsehaut, wenn er daran dachte, daß der Junge irgendwo im Hinterhalt lauern würde und die Mündung des Gewehres auf seinen langsam näher kommenden Vater richtete.
    Plötzlich war er da.
    Matthias schien aus dem Sand zu wachsen, als er sich in die Höhe schraubte. Er hielt das Gewehr mit beiden Händen fest und drehte sich so, daß die Mündung auf den näher kommenden Mann einschwenkte.
    Brookfield blieb stehen.
    Wie eine Statue stand er da, rührte sich nicht, schaute nur auf seinen Sohn und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    »Matthias!« sagte er.
    Der Kleine hatte Mühe, die schwere Waffe zu halten. Aber er hatte aufgepaßt, wenn der Vater Schießübungen gemacht hatte.
    Der rechte Zeigefinger des Jungen lag am Abzug…
    Brookfield schluckte. Er wollte etwas sagen, aber ihm fehlten einfach die Worte. Instinktiv jedoch fühlte er, daß er seinen Sohn wohl kaum überzeugen konnte.
    Die andere Seite hatte ihn unter Kontrolle. Sie hielt ihn fest, hatte sein Fühlen übernommen und diktierte auch sein Handeln, denn Matthias sprach.
    »Komm her, Dad!«
    Brookfield lauschte dem Klang der Stimme. Er hatte sich verändert, war nicht mehr der gleiche wie früher. Er sprach, aber er war nicht mehr so wie noch vor zwei Stunden. Seine Stimme klang viel rauher und war dunkler geworden.
    »Ich warte nicht mehr lange, Dad!«
    Brookfield schaute ihn starr an. Die Kinderaugen blickten so brutal, ohne Leben. »Und du willst tatsächlich auf mich schießen, Junge?« fragte Brookfield. Diesmal erkannte er seine Stimme kaum wieder.
    »Ja, das werde ich.«
    »Warum?«
    »Weil ich es muß. Man hat es mir gesagt. Die Hexen sind zu mir gekommen. Sie wollen nicht, daß ich…« Er brach ab, schüttelte den Kopf und hob die Mündung leicht an.
    Würde er feuern?
    Brookfield bekam plötzlich Angst. Er senkte den Kopf, nickte und streckte gleichzeitig seinen Arm aus. »Okay, Junge, okay, ich komme zu dir. Ich möchte bei dir sein.«
    Matthias schoß nicht. Statt dessen schaute er zu, wie sich sein Vater in Bewegung setzte und sich ihm mit zögernd und vorsichtig gesetzten Schritten näherte.
    Er ging sehr langsam. Seine Füße sanken ein. Die Dünenkämme waren hier sehr weich.
    Matthias wich

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