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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war.
    »Aber ich muß mit ihm sprechen!«
    Ihr Mut sank, als sie die wütenden Schreie und die fast unmenschliche Stimme aus dem Nebenzimmer hörte.
    »Geht es ihm so schlecht?« fragte sie leise.
    »Ja, so schlimm war es noch nie.«
    »Sie können ja auch nicht verstehen, warum ich mit ihm sprechen muß«, sagte Joan mit einem schwachen Lächeln. »Vielleicht erzähle ich es Ihnen später einmal.« Sie griff nach ihrem Mantel.
    »Es war töricht von mir, noch herzukommen«, gestand sie. »Nein, begleiten Sie mich nicht, ich kann meinen Weg allein finden. Bitte, bringen Sie mich auch nicht an die Tür.«
    Sie verließ das Haus. Zur linken Seite sah sie ein erleuchtetes Fenster - Farringdons Schlafzimmer. Sie trat näher und hörte wieder die schrecklichen Flüche und Schreie des Kranken. Sie schauderte, zog ihren Mantel dichter zusammen und schlich davon. Aber gleich darauf erkannte sie im Dunkeln undeutlich die Gestalt eines Mannes. Sie drückte sich in den Schatten des Gebüsches. Er kam langsam und geräuschlos näher, als ob er nicht bemerkt werden wollte. Sie hätte ihn an der Schulter berühren können, so nahe ging er an ihr vorbei. Neugierig wartete sie, um zu entdecken, wer dieser Besucher von Mrs. Cornford sein könne.
    Zu ihrem größten Erstaunen klopfte er nicht, sondern hielt vor dem Fenster des Krankenzimmers an und machte sich am Laden zu schaffen. Es war ein französisches Fenster, das man von unten nach oben schieben konnte. Der Mann öffnete es mit einer Hand, und sie stand starr vor Schrecken, konnte keinen Schritt tun und nicht einmal schreien, als ein Revolver in seiner Hand aufblitzte. Sie schaute nur entsetzt auf die Maske, die sein Gesicht verhüllte.
    »Jim!« rief sie schwach.
    Im gleichen Augenblick feuerte der Mann zweimal, Farringdon schrie laut auf und stürzte tot zu Boden.

41
    Joan hörte einen Schreckensruf im Haus und wollte in ihrem ersten Impuls Mrs. Cornford zu Hilfe eilen. Aber noch ein anderer hatte die Schüsse gehört. Eine Polizeipfeife schrillte. Ein Mann eilte an die Haustür.
    »Was ist hier los?« fragte er mit scharfer Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Mrs. Cornford erregt. »Es muß etwas Furchtbares passiert sein, ich fürchte, Mr. Farringdon hat sich erschossen.«
    Joan wartete, zitternd vor Furcht. Was sollte sie tun? Wenn sie zugab, daß sie Zeugin des Verbrechens war, mußte sie auch den Mörder beschreiben. Verzweifelt schlich sie aus dem Garten.
    Glücklicherweise war niemand in der Halle, als sie zu Hause ankam, und es gelang ihr, unbemerkt ihr Zimmer zu erreichen. Sie taumelte zum Bett und warf sich erschöpft nieder.
    »Jim! Jim!« schluchzte sie wild auf. »Warum hast du das getan?«
    Spät in der Nacht wurde an ihre Tür geklopft, und sie hörte die Stimme ihres Vaters.
    »Schläfst du schon, Joan? Es ist etwas Schreckliches passiert. Darf ich hineinkommen?«
    Sie öffnete ihm die Tür.
    »Kannst du kein Licht machen?« fragte er und wollte den Schalter andrehen, aber sie hinderte ihn daran.
    »Ich habe große Kopfschmerzen. Was gibt es denn?«
    »Farringdon ist ein Unglück zugestoßen. Er ist erschossen worden. Einige Leute glauben sogar, daß er sich selbst erschossen hat, aber Welling ist anderer Ansicht.« »Ist Mr. Welling hier?« fragte sie ängstlich.
    »Ja, er kam heute abend von London zurück. Er ist unten und möchte dich sprechen. Er erzählte mir eben, daß du gerade eine Minute vor der Schießerei Mrs. Cornfords Wohnung verlassen hast...«
    Sie atmete schwer.
    »Ich komme gleich nach unten«, sagte sie leise.
    Welling war am Abend nach Creith zurückgekommen, hatte sein Gepäck im ›Roten Löwen‹ abgestellt und war gerade auf dem Weg nach Wold House, als er die Schüsse und Schreie hörte.
    »Es ist ganz bestimmt ein Mord«, erklärte er Lord Creith. »Ich fand das Fenster offen, und außerdem wurde keine Waffe im Zimmer gefunden. Den einzigen Anhaltspunkt für die Entdeckung des Täters bieten die Fußspuren vor dem Fenster.«
    »War Farringdon schon tot, als Sie ihn fanden?«
    »Ja. Er starb sofort. Die beiden Schüsse gingen durch das Herz und wurden so schnell hintereinander abgefeuert, daß ich nur eine einzige Detonation hörte. Der Täter hat eine Schnellfeuerpistole benutzt. Haben Sie eine Ahnung, warum Lady Joan gerade zu der Zeit Mrs. Cornford besuchte?«
    »Nein, das weiß ich nicht. Sie ist sehr befreundet mit ihr, und wahrscheinlich wollte sie sich nach dem Befinden Ferdie Farringdons erkundigen. Aber da kommt sie

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