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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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machte ein Fenster auf und schlug die Läden zurück.
    »Hier werde ich wohl finden, was ich suche«, meinte er.
    »Sehen Sie den Flecken dort?«
    »Ich kann nichts sehen«, sagte der Beamte verwundert. »Können Sie nicht erkennen, daß ein Teil der Wand hier überstrichen ist?«
    Die Küche war weiß getüncht, und man konnte deutlich die unregelmäßig übermalte Stelle sehen.
    »Hier haben wir es wieder«, rief Welling plötzlich.
    Mit seinem Taschenmesser kratzte er die Farbe vorsichtig ab.
    »Einmal kommt jeder Mord ans Tageslicht.«
    »Mord?« fragte sein Begleiter erstaunt.
    Statt jeder Antwort zeigte Welling auf einen birnenförmigen Flecken, den er eben freigekratzt hatte.
    »Das ist Blut.«
    Er wischte mit einem Taschentuch den Staub vom Tisch und untersuchte die Platte Zoll für Zoll.
    »Sehen Sie, hier ist sie beschädigt worden. Fühlen Sie das? Ich bin der Ansicht, daß der unbekannte Matrose in diesem Raum erschlagen wurde«, sagte Welling.
    »Aber Mr. Hamon hätte das doch wissen müssen?«
    »Wahrscheinlich wohnte er zu der Zeit nicht hier«, erwiderte der Detektiv, und der Beamte nahm dies auch als eine vollständige Entlastung des früheren Besitzers des Hauses an.
    »Natürlich haben Sie damals nicht daran gedacht, dieses Haus zu durchsuchen und festzustellen, wie der arme Matrose sein Ende fand«, meinte Welling ein wenig ironisch. »Ich weiß jetzt alles, was ich wissen muß. Lassen Sie das zerbrochene Fenster wieder zunageln. Wenn jemand das Haus beziehen will, soll er sich erst bei mir melden.«
    Später besuchte er noch den pensionierten Inspektor in Basingstoke und bekam dort die Bestätigung seiner Annahme. Der Beamte hatte die Visitenkarte des Radfahrers aufgehoben, der sich ihm damals zu erkennen gegeben hatte. Er zeigte sie Welling.
    ›Major James L. Morlake, Konsulat der Vereinigten Staaten in Tanger‹, stand darauf.
    Mit einem zufriedenen Lächeln gab der Captain die Karte zurück. Nun blieb nur noch das Geheimnis zu lösen, warum Hamon so sehr hinter jenem Dokument her war.

40
    Creith House befand sich in jener Unruhe und Unordnung, die überall dort herrschen, wo eine längere Reise angetreten werden soll. Der Lord freute sich wie ein Schuljunge auf die Fahrt, aber Joan war dem Zusammenbruch nahe. Die Erlebnisse der letzten Tage hatten sie bis aufs äußerste erschöpft. Am Abend faßte sie den Entschluß, zu Ferdie zu gehen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Die Lage mußte geklärt werden.
    Lord Creith sah sie die Treppe herunterkommen.
    »Gehst du noch aus?« fragte er bestürzt. »Aber Joan, du kannst doch nicht so spät noch fortgehen! Es ist sehr stürmisch!«
    »Ich möchte nur bis ans Parktor gehen.«
    Es tat ihr leid, daß sie ihn belügen mußte.
    »Ich werde dich begleiten.«
    »Nein, danke, ich möchte lieber allein sein.«
    Mrs. Cornford hatte einen bösen Abend mit ihrem Patienten gehabt, und der Arzt, der in aller Eile gerufen worden war, hielt seinen Zustand für bedenklich.
    »Ich fürchte, der Mann ist reif fürs Irrenhaus. Morgen werde ich Doktor Truman aus Linie Lexham mitbringen, damit er ihn untersucht.«
    »Glauben Sie wirklich, daß er den Verstand verloren hat?«
    »Unheilbare Trinker verfallen gewöhnlich mit der Zeit dem Wahnsinn. Können Sie mir sagen, ob er sich irgendwie stark aufgeregt hat?«
    »Soviel ich weiß, nicht. Er stand heute morgen auf, ging in den Garten und war eigentlich sehr vernünftig. Aber heute nachmittag« - sie zeigte auf eine leere Whiskyflasche - »habe ich dies im Garten gefunden. Ich weiß nicht, wie er dazu gekommen ist. Wahrscheinlich hat er wieder einen Jungen aus dem Dorf zum ›Roten Löwen‹ geschickt.«
    Der Doktor schaute die Flasche an.
    »Da hätten wir ja die Erklärung«, sagte er. »Ich glaube, unser Freund wird jetzt lange Zeit keinen Tropfen Alkohol mehr bekommen. Am liebsten würde ich ihn gleich von hier ßrtbringen lassen, aber ich kann leider jetzt keinen Krankenwagen mehr bekommen. Passen Sie diese Nacht noch gut auf ihn auf.«
    Farringdon schrie und tobte, aber man konnte kaum etwas verstehen.
    »Joan, Joan!« brüllte er in Zwischenräumen.
    »Diese Joan muß irgendeine Rolle gespielt haben«, meinte der Arzt. »Haben Sie eine Ahnung, wer sie sein könnte?«
    »Nein.«
    Sie hatte zwar einen leisen Verdacht, aber sie hütete sich, ihn auszusprechen.
    Der Doktor ging, und gleich darauf erschien Joan.
    »Sie dürfen nicht zu ihm hinein«, erklärte Mrs. Cornford, als Joan ihr sagte, warum sie gekommen

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