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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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für sie bedeutete wie Ralph Hamon, vielleicht eine noch größere. Mit Abscheu betrachtete sie Sadis dickes, ausdrucksloses Gesicht und seine dunklen, trüben Augen, mit denen er sie durchbohrte und ihren Wert einschätzte. Sie haßte ihn wegen seines Benehmens, seiner höflichen Sprache und seines glatten Lächelns.
    Der Maure blieb nur so lange, um Eindruck auf sie zu machen.
    »Was denken Sie von ihm?« fragte Ralph, als Sadi fort war.
    »Ich bin mir noch nicht klar über ihn«, log sie.
    »Ein guter Freund, aber auch ein furchtbarer Feind«, erwiderte er vielsagend. »Ich wünschte, Lydia wäre vernünftiger gewesen.«
    Plötzlich erhob er sich.
    »Ich verlasse Sie jetzt - Sie werden Ihr Schlafzimmer finden? Ich wünsche Ihnen angenehme Träume!«
    An der Tür wandte er sich noch einmal um.
    »Eine christliche Frau hat es besser als eine maurische -hoffentlich haben Sie das jetzt eingesehen!«
    Sie sprach noch immer nicht.
    »In zwei Tagen heiraten wir.« Er lächelte ironisch. »Wünschen Sie, daß jemand zu der Hochzeit geladen wird?«
    »Sie werden doch nicht wagen, einen englischen Geistlichen zuzuziehen?«
    »Ach, glauben Sie? Aber Sie sollen sehen, er wird uns trauen, was Sie auch immer sagen und welchen Widerspruch Sie auch erheben mögen. Außerdem werden Sie einen alten Freund in ihm wiedertreffen.« »Einen alten Freund?« fragte sie betroffen. »Ja - Reverend Bannockwaite.« Mit diesen Worten verließ er sie und schloß die Tür ab.

51
    Sadi wartete im Rauchsalon auf Hamon und war so in Gedanken vertieft, daß er ihn erst hörte, als er angerufen wurde.
    »Allah! Sie haben mir aber einen Schrecken eingejagt!« fuhr er auf. »O ja, das ist eine sehr schöne Frau - wenn auch nicht gerade das, was wir Mauren lieben, etwas zu dünn für meinen Geschmack.«
    Hamon ließ sich nicht täuschen. Joan hatte großen Eindruck auf Sadi gemacht.
    »Gehen Sie morgen nach Tanger zurück?« fragte Hamon und kniff die Augenlider zusammen, als Sadi den Kopf schüttelte.
    »Nein, ich habe mich entschlossen, noch ein wenig hierzubleiben. Ich habe auch einmal einen kleinen Luftwechsel nötig - die letzte Zeit war sehr anstrengend für mich.«
    »Aber Sie versprachen doch, Bannockwaite herzubringen?«
    »Ich habe einem meiner Leute den Auftrag gegeben, ihn herzuschaffen. Ihr englischer Vertreter hätte das übrigens auch besorgen können! Dieser Bannockwaite kommt unter allen Umständen, wenn Sie ihn dafür bezahlen!«
    »Kennen Sie ihn eigentlich genauer?«
    »Ich habe ihn schon gesehen - er ist eine charakteristische Gestalt in Tanger geworden«, entgegnete Sadi Hafis. »Er kam während des Krieges zu uns. Ich habe gehört, daß er sich am Abend der großen Schlacht an der Somme betrank und dann desertierte. Aber Sie haben mir doch erzählt, daß er kein Geistlicher mehr ist und aus Ihrer Kirche ausgestoßen wurde.«
    »Sein Name stand im Verzeichnis der Geistlichen, bis er nach der Schlacht an der Somme als vermißt gemeldet wurde. Ich glaube, daß er noch eingetragen ist, aber selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, würde das der Eheschließung nicht schaden, die er vorgenommen hat.«
    »Aber - warum wollen Sie denn überhaupt heiraten? Sie hängen noch zu sehr an den alten Gebräuchen, mein Freund.«
    Ralph lächelte.
    »Das ist nicht so schlimm, wie Sie denken. Ich habe aber meine Gründe dafür. Der Titel der Familie Creith wird durch meine Frau auch auf deren Kinder vererbt.«
    »Verrückter Gedanke! All diese unmöglichen Dinge sind ja an Ihrem Zusammenbruch schuld, Hamon.«
    »Was reden Sie da von Zusammenbruch?« fragte Hamon.
    »Wenn es noch nicht soweit ist, wird es sicher nicht mehr lange dauern. Es sei denn, Sie ziehen es vor, hier in Marokko zu bleiben, jenseits der Grenze, wo europäische Gesetze gelten.« Er streckte die Arme aus und gähnte. »Ich gehe zu Bett. Und es wird Sie vielleicht freuen, daß ich mich jetzt doch entschieden habe, morgen früh nach Tanger zurückzureiten.«
    Sadi sah die Genugtuung in Hamons Blick und freute sich.
    »Ich werde Ihnen Bannockwaite unter Bedeckung herschicken.«
    Als Hamon am nächsten Morgen erwachte, erfuhr er, daß der Scherif tatsächlich aufgebrochen war. Er ließ Joan allein, obgleich er sah, daß sie im Garten spazierenging.
    Am Abend berichtete ihm ein Diener, daß sich eine Reisegesellschaft dem Haus näherte. Hamon nahm seinen Feldstecher und beobachtete die drei Männer, die quer durch das Land dahergaloppierten. Zwei waren Mauren, und den dritten,

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