0431 - Grauen der Lüfte
Nicole schleuderte ihn mit einem Taekwon-Do-Tritt endgültig zu Boden, warf sich auf ihn, ehe er wieder auf die Beine kam, und berührte auch ihn. Da lag er still.
Es schien Zamorra, als sei eine Ewigkeit vergangen, bis endlich Ruhe eintrat.
Langsam kam Nicole zu ihm zurück, während er die Aktivität des Dhyarra-Kristalls beendete. Er fühlte sich müde. Der Kristall bezog seine Energie zwar aus unergründlichen Weltraum-Tiefen, aber es brauchte Kraft, die geistige Konzentration während der langen Zeit zu halten.
Nicole war ähnlich erschöpft. Sie hielt Zamorra das Amulett entgegen.
»Fast völlig entladen«, sagte sie. »Es griff bereits auf meine eigene Kraftreserven zurück. In den nächsten paar Stunden können wir es nicht mehr benutzen.«
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Er wußte, daß die Energien des Amuletts nicht unerschöpflich waren. Es war wie eine Batterie, die sich mit der Zeit je nach geforderter Energie entleerte - und hier mußte eine ganze Menge Energie gefordert worden sein. Die Silberscheibe, die einst von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geformt worden war, lud sich zwar immer von selbst wieder auf, aber das brauchte seine Zeit.
»Okay, dann sind wir also verläufig auf meinen Dhyarra-Kristall angewiesen«, sagte er. »Laß mal deinen Rücken sehen.« Erleichtert stellte er fest, daß die Krallen des Ungeheuers nicht durch das silbrige Material des Overalls gedrungen waren.
»Wo ist eigentlich dieses Mädchen geblieben, diese Taniquel?« stieß er hervor, als er sah, wie jetzt endlich Galathea ins Freie kam.
»Verschwunden«, sagte Nicole. »Entweder hat sie sich irgendwo versteckt, oder sie hat während des Kampfes den Tempel verlassen. Oder -die Unheimlichen haben sie mitgenommen.«
»Sie haben Taniquel nicht angegriffen«, sagte einer der beiden Adepten. »Ich sah es. Aber sie war dann plötzlich verschwunden.«
»Taniquel ist keine Warnerin. Sie ist eine Unglücksbringerin«, behauptete Galathea. »Was ist mit jenen Mönchen geschehen, die Ihr mit Eurer Zauberscheibe berührtet, o Göttin?«
Nicole verzog ob der Anrede das Gesicht. Aber da ließ sich eben nichts machen.
»Ich glaube, sie sind vom Vampirkeim geheilt. Er war noch nicht weit genug fortgeschritten. Die Weiße Magie, die ich einsetzte, tötete den Schwarzen Keim ab.«
»Vampire?« stieß Zamorra hervor.
Nicole nickte. »Ich spürte etwas, das mir verwandt vorkam. Und dann, während ich das Amulett benutzte, um sie von diesem Gift zu befreien, wurde mir klar, was es war. Es ähnelte dem Vampirkeim, den Coron mir auf dem Silbermond einpflanzte.« [1]
»Vampire«, murmelte Zamorra. »Und du bist sicher, daß diese Menschen geheilt sind?«
»Ziemlich. Ich glaube, ich war schnell genug«, sagte Nicole. »Man soll sie in ihre Räume bringen und sie bewachen. Falls sie sich doch verändern, soll man mich rufen. Vielleicht kann ich sie dann mit einer Art Nachbehandlung retten.«
Zamorra deutete auf das Amulett. »Jetzt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Natürlich später.«
Die alte Priesterin klatschte in die Hände. »Gehorcht den Befehlen der Göttin«, rief sie.
Endlich kam Bewegung in die zuschauenden Mönche, die die Reglosen einsammelten und in den Tempel zurückbrachten, in ihre Ruhekammern. Nur die toten Monstren und Mönche blieben zurück.
»Was wird mit ihnen geschehen?« fragte die Priesterin.
»Wie sieht euer Bestattungsritual aus?« erkundigte sich Nicole.
»Die Toten werden dem reinigenden Feuer überantwortet, um ihre Seelen zu läutern und ihnen den Frieden des Paradieses zu garantieren«, sagte Galathea. »Das ist das Gesetz der Götter seit Anbeginn des Landes.«
»Ich denke, das ist ein gutes Gesetz«, warf Zamorra ein. »Verbrennt auch die Reste der toten Ungeheuer. Aber achtet darauf, daß ihr diese Reste nicht mit den bloßen Händen berührt. Die Männer, die sie einsammeln, sollen sich gut schützen. Auch die toten Vampire können vielleicht noch den Keim des Unheils übertragen.«
»Es wird geschehen, wie Ihr es sagt«, versicherte die Priesterin.
Zamorra und Nicole sahen sich an. »Wir müssen versuchen, diese Taniquel aufzuspüren«, sagte der Parapsychologe. »Ich halte sie für die Schlüsselfigur.«
»Vor allem müssen wir herausfinden, woher diese Vampire kommen. Wenn sie niemals zuvor in diesem Land gesehen worden sind, wie man behauptet, und dann von heute auf morgen in diesen Mengen auftreten, stimmt was nicht. Dann hat sie jemand hierher
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