0431 - Grauen der Lüfte
eine winzige künstliche Sonne auf.
Das Weltentor flammte! Und Flammen strahlten nach allen Seiten, faßten nach den heranfliegenden Vampiren, sprangen von einem zum anderen, um sie in feurigen Explosionen auseinanderfliegen zu lassen! Und dann, von einem Moment zum anderen, hörte das Weltentor auf zu existieren!
Es änderte seine Form!
Es ballte sich zu einer Feuerkugel, die mit einem durchdringenden Kreischlaut in wildem Zickzackflug in den Himmel hinauf raste und irgendwo in unendlichen Fernen verschwand…
Und da wußten sie, mit wem sie es zu tun gehabt hatten.
Mit einem MÄCHTIGEN …
***
Die MÄCHTIGEN, von denen niemand genau zu sagen vermochte, woher sie wirklich kamen und von welcher Art sie waren, konnten in vielerlei Gestalt auftreten. Bei früheren Begegnungen hatten Zamorra und seine Gefährten sie als schuppiges Echsenwesen, als druidischer Zauberer, als Silbermond-Druidenpriesterin, als verschlagene Hexe, und in mancherlei anderer Gestalten gesehen. Einmal War ein MÄCHTIGER gar als eine künstliche kleine Welt aufgetreten, eine schwarze Dimension außerhalb der Erde… so war es auch erklärlich, daß ein solches dämonisches Ungeheuer als künstliches Weltentor erscheinen konnte…
Es war schwer, sie zu töten. Nur ein paarmal war es Zamorra gelungen. Meist gelang es nur, einen MÄCHTIGEN in die Flucht zu schlagen, wie es diesmal der Fall gewesen war.
Die MÄCHTIGEN, die sowohl die Menschen versklaven wollten als auch gegen die DYNASTIE DER EWIGEN und sogar die Hölle antraten. Sie wollten die alleinige, absolute Herrschaft. Sie kannten keine Kompromisse.
Und nun war wieder einmal der Plan eines MÄCHTIGEN durchkreuzt worden. Ted Ewigk ahnte nicht, daß er damit schlußendlich sogar Sara Moon geholfen hatte. Denn woher sollte er wissen, daß der MÄCHTIGE hier nur eine Generalprobe abgehalten hatte, daß er anschließend Ash’Cant mit seinen Vampiren angreifen wollte, von denen keiner der noch Zurückgebliebenen am Leben geblieben war. Sie waren alle im Dhyarra-Feuer vergangen.
Für Taniquel gab es keine Rettung mehr. Sie war tot, sie war eine Verlorene. Nicole konnte ihr nicht mehr helfen, wie sie den Mönchen geholfen hatte. Zuviel Zeit war vergangen, in welcher Taniquel unter der Kontrolle des Bösen gewesen war. Ihre Seele hatte sie längst verlassen.
Vielleicht war es besser so. Denn es war fraglich, ob Taniquel hätte weiterleben wollen - nach dem Verlust ihres Geliebten und der Erinnerung daran, auf welche grausige Weise er ums Leben gekommen war.
Die Götter, die durch den Schrein im Tempel der Ankunft nach Jahrtausenden zurückgekehrt waren, um ihrem Volk in höchster Not zu helfen, verließen das Land durch den Schrein wieder, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Zamorra, Ted, Nicole und der unglückliche Druide kehrten über die Transmitterstrecke nach null-eins-null zurück, zum Arsenal unter Teds Villa. Anfangs hatte der Reporter sofort nach Ash’Cant Weiterreisen wollen, jetzt, da das Weltentor beziehungsweise der MÄCHTIGE nicht mehr da war und die Verbindung nicht mehr stören konnte. Aber Zamorra hatte darauf hingewiesen, daß sie alle erst einmal Ruhe brauchten.
Und da war noch Gryfs Problem, das einer baldigen Lösung bedurfte…
Im Arsenal fanden sie das Gegenstück zu seiner veränderten Gestalt unter Teris und Yareds Bewachung. Doch wie sollten sie nun Gryfs Kopf und Hände wieder an seinen Körper bekommen und den Vampir wieder zum Vampir werden lassen?
Da lag noch ein teuflisch hartes Stück Arbeit vor ihnen. Es war eines der wenigen Male in Zamorras Leben, daß er sich rat- und hilflos fühlte. Und auch von den anderen wußte niemand einen Rat.
Nie zuvor hatten sie einem ähnlichen Problem gegenüber gestanden.
»Vielleicht«, sagte Zamorra, »wird uns Merlin helfen können, wenn nichts anderes sich mehr anbietet…«
Aber Merlin, der uralte Zauberer von Avalon, befand sich immer noch im erholenden Tiefschlaf.
Wer konnte ihn daraus wecken…?
Zamorra ahnte, daß die Schwierigkeiten jetzt erst begannen…
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 416 »Der Monstermacher«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 418 »Die Waldhexe«
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