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0431 - Grauen der Lüfte

0431 - Grauen der Lüfte

Titel: 0431 - Grauen der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unten beginnenden Waldes.
    Dort waren sie vorerst unerreichbar. Wo die direkte Sicht aufs Ziel fehlte, ließen die magischen Waffen sich nicht mehr einsetzen.
    Zamorra trat zur Seite und streckte die Hand aus. Doch Nicole kam katzenhaft schnell schon wieder allein auf die Beine. Sie umklammerte die handtellergroße Silberscheibe mit dem Drudenfuß im Zentrum, den umgebenden Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen und dem umlaufenden Silberband mit den bis heute nicht zu entziffernden Hieroglyphen. Sie starrte auf das Bild des Grauens, das um sie herum vorherrschte.
    Halb oder ganz verbrannte Ungeheuer, andere, die einfach auseinandergerissen worden waren. Dazwischen verletzte oder tote Mönche…
    Zamorra sah sich nach der Priesterin um. Doch die blinde, alte Frau war so klug gewesen, nicht ebenfalls ins Freie zu kommen. So hatte sie unverletzt überlebt. Aber gut zehn Mönche waren tot, und die anderen…
    »Sie sind infiziert«, murmelte Nicole bitter. »Diese verdammten Bestien haben vergiftete Krallen. Schau es dir an… fühlst du nicht, wie sie plötzlich anders werden?«
    »Wie - anders?« fragte Zamorra erstaunt. Er konnte an den Mönchen keine Veränderung erkennen. Es sei denn, man wertete die Tatsache, daß sie es nicht eilig hatten, ihre unter den zerrissenen Kutten sichtbaren Verletzungen zu verarzten.
    Nicole schloß die Augen.
    »Ihre Gedanken verändern sich«, sagte sie leise. »Da ist eine Kälte, die immer größer wird… ihre Gedanken frieren ein, erstarren… und etwas anders kommt. Sie denken auf eine Weise, die ich nicht mehr erfassen kann. Zamorra, wir müssen etwas tun! Wir müssen ihnen helfen!«
    Der Parapsychologe schluckte. Helfen - aber wie?
    »Wir können doch nicht zulassen, daß sie innerlich wie - wie diese Bestien werden!« stieß Nicole verzweifelt hervor. Plötzlich rannte sie vorwärts, und im Sternenlicht sah Zamorra die Kratzer im Rückenteil ihres Overalls, und er fürchtete, daß auch sie verletzt worden war.
    Sie blieb vor einem der verletzten Mönche stehen und berührte ihn mit dem Amulett, ehe er es verhindern konnte. Der Mönch schrie auf - und brach jäh zusammen. Nicole konnte ihn nicht mehr auffangen; er stürzte wie ein voller Mehlsack haltlos zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Sofort machten die anderen Front gegen Nicole. Drohend kamen sie mit vorgestreckten Händen auf sie zu, und in manchen Fäusten blitzten die Kurzschwerter auf.
    »Nein!« tönte die Stimme der Priesterin. »Ich verbiete! Kämpft nicht gegen die Göttin, oder wollt ihr unser Volk ins Unglück stürzen?«
    Doch die verletzten, vergifteten Mönche reagierten nicht auf die Worte der Priesterin. Sie rückten weiter gegen Nicole vor. Andere, die erst jetzt ins Freie traten, weil sie entweder nicht rasch genug erwacht waren oder sich während des Kampfes nicht nach draußen getraut hatten - durchaus verständlich, fand Zamorra, der ihnen keinen Vorwurf machte -, waren verwirrt und wußten nicht, was sie von der ganzen Sache halten sollten.
    Sie griffen nicht ein.
    Vielleicht glaubten sie, die Göttin könne sich selbst helfen.
    Fasziniert starrten sie Zamorra und Nicole an, beide in ihren unbekannten Silberanzügen und den Helmen, deren Masken hochgeschoben waren und die Gesichter freigaben.
    Zamorra konzentrierte sich auf den Dhyarra-Kristall in seiner Gürtelschließe. Er stellte sich so bildhaft wie möglich vor, wie die Infizierten in ihren Bewegungen langsamer wurden und schließlich halb betäubt zu Boden sanken, so daß Nicole sich ungefährdet zwischen ihnen bewegen konnte. In der Tat bewegten sie sich nicht mehr so schnell wie zuvor, und die Französin konnte ihren Angriffen ausweichen, während sie bemüht war, die Mönche ihrerseits mit dem Amulett dort zu berühren, wo sie die Verletzungen sah.
    Jedesmal sprühten Funken, und jedesmal stürzte der betreffende Mönch wie vom Blitz gefällt zu Boden.
    Für die zuschauenden, unbeteiligten Mönche mußte das wahrhaftig eine Machtdemonstration der Götter sein!
    Zwei der Infizierten hatte Zamorra nicht recht im Griff. Sie stürzten sich mit ihren Kurzschwertern auf Nicole. Eine Klinge traf ihren Helm - und zersplitterte daran. Nicole taumelte unter der Wucht des Hiebes. Der Helm schützte sie vor einer Verletzung, aber der Schlag allein reichte schon aus, sie fast zu betäuben. Irgendwie schaffte sie es, den Mönch mit dem Amulett zu treffen und dem Hieb des zweiten auszuweichen, der vom eigenen Schwung mitgerissen wurde und strauchelte.

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