0431 - Kathedrale der Angst
Grund sollten sie haben, mir, dem Fremden, zur Seite zu stehen?«
»Hier ist man eine verschworene Gemeinschaft. Du wirst bei uns aufgenommen. Du hast viel gesehen, Pierre. Man wird verstehen, daß du hierbleibst.«
»Das hoffe ich.«
»Komm rein, ich mache dir Frühstück. Ich brauche sowieso jemand, der mir in der Schänke hilft. Du kannst bei mir wohnen und arbeiten. Dann wirst du eben kein Professor, sondern Wirt. Das ist auch etwas.«
Pierre lächelte. »Ich werde es versuchen.«
Dieses Versprechen gab Pierre Virni vor ungefähr fünfzig Jahren…
***
Das Siegel der Templer!
Nichts in der letzten Zeit hatte mich so fasziniert wie dieser alte, fast Jahre alte Stein, der einmal dem großen Kämpfer und Ritter Richard Löwenherz gehört hatte.
Und jetzt besaß ich es.
In einem alten Brunnen war es von mir gefunden worden. Ich selbst bezeichnete es als schlicht und gleichzeitig faszinierend, denn ich hatte auf dem Siegel mein Kreuz abgebildet gesehen, direkt über dem liegenden Halbmond, dem alten Zeichen der Mutter Gottes.
Es war für mich sehr gut vorstellbar, daß es noch einige Rätsel barg, und die wollte ich herausfinden.
Mich hatte der letzte Fall in den Nordosten Englands geführt. Dort war ich auf die Vampir-Geschwister gestoßen, die Richard Löwenherz und auch dessen Siegel gekannt hatten. Für sie war ich gewissermaßen der Nachfolger des großen Ritters, und allmählich glaubte ich es selbst, daß ich schon mindestens zweimal gelebt hatte.
Einmal als Richard Löwenherz, zum anderen als Hector de Valois, der ebenfalls einer der großen Templer-Führer war, nur eben einige Jahrhunderte später.
Ich war wieder nach London zurückgekehrt, wo mich Suko mit zahlreichen Fragen empfangen hatte. Antworten gab ich ihm vorerst keine. Zunächst wollte ich das Siegel von unseren Wissenschaftlern untersuchen lassen. Vielleicht entdeckten sie durch ihre Analysen noch etwas, das mir verborgen geblieben war.
Da die Analyse einige Zeit in Anspruch nahm, wartete ich in unserem gemeinsamen Büro. Glenda hatte Kaffee gebracht. Draußen regnete es, mal schien auch wieder die Sonne, eben ein typisches Aprilwetter, von dem auch London nicht verschont blieb.
Ich trank den Kaffee in kleinen Schlucken, Suko nuckelte an seinem Tee, und zwischen uns herrschte trotzdem keine tolle Stimmung. Das Klima war irgendwie gedrückt.
Auch Glenda spürte dies und stellte keine Fragen. Sie wußte ebenfalls, um was es noch ging.
Das Problem hieß Jane Collins!
Es war unserem großen Gegner van Akkeren gelungen, sie vor unseren Augen zu entführen. Mit Hilfe des Dämons Baphomet, dem er diente, hatte er Jane aus der alten Templer-Kirche geholt und uns das Nachsehen gegeben. Keiner von uns wußte, was mit ihr geschehen war, aber unsere Gedanken drehten sich natürlich um sie.
Ich war allein nach Wark gefahren, um die Vampire zu stellen. Suko hatte ich in London zurückgelassen, er sollte die Fahndungsmaßnahmen überwachen. Herausgekommen war bisher nichts.
Glenda blieb neben mir stehen. »John«, sagte sie und beugte sich vor.
»Nicht, daß du denkst, ich würde mich über Janes Verschwinden freuen. Ganz im Gegenteil, ich finde es schrecklich, daß dies passieren mußte.«
»Danke.«
»Und ich wünsche mir, daß sie heil und gesund wieder zu uns zurückkehrt.«
Ich hob die Schultern. »Die Chancen stehen nicht gut, da will ich ehrlich sein.«
»Vielleicht finden wir noch eine Spur.«
»Möglich.«
»Du klingst sehr pessimistisch.«
Ich lächelte sie an. »Das täuscht, aber ich bin eben keine Maschine und auch nur ein Mensch. Irgendwann erreicht jeder einen Punkt, wo er sich fragt, ob der Weg richtig ist, den er geht.«
»Bist du dir da unsicher?«
»Manchmal schon.«
Suko widersprach. »Das solltest du nicht. Wir haben uns doch auf eine Arbeitsteilung geeinigt. Ich werde mich intensiv um Janes Auffinden kümmern, während du anderen Spuren nachgehst. Möglicherweise treffen wir beide zusammen.«
»Das wäre ideal.«
»Ich bin sogar sicher, daß wir uns irgendwo treffen, denn van Akkeren will das Geheimnis des Dunklen Grals erkunden. Er hat sich auf die Spur der alten Templer gesetzt. Du bist ebenfalls am Ball. Ihr beide werdet irgendwann aufeinanderstoßen.«
»Dabei kann er Jane Collins als Trumpfkarte einsetzen.«
»Und du vielleicht das Siegel.«
Ich nickte. »Ja, es ist ein wertvoller Fund. Wie wertvoll, das habe ich gesehen, als ich die beiden Vampire vernichtete. Sie waren völlig von der Rolle, denn
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