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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch war, der Wahrheit kam keiner näher.
    Unter den Bewohnern gab es auch einen Mann, der sich ebenfalls seine Gedanken machte und daran dachte, daß auch er auf eine ähnliche Art und Weise nach Alet-les-Bains gekommen war. Damals, vor fünfzig Jahren. Pierre Virni war tatsächlich heimisch geworden. Er hatte eine Frau gefunden, geheiratet, war Vater geworden und das geblieben, was ihm die längst verstorbene Madame vorgeschlagen hatte.
    Nämlich Gastwirt.
    Sie hatte ihm das Lokal hinterlassen. Er hatte es aus- und umgebaut.
    Mehrere Fremdenzimmer standen zur Verfügung, und Virnis Sohn Marcel hatte Spaß am Kochen gefunden. Deshalb war er auch auf der Wanderschaft gewesen, hatte im Ausland gearbeitet und dort seine Erfahrungen gesammelt.
    Bei seinem Vater allerdings stieß er mit dem Vorschlag, das Gasthaus zu einem Feinschmecker-Tempel zu machen, auf Granit.
    »Nicht, solange ich lebe.«
    »Dann ziehe ich mich aus diesem Ort zurück!«
    »Bitte.«
    Monatelang schon ging es hin und her. Zu einer Einigung waren beide noch nicht gelangt.
    Zudem gehörte Pierre Virni zu den verschlossenen Menschen. Der so weit zurückliegende Vorfall hatte ihn auch in den späteren Jahren geprägt. Es waren Gerüchte entstanden, aber niemand traute sich, Pierre danach zu fragen.
    So war er trotz allem ein Einsiedler geblieben.
    Selbst seine Frau kam mit ihm oft genug nicht zurecht. Sie hatte es sich angewöhnt, viel auf Reisen zu sein, und auch in diesem Frühjahr war sie wieder unterwegs.
    Eine Kreuzfahrt führte sie ins Mittelmeer. Pierre hatte nichts dagegen. Er kam mit seinem Sohn Marcel und seiner Tochter Colette auch allein zurecht.
    Sein Gasthaus war zweimal umgebaut worden und entsprach nun dem allgemeinen modernen Standard. Die oben liegenden Zimmer hatten sogar kleine Duschkabinen, nur die Toiletten lagen noch auf dem Flur.
    Zwölf Fremde waren gekommen. Auch Pierre Virni hatte dies sehr genau registriert, aber nie nachgefragt, wie andere, die sich an ihn wandten und etwas wissen wollten.
    Er hatte nur immer die Schultern gehoben.
    In den vergangenen fünfzig Jahren waren im Dorf zahlreiche neue Häuser entstanden, zum Teil in die Berge hineingebaut. Es gab wohlhabende Städter, die hier ihren Urlaub verbrachten, an der nicht allzu weit entfernt liegenden Küste badeten und in den Bergen wohnten.
    Im Sommer »überfielen« diese Touristen auch Alet-les-Bains und ließen den Bär los.
    Dann floß der Wein in Strömen, und so manche Nacht wurde zum Tag gemacht. Der April war ruhiger. Wären die zwölf Männer nicht gewesen, hätten die Bewohner unter sich sein können, aber die Besucher brachten eine gewisse Unruhe mit sich, obwohl sie selbst kaum etwas taten, um diese Unruhe zu schüren.
    Nur an diesem Morgen war in aller Frühe ein größerer Wagen eingetroffen, der eine geheimnisvolle Fracht gebracht hatte, von der niemand wußte, um was es sich dabei handelte.
    Natürlich gab es Gerüchte, aber die Adressaten der Fracht verloren kein Wort darüber.
    Pierre Virni sah sich selbst als einen guten Beobachter an. Ihm entging nur wenig, und so hatte er auch festgestellt, daß der Anführer dieser zwölf Männer bei ihm wohnte. Sie hatten wenig miteinander gesprochen, dieser Mann gehörte ebenfalls zu den Schweigsamen, aber strömte irgendwie eine gewisse Autorität aus, und auch die anderen behandelten ihn mit einem gewissen Respekt.
    Es gab Zeiten am Tag, wo im Gasthaus nichts los war. Der frühe Mittag gehörte dazu. Erst Stunden später kamen die durstigen Gäste, um den Landwein zu trinken.
    In den Mittagsstunden jedoch konnte Virni sich den Aufgaben zuwenden, die leider auch erledigt werden mußten.
    Auch an diesem Aprilmittag saß er in seiner Gaststätte und sah die Rechnungen des Weinhändlers durch. Er hatte die Fässer vor zwei Tagen gebracht und bereits jetzt die Rechnung geschickt, was Pierre Virni überhaupt nicht gefiel.
    »Zwei Wochen Zahlungsfrist lasse ich mir immer«, sagte er. Für ihn war die Sache damit erledigt. Er legte die Papiere aufeinander, um sie in einem Hefter verschwinden zu lassen, als er hinter sich Schritte hörte. Die Person hatte den Gastraum nicht durch den normalen Eingang betreten, sie war aus dem Flur gekommen, der zu den Gästezimmern führte.
    Virni drehte sich um.
    Nahe der Theke stand die Person, die er als Anführer der zwölf Männer ansah. Wie immer trug er dunkle Kleidung, so daß er fast so aussah wie ein Landpfarrer.
    »Guten Tag, Monsieur Virni.«
    »Bonjour, Monsieur Bloch.

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