0432 - Die Welt der Mutanten
mich nicht an!"
Sie verhielten über ihm, gleichgültig, abwartend.
Er hasste sie.
Er hasste sie wegen ihrer Beweglichkeit. Wie geschickt sie sich bewegten. Wie sie behende hin und her huschten.
„Ihr Teufel!" ächzte Corello. „Verschwindet, dass ich euch nicht sehen kann."
Im Hintergrund öffnete sich eine Tür. Die Roboter glitten hinaus.
Ich kann gehen, dachte Corello. Ich muss es nur wollen.
„Kommt zurück!" schrie er. „Helft mir auf die Beine."
Die Roboter flogen wieder in den Raum. Behutsam griffen sie mit weichen und gepolsterten Armen nach Corello. Sie hoben ihn auf.
Er fand das Gleichgewicht wieder. „Loslassen!"
Die Arme lösten sich von ihm. Er fiel vornüber. Auf das Gesicht.
Wut und Enttäuschung raubten ihm fast den Atem.
„Ihr Tölpel!" kreischte er. „Nur ihr seid daran schuld!"
Er wälzte sich auf den Rücken. Über ihm schwebten die Roboter, gleichgültig, abwartend.
„In den Konverter mit euch!" Sie glitten davon, um auch diesen Befehl auszuführen. In den letzten Jahren hatte Corello Tausende von Robotern in den Konverter geschickt. Er stellte sich vor, wie sie sich in den atomaren Gluten auflösten. Das versöhnte ihn ein wenig.
„Die nächste Gruppe!" befahl Corello.
Andere Roboter schwebten herein. Sie unterschieden sich nicht von jenen, die der Mutant gerade in den Konverter geschickt hatte.
„Hebt mich auf!"
Er wurde auf die Beine gerichtet.
„Festhalten!" Diesmal wollte er vorsichtiger sein. Keinen Fehler machen. Sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Er war Ribald Corello, der mächtigste Mann des Universums. Ein Mächtiger, der nicht auf den eigenen Beinen stehen konnte.
„Festhalten!" Da war diese kreatürliche Angst vor dem Sturz, die er niemals überwinden würde.
Über dem Eingang glühten rote Lampen. Funkanlage, Ortungsanlage. Zahlreiche Sklaven Corellos wollten mit ihrem Tapur sprechen. Corello kümmerte sich nicht darum. Diese Barbaren mussten warten, bis er bereit war mit ihnen zu sprechen.
Nur unbewusst war er sich darüber im klaren, dass er innerhalb der Lasztman-Ballung durch widersprüchliche Befehle ein Chaos ausgelöst hatte.
Niemand wusste, was getan werden sollte.
„Loslassen. Vorsichtig, ihr Narren!" Er stand da. Er schwankte.
Der Raum schien sich um ihn zu drehen. Der linke Fuß, ganz langsam! Er war wie besessen von der Idee, diesmal mehr Schritte zu machen als jemals zuvor. Er musste es nur wollen. Vielleicht konnte er sogar die andere Seite des Raumes erreichen. Zehn Meter! Tränen liefen über sein Gesicht. Zehn Meter!
Eine unvorstellbare Entfernung, wenn er sie auf seinen Beinchen zurücklegen sollte.
Jetzt wieder der rechte Fuß! Ganz einfach. Nur Geduld und Geschicklichkeit gehörten dazu. „Haltet mich!"
Der Aufschrei kam zu spät. Wieder stürzte er. Diesmal seitwärts.
Das Polster verhinderte, dass er sich verletzte.
Plötzlich dachte er wieder an das fremde Schiff.
War es inzwischen vernichtet worden? Er erinnerte sich, dass er entsprechende Befehle gegeben hatte. Aber hatte er sie später nicht widerrufen? Erschien nicht in regelmäßigen Abständen die Vision?
Kitai Ishibashi!
Wie kam er überhaupt auf diesen Namen? Was geschah überhaupt?
Speichel lief ihm aus dem Mund und befeuchtete den gepolsterten Boden.
„Ich bin müde!" sagte Corello. „Ich möchte mich ausruhen."
Die Roboter sanken zu ihm hinab, hoben ihn behutsam auf und flogen mit ihm davon.
„Anhalten!" schrie Corello, noch bevor sie den Raum verlassen konnten. Ein dumpfer Druck im Gehirn warnte ihn. Ein neuer Anfall stand bevor. Er wusste es, ohne sich in Einzelheiten an den letzten erinnern zu können. Angst stieg in ihm auf und schnürte ihm die Kehle zu. Die Roboter setzten ihn neben der Tür ab. Er lehnte sich gegen die Wand, die sich seiner Körperform anpasste. Kitai Ishibashi!
Sein Vater? Eine Halluzination? Was geschah in seinem Unterbewußtsein?
Corello presste in einer heftigen Gefühlswallung beide Händchen vors Gesicht.
„Tötet alle Fremden!" befahl er. Sein telepathischer Impuls ging an alle Kommandanten von Tapura. Sie würden ihn weitergeben.
„Tötet alle Fremden!" Corello rang nach Atem. Seine Umgebung schien sich vor seinen Augen aufzulösen.
Da erschien eine Gestalt. Sie tauchte aus dem Nebel hervor, ohne völlig materiell zu werden. Corello konnte nicht feststellen, ob diese Gestalt wirklich existierte. Er starrte sie an.
Es war Kitai Ishibashi. Sein Vater. Sein Vater, der schon längst tot war. „Vater!"
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