0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen
Türmen bewacht wurde.
Türme, wie sie das Hexentor besaß.
Und dort stand sie plötzlich wie ein gewaltiger Schatten. Die Frau mit der Kraft der Großen Mutter.
Und in ihren Händen hielt sie zwei Menschen, die ich gut kannte.
Suko und Shao!
***
Die beiden hatten kämpfen wollen, dazu aber war es nicht mehr gekommen. Bevor es Suko überhaupt gelang, seine Dämonenpeitsche zu heben und zuzuschlagen, war die Große Mutter schon bei ihnen. Jetzt, in direkter Nähe, spürten sie die gewaltige Kraft dieser Dämonin. Sie wurden gelähmt.
Und die Frau senkte sich.
Das Gesicht erschien dicht vor ihnen, aber noch dichter waren die Klauen, die zupackten und sie, dank ihrer höllischen Kraft, wie Puppen in die Höhe hoben.
Beide waren so überrascht, daß sie sich nicht einmal mehr wehrten. Die Frau oder die Große Mutter drehte sich herum, damit beide in die Flammen schauen konnten.
»Menschenfleisch!« Wieder kreischten es die Hexen, bis zu dem Zeitpunkt, als eine Kraft aus einer anderen Welt sie erwischte.
Suko und Shao spürten, wie die Gestalt erzitterte und sich vergeblich gegen die andere Kraft anstemmte. Die Umgebung verschwamm plötzlich vor ihren Augen, und beide hatten das Gefühl, in einen Keller schauen zu können, wo eine Figur stand.
Diese zog sie an.
Und auch die Große Mutter in der Gestalt einer schwarzhaarigen jungen Frau.
Wie Torpedos rasten sie dem Hexentor entgegen - und hindurch!
Ob das Kreuz oder ich es geschafft hatten, das Hexentor entstehen zu lassen, war egal. Es zählte nur, daß es vorhanden war- und die Person mit dem Geist der Großen Mutter in ihr stand.
Sie hielt Shao und Suko fest und konnte sie trotzdem nicht vernichten, denn ein Gegenstand war stärker.
Mein Kreuz!
Es hielt die Verbindung zum Hexentor aufrecht und reagierte ganz anders als damals, als das Tor zum erstenmal entstanden war. Diesmal zog es nicht an, es schleuderte hinaus.
Die Frau erwischte es zuerst. Zusammen mit Suko und Shao mußte sie ihre Zeit verlassen. Sie wurde zu einem Spielball der Gewalten. Voll traf sie die Zeitverschiebung.
Unser Keller verwandelte sich zu einem magischen Zielhafen. Energien aus uralter Zeit umtobten Jane und mich. Wir konnten zuschauen, hoffen und bangen.
Bis ich sie hatte.
Sie stand auf einmal vor mir, war zum Greifen nahe, schmolz irgendwie zusammen und lockerte auch ihren Griff, so daß sich Suko und Shao befreien konnten.
Beide wankten zu- verschiedenen Seiten weg. Ich kümmerte mich nicht mehr um sie, denn das Mädchen war wichtiger.
Der Fluch traf es hart, die Statue geriet in Bewegung. Bevor es jemand verhindern konnte, streckte sie ihre überlangen Arme aus und packte das Mädchen.
Wir hörten noch den Schrei, dann passierte es.
Ein gewaltiger Feuerblitz zerriß die Figur. Scharf, konzentriert und blendend.
Trümmer umflogen uns. Jane und ich lagen am Boden und hofften, unverletzt zu bleiben. Wie Geschosse durchrasten die Gesteine das Verlies.
Ich hörte sie gegen die Wände knallen und auch splittern. Einige Schläge bekam auch ich ab, aber es war nicht tragisch. Ich konnte mich zur Seite rollen und aufstehen.
Da sah ich die Bescherung!
Von der Statue war nur ein Haufen Asche und Steine übriggeblieben, aus dem eine armlange Flamme schoß, sich bewegte und so aussah, als wollte sie uns zuwinken.
Wir hatten es geschafft, waren stärker als die Walpurgisnacht gewesen und hatten die Hölle deshalb besiegt.
Ich lief auf meine Freunde zu, die zusammenhockten, uns anschauten und es noch nicht fassen konnten, daß die Vergangenheit kraft einer gewaltigen Magie sie wieder ausgespieen hatte.
»Alles klar?« fragte ich.
»Fast«, erwiderte Suko krächzend.
Ich wußte, was er meinte und verließ den Keller, um nach den anderen Menschen zu suchen.
Auch sie waren nicht mehr in der anderen Zeit geblieben. Irgendwo im Haus hörte ich ihre Stimmen. Noch schwang die Panik in ihnen mit, aber das würde sich legen.
Als ich wieder in den Keller zurückkehrte, brannten nur mehr die beiden Fackeln. Das Feuer innerhalb der Statue war erloschen. Es roch noch nach kaltem, beißenden Rauch.
»Da kann man nichts mehr machen«, erklärte ich und bat meine Freunde, mit mir zusammen den Keller zu verlassen.
Nichts hätten sie lieber getan.
Im Flur fanden wir die anderen. Ihre Fragen standen auf den Gesichtern zu lesen.
Antworten würden sie später bekommen. Zunächst einmal verließen wir gemeinsam das Haus, das zum Glück seinen Schrecken verloren hatte…
***
Es dauerte
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