0437 - Das Monster im Keller
wieder nach oben, etwas verdrossen. »Charlene?«
Sie gab keine Antwort.
Im Wohnzimmer hatte das Kaminholz Glut gefangen. Von Charlene keine Spur. Aber aus dem Bad hörte er Wasser rauschen. Er trat vorsichtig ein. In der kleinen Duschkabine sah er Charlenes Umrisse.
»Hast du die Bohrmaschine und den Steckschlüssel zwischendurch aus dem Keller geholt?« wollte er wissen.
Sie drehte das Wasser ab und kam aus der Kabine hervor, griff nach einem Badetuch und wickelte sich hinein, um sich abzufrottieren. »Ich? Wieso? Was sollte ich damit getan haben? Ich habe die Fenster saubergemacht und die Türrahmen angestrichen und bin froh, daß ich jetzt die Farbreste los bin…«
»Dann spukt’s hier wohl«, sagte er sarkastisch.
»Wieso?« Sein aggressiver Ton konnte sie nicht aufregen, weil sie wußte, wie nervös er werden konnte, wenn irgend etwas nicht klappte.
»Weil das Zeugs weg ist.«
»Den Steckschlüsselsatz brauchst du ja wohl momentan nicht, oder?« fragte sie.
»Aber die Bohrmaschine. Ich wollte doch die Löcher noch machen… weißt du nicht, ob du die Maschine nicht doch in den letzten Stunden mal gebraucht hast?«
»Wozu? Um Löcher in den Farbtopf zu bohren? Oder ins Fensterglas? Nein, mein Lieber…«
»Aber die Maschine ist nicht unten. Ist weg, einfach so!«
»Vielleicht hast du…« Sie unterbrach sich. Er hatte sie nicht einfach woanders hin gelegt und dachte daran jetzt nicht mehr. Das paßte nicht zu ihm. Selbst, wenn er erheblich über den Durst getrunken hatte, besaß er noch die Klarsicht und Disziplin, alles an seinen bestimmten Platz zu legen, was er in der Hand hielt. Charlene hatte bisher noch keinen Menschen kennengelernt, der so auf Ordnung hielt wie Patrik LaGrange.
»Ich schaue mir das mal an«, sagte sie. »Vielleicht hast du nur nicht gründlich genug nachgeschaut.«
Mittlerweile abgetrocknet, ließ sie das Badetuch einfach fallen und folgte Patrik so in den Keller, wie sie war.
Warum sollte sie sich erst noch wieder umständlich anziehen?
Sie suchte nach Bohrmaschine und Steckschlüsselsatz. Sie öffnete auch ein paar der Kisten, in denen sich alle möglichen Dinge befanden, die sie erst einmal hier abgestellt hatten. Patrik seufzte. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich die Bohrmaschine in einen der Umzugskartons gelegt habe?«
Charlene antwortete nicht. Sie suchte mit ihrer eigenen perfekten Systematik. Aber auch sie fand das Werkzeug nicht. Sie vermißte auch einen Hammer, von dem sie selbst genau wußte, wohin sie ihn gelegt hatte; Patrik hatte darauf nicht geachtet.
Und - sie spürte ein eigenartiges Kribbeln im Nacken. Gerade so, als ob sie beobachtet wurde.
Das schob sie auf Patrik, obgleich das Gefühl ungewöhnlich war. Schließlich bewegte sie sich in seiner Gegenwart sehr oft völlig nackt, und es war ihr alles andere als unangenehm. Vielmehr genoß sie seine bewundernden Blicke. Diesmal aber war es anders. Es war, als ob ein Fremder sie anstarrte.
Jemand, den sie nicht sehen konnte.
Sie sprach nicht darüber. Sie war sicher, daß ihr Gefühl sie trog. Denn wer sollte sie hier in den Kellerräumen des Hauses beobachten? Es gab ja nicht einmal Kellerfenster, nur ein paar Luftschächte.
Aber andererseits - wer klaute hier Werkzeuge?
»Patrik, wir werden die Sachen wiederfinden, wenn wir morgen in aller Ruhe noch einmal nachschauen«, sagte sie. »Komm wieder nach oben, wir wollen es uns ein wenig gemütlich machen…«
Patrik LaGrange seufzte. Schulterzuckend folgte er ihr wieder nach oben. Sie bewegte sich provozierend aufregend und versuchte ihn abzulenken. Aber so ganz gelang es ihr doch nicht mehr.
Das Rätsel, warum Werkzeug spurlos aus dem Keller verschwinden konnte, bewegte ihn zu sehr…
***
Etwas veränderte sich. Eine starke Kraft, die erweckt worden war, begann damit, die Umwandlung einzuleiten.
Eine Entwicklung hatte eingesetzt, die nicht mehr aufzuhalten war. Am Ende dieser Entwicklung würde die Möglichkeit stehen, nach so unendlich langer Zeit wieder Blut zu trinken.
***
Trotz intensiven Suchens in aller Ruhe fand das Werkzeug sich am anderen Tag nicht wieder. Allerdings entdeckte Charlene den hölzernen Stiel des Hammers, den sie am vergangenen Abend vermißt hatte. Wer aber sollte den Hammerkopf allein gestohlen haben, und vor allem: wer wollte unbemerkt das Haus betreten und wieder verlassen können?
Irgend etwas stimmte hier nicht.
Am Nachmittag vermißte Patrik eine Säge. Auch sie hatte im Keller gelegen. Am Abend war
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