0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!
Treppe. Irgendwo im Haus schien es eine lautstarke Unterhaltung zu geben.
»Bleibt hier, bis ich euch rufe oder bis es kracht«, rief ich den Kollegen leise zu und tappte vorsichtig die Stufen hinauf. Da ich mich auskannte, fand ich mühelos die Tür zu Ryers Wohnzimmer. Das Stimmengewirr dahinter wurde verständlich, als ich das Ohr an die Türritze legte.
»… verdammte Polizeiboot muß schon wieder an der Unteren Bucht auf der Lauer gelegen haben«, hörte ich Ryer wutentbrannt brüllen. »Und das kann doch eigentlich nur bedeuten, daß uns jemand verpfiffen hat! Ich möchte wissen, welcher Hund das gewesen ist.«
Irgendwas knarrte. Dann wurde eine vorsichtige Männerstimme laut:
»Ich weiß nicht, Rex. Vielleicht hast du unrecht. Sieh mal…«
»Glaubst du, die Polizei hat nichts Besseres zu tun, als aus lauter Langeweile einen Frachter stundenlang zu begleiten?« röhrte Ryer.
»Nein. Aber denk doch mal an die Bombe, die heute nacht an dem Pier explodierte. Wenn das stimmt, was sie in den Nachrichten sagten, dann erfolgte die Explosion genau um zwei Uhr.«
»Na und?«
»Aber um zwei sollte auch das Schiff anlegen, nicht wahr? Die Bombe war vielleicht viel mehr für das Schiff als für den Pier berechnet.«
»Möglich! So gescheit bin ich auch!«
»Aber so gescheit wird vielleicht auch die Polizei sein, he? Vielleicht sagt sich die Polizei auch, daß der Zeitpunkt der Explosion etwas zu bedeuten hatte. Und vielleicht sagen sich die Bullen eben, wenn das Schiff gemeint war, sollten sie sich das Schiff auch mal gründlich ansehen. Das wäre doch möglich, nicht?« Einen Augenblick blieb es still. Dann knurrte Ryer, anscheinend etwas besänftigt:
»Also gut, ich gebe zu, das wäre eine Erklärung. Dann hätte uns niemand verpfiffen. He! Jetzt kopimt mir ein Gedanke! Vielleicht wollte dieser Halunke überhaupt nur mit der Bombe die Aufmerksamkeit der Polizei auf die ›Monte Rosa‹ lenken! Das sähe dem elenden Kerl ähnlich! Wenn ich bloß eine Ahnung hätte, wie ich ihn finden könnte! Wenn ich das wüßte! Ich würde ihn in der Luft zerreißen, diesen Kerl! Kaum ist er einen Tag aus dem Bau heraus, da spielt er schon wieder den wilden Mann! Was bildet der sich eigentlich ein?«
»Rex, das kann Fountain nicht allein gemacht haben«, wandte die Männerstimme von vorhin wieder ein. »Er muß Leute haben, die für ihn arbeiten. Und nicht nur das: Er muß sie praktisch schon gehabt haben, bevor er aus dem Bau heraus war.«
»Wieso?«
»Innerhalb von fünf, sechs Stunden konnte er doch keine zwei Zentner Sprengstoff auftreiben! Das war vorbereitet, Rex. Ich bin überzeugt, daß der Sprengstoff schon bereit lag, noch bevor Fountain die Nase aus dem Zuchthaus herausgesteckt hatte.«
»Stimmt«, ertönte Ryers Stimme, jetzt sehr nachdenklich. »Stimmt, natürlich! So viel Sprengstoff läßt sich nicht so einfach im Handumdrehen besorgen. Also hat Fountain schon vor seiner Entlassung Verbindung nach draußen gehabt. Irgend jemand muß ihm eine Bande aufgebaut haben, während er auf seine Entlassung wartete. Aber wer?«
»Vielleicht war es Loop Gaier?«
Dieser Frage folgte ein langes Schweigen. Ich lauschte gespannt. Loop Gaier hieß der Mann, der ursprünglich für Ryer gearbeitet und in Ryers Haus gewohnt hatte, dessen Zimmer aber ausgeräumt war bis auf den letzten Manschettenknopf, seit Gaier mit Ryers Auto den Zuchthäusler Fountain abgeholt hatte.
»Du meinst«, murmelte Ryer nach einer Weile betroffen, »du meinst, daß Loop ein doppeltes Spiel spielen könnte? Verdammt noch mal. Aber möglich wäre es. Ich verstehe sowieso nicht, warum er sich nicht meldet. Er hätte längst anrufen sollen. Aber was machen wir jetzt? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei herausgefunden hat, daß Bob Clame für mich arbeitete. Sobald sie das weiß, wird sie fragen: Was wollte Clame in seinem alten Dodge nachts um zwei auf dem Pier? Und weiter wird sie fragen: War er vielleicht in Ryers Auftrag dort? Das wird ja eine Kette ohne Ende. Die Bullen sind ja nicht mit Blindheit geschlagen. Sobald sie sich sagen, daß Clame in meinem Auftrag auf die ›Monte Rosa‹ wartete, werden sie sich auch sagen können, daß das Opium für mich bestimmt war. Verflucht, der Boden wird heiß! Und alles nur wegen Fountain! Warum haben sie ihn nicht gleich lebenslänglich eingebunkert?«
»Was hat Fountain eigentlich gegen dich, Rex?« fragte der erste Mann wieder, »daß er mit allen Mitteln versucht, deine Geschäfte zu
Weitere Kostenlose Bücher