0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!
die Tür abgeschlossen?« fragte er.
»Ja. Zweimal. Ich habe es deutlich gehört.«
Plötzlich krachten Schüsse hinter der Tür. Da die Kugeln nicht durch die Tür schlugen, nahm ich an, daß sie hinaus auf die Straße feuerten.
»Hoffentlich hört die Streifenpolizei die Schüsse oder ein Nachbar, der die Polizei anruft, damit wir Verstärkung kriegen«, brummte ich. »Wir könnten ein bißchen Tränengas gebrauchen.«
»Das haben wir doch mitgebracht!« verkündete Phil entrüstet. »Glaubst du, ich komme mit drei Kollegen zur Aushebung eines Gangsternestes und bringe kein Tränengas mit?«
»Manchmal habe ich den Eindruck, du hättest auf der FBI-Akademie tatsächlich deinen Job gelernt, Alter«, meinte ich anerkennend. »Nun sorge dafür, daß das Zeug herangeholt wird. Sie sollen es von draußen durch das Fenster pfeffern.«
»Das mache ich lieber selber«, erwiderte mein Freund trocken. »Ich war schon so oft hier, daß ich eine genaue Vorstellung habe, welches Fenster zu welchem Zimmer gehört. Sei vorsichtig, wenn sie herauskommen!«
Er lief den Flur entlang, und in der Stille, die sich inzwischen ausgebreitet hatte, hörten wir, daß er die Treppe mit einem einzigen Satz hinabsprang. Ich schob den Kopf so weit vor, daß er der Tür so nahe war wie möglich, oihne jedoch aus der Deckung des Türrah mens zu geraten. Aber solange man das Ohr nicht unmittelbar an die Tür selbst legte, konnte man leider nicht verstehen, was dahinter vorging. Wahrscheinlich steckten sie jetzt die Köpfe zusammen und berieten sich.
Ein oder zwei Minuten lang blieb es ruhig. Dann ratterten schlagartig ein Dutzend Kugeln aus einer Tommy Gun durch die Tür, daß mir die Holzsplitter nur so um die Ohren flogen.
»Jeder zwei Schuß!« zeigte ich mit gespreizten Fingern dem einzigen Kollegen, der außer mir jetzt noch im Flur war. Er nickte, und wir jagten die vier Kugeln durch die Tür, um Ryer vorläufig noch am Ausbruch zu hindern. Zu zweit hatten wir keinen guten Stand gegen die Bande, die Maschinenpistolen besaß.
Der Geruch von Schießpulver kitzelte unsere Nasen. Als der Lärm der Schüsse verklungen war, beschloß ich, Ryers Unsicherheit noch etwas zu erhöhen: »Na los doch, Ryer!« rief ich laut. »Komm heraus!«
Von der Straße her wurde wieder der Knall von Schüssen laut. Eigentlich gab es nur einen Grund dafür: Die Kollegen gaben Feuerschutz für Phil, der zum Werfen der Tränengas-Handgranaten ja eine gewisse Bewegungsfreiheit brauchte. Kaum hatte ich mir das überlegt, da hörte ich hinter der Tür etwas laut poltern und gleich darauf scharf zischen.
Zugleich aber ertönte irgendwo, nicht weit entfernt, das gelle Heulen einer Polizeisirene. Die Cops hier in Queens hielten offenbar auf Tempo.
»Na also«, brummte ich zufrieden. Dann polterte es abermals hinter der Tür, und das Zischen verstärkte sich. Und da wurde auch schon das erste krächzende Husten laut.
»Jetzt werden sie gleich kommen«, sagte ich zu dem Kollegen, der sich an Phils Stelle auf der anderen Seite der Tür postiert hatte. »Tränengas ist die segensreichste Erfindung, die sich die Polizei wünschen konnte.«
Es dauerte ein paar Sekunden. Das Husten wurde immer stärker, dann hörte ich das Schloß der Tür, und anschließend kamen sie, gebeugt, hustend und mit tränenblinden Augen, nacheinander herausgewankt. Mit vorgereckten Händen suchten sie sich den Weg.
Zur gleichen Zeit stürmten auch gerade die ersten vier Cops die Treppe herauf. Der Rest war reine Routine.
***
Auf der Rückfahrt beobachtete ich Phil aus den Augenwinkeln. Seine Augenlider waren gerötet, und ab und zu wirkte es so, als ob er Mühe hätte, richtig Luft zu kriegen.
»Was hat der Arzt gesagt?« fragte ich.
»Der Arzt?« wiederholte er dumpf.
»Na, der Doc, bei dem du heute früh warst!«
»Bei… ach so. Der? Nichts Besonderes. Du weißt ja, wie diese Ärzte sind. Wenn du ein Bein gebrochen hast, erkennen sie es messerscharf. Wenn du dich aber ganz allgemein nicht recht wohl fühlst, haben sie auch keine besonders einleuchtende Erklärung. Ich wäre wahrscheinlich überarbeitet und hätte mich vielleicht auch ein bißchen erkältet. Ein paar Tage Ruhe und so weiter. Als ob man sich so einfach ins Bett legen könnte!«
Ich brummte etwas Zustimmendes und fuhr weiter. Die Heizung im Wagen hatte ich eingeschaltet, und vielleicht lag es an der wohligen Wärme, daß Phil schließlich sogar einschlief. Ich ließ ihn schlafen, bis wir im Hof des
Weitere Kostenlose Bücher