0439 - Das Folterbett
und schlafen?«
»Ja, Mutti.«
»Und warum tust du es nicht?«
»Ich… ich kann einfach nicht schlafen.«
»Kind, wir haben bald Mitternacht.«
Ute verzog das Gesicht. Sie fror in ihrem dünnen Nachthemd und verzog das Gesicht. »Ich weiß es ja, Mutti, aber ich kann wirklich nicht einschlafen.«
»Weshalb denn nicht?«
Das Mädchen senkte seine Stimme, als es die Antwort gab. »Es… es geht um Opa.«
Christel verdrehte die Augen. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Ich… ich weiß, dass er tot ist, Mutti!«
***
Erst am anderen Morgen wurde die Leiche gefunden. Max Bender lag in einem alten Bett und war fast völlig ausgeblutet, weil der Körper von zahlreichen Messerstichen getroffen worden war.
Christel bekam einen halben Nervenzusammenbruch. Sie musste in eine Klinik gebracht werden und dort für zwei Tage bleiben.
Ein Mord bei den Benders. Das brachte nicht nur die Kripo auf den Plan, sondern auch andere, höhere Dienststellen. Schließlich arbeitete der Sohn des Ermordeten in exponierter Stellung.
Axel Bender wollte den Fall selbst übernehmen, das wurde ihm nicht gestattet. Statt dessen übertrug man die Aufgabe einer anderen Person, einem Kommissar Mallmann…
Und der kniete sich rein, recherchierte, suchte nach Spuren, fand auch welche, aber die gefielen weder ihm noch seinen Vorgesetzten, denn sie liefen in ein Gebiet hinein, das rational nicht mehr zu erklären war und in dessen Mittelpunkt die Enkelin des Toten stand. Ein Mädchen namens Ute Bender.
Nach einer langen Besprechung bekam Will Mallmann grünes Licht. »In Anbetracht der Sachlage sind alle Kreise daran interessiert, den Fall so schnell wie möglich zu lösen. Notfalls auch mit unkonventionellen Methoden. Sie verstehen, Kommissar?«
»Aber sicher. Ich werde mich so schnell wie möglich mit London in Verbindung setzen…«
***
Ich habe nichts gegen Germany, ganz im Gegenteil, dieses Land mag ich sehr, aber Will Mallmanns Anruf war mir doch sehr ungelegen gekommen, denn bei uns standen zahlreiche Probleme an.
Lissabon und der Mönch mit der Schlangenhand lagen zum Glück hinter mir, aber meinen Freunden ging es schlecht. Kara und Myxin, die zwischen den zerstörten flaming stones lebten, waren nicht nur vom Eisernen Engel verlassen worden, er hatte sich zudem auf die Seite ihrer Gegner gestellt, als er mit der Dämonin Serena davongeflogen und bisher noch nicht wieder aufgetaucht war.
Das alles lag uns also im Magen, und ich hatte tatsächlich hin und her überlegt.
Suko drängte mich schließlich, dennoch nach Germany zu fliegen, während er in London die Stellung hielt.
Ich hatte noch einmal mit Kommissar Mallmann telefoniert und dabei erfahren, dass meine Anwesenheit dringend erforderlich war. Treffen wollten wir uns in einer Stadt am Bodensee, die wegen ihrer charakteristischen Hafenausfahrt mit den beiden Türmen rechts und links weltberühmt geworden ist.
Lindau!
Ich hatte mir einen kleinen BMW gemietet, war nach Lindau gefahren, hatte Will getroffen, der mich sofort zu einer Fahrt auf dem Bodensee einlud.
»Ich will hier keinen Urlaub machen.«
»Das sollst du auch nicht, John. Es hat alles seinen Grund, glaube es mir.«
»Du bist der Chef.«
Seit einer halben Stunde saßen wir auf dem oberen Deck des weißen Schiffes und ließen uns über den See fahren, auf dessen grünlich schimmerndem Wasser die Maisonne lag.
Es herrschte also ideales Wetter. Eine Luft wie Seide, ein herrlich blauer Himmel, auf dem wie hingepinselt nur an wenigen Stellen lange, dünne Wolkenstreifen lagen und der Sonne nichts von ihrer Kraft wegnahmen.
Will und ich tranken eine Schorle. Das ist eine Mischung aus Wein und Mineralwasser. Das löschte den Durst.
Wir hatten einen Tisch am Heck bekommen. Nicht weit entfernt flatterte eine Fahne Kaum noch waren die beiden Türme der Hafenausfahrt zu erkennen. Das andere Ufer verschwamm im Hitzeflirren. Ich wusste, dass dieses Gebiet schon zur Schweiz gehörte. Die Sonne knallte mir in den Nacken. Was man an Flüssigkeit zu sich nahm, schwitzte man auch wieder aus.
Will Mallmann hatte mir gesagt, dass wir nicht aus Spaß über den See fuhren. Wir wollten uns auf dem Schiff mit zwei Personen treffen, von denen ich bisher nur die Namen kannte.
Axel und Ute Bender.
Vater und Tochter. Axel Bender war gewissermaßen ein Kollege von Will. Und seine Familie hatte es getroffen. Max Bender, sein Vater, war auf ungewöhnliche Art und Weise ermordet worden. Will hatte mit mir kurz über die
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