0439 - Das Folterbett
Nachforschungen der Mordkommission gesprochen. Es war nichts dabei herausgekommen. Der oder die Killer hatten keine Spuren hinterlassen.
Aber ein wichtiges Indiz in der Kette war die Enkelin des Toten. Ute Bender. Sie sollte mir angeblich einiges zu sagen haben. Die Benders befanden sich bereits auf dem Schiff. Da wir nicht wussten, ob wir unter Beobachtung standen, sollte unser Zusammentreffen eher zufällig aussehen.
Und so warteten wir auf die beiden.
Will fragte mich, wie es so lief. Ich berichtete ihm über die neuesten Entwicklungen und erntete so manches Mal ein Kopf schütteln. Er hatte seine Verletzung auch wieder auskuriert, die ihm bei unserem letzten gemeinsamen Fall beigebracht worden war. Da hatten wir in Nürnberg gekämpft, und zwar gegen Baphomet und die Horror-Reiter, die plötzlich wieder erschienen waren.
»Die Templer sind aber nicht ausgestanden - oder?«
»Nein, Will, auf keinen Fall. Hector de Valois ist für mich immer noch der Baustein für die Zukunft und gleichzeitig auch für die Vergangenheit. Er hat mein Kreuz besessen, aber nicht nur er. Inzwischen habe ich auch erfahren, wer es noch besaß.«
»Und?«
»Richard Löwenherz!«
Ich hätte antworten sollen, nachdem Will Mallmann getrunken hatte. Er hatte das Zeug noch im Mund, verschluckte sich dabei und prustete es über den Tisch, so dass uns die Leute anstarrten. Auch ich bekam noch einige Spritzer ab. »Habe ich richtig gehört? Richard Löwenherz?«
»Ja.«
Der Kommissar tupfte seine Lippen ab. »Und er soll dein Kreuz besessen haben?«
»So ist es.«
»Bist du denn der Ansicht, dass du auch schon einmal als Richard Löwenherz gelebt hast?«
»Ich konnte mich zwar zuerst mit dem Gedanken nicht anfreunden, inzwischen glaube ich daran.«
»Du und Richard Löwenherz.« Will schüttelte den Kopf. »Das ist unfassbar.«
Wir kamen nicht mehr dazu, das Thema näher zu besprechen, denn eine Männerstimme fragte: »Gestatten, ist hier noch frei?«
Will und ich schauten gleichzeitig hoch. Ein Mann mit einem Mädchen an der Hand stand neben dem Tisch. Das waren die Benders.
»Natürlich, bitte.« Will deutete auf die beiden freien Stühle, die wir regelrecht verteidigt hatten.
Die Benders nahmen Platz.
Ich schaute sie mir in der Zeit an. Axel Bender war so groß wie ich. Er hatte lockiges graublondes Haar, und die gleiche Farbe besaß auch sein Bart, der das Kinn umwucherte. Er trug eine weiße Jacke. Von ihr stach die sonnenbraune Haut besonders ab. Eine Brille mit getönten Gläsern verdeckte die Augen. Bender machte keinen unsympathischen Eindruck.
Neben dem großen Vater wirkte die Tochter ein wenig verloren. Ein kleines Mädchen mit blonden Haaren, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Die Benders hatten Glück, denn der Kellner kam mit einem vollen Tablett, auf dem Bier- und Saftgläser standen.
Bender nahm ein Bier, die Tochter bekam einen Saft. Sie trug einen bunt gestreiften Rock und eine weiße Bluse ohne Ärmel. Mit beiden Händen hielt sie das Glas fest, als sie trank.
Will stellte mich vor, und Bender nickte mir kurz zu. »Es war nicht meine Idee, Sie extra aus London herzuholen.«
Ich hob die Schultern. »Möglicherweise fliege ich am Abend auch wieder zurück, aber Kommissar Mallmann sprach doch von einer rätselhaften Angelegenheit.«
»Man hat meinen Vater ermordet.«
»Ja, in seinem Bett.«
»Das ist richtig. Nur haben wir noch keine Spur von dem Mörder. Ein völlig normaler Fall, wenn man außer acht lässt, welchen Beruf ich dabei ausübe.«
»Denken Sie an einen Racheakt?«
Bender trank einen Schluck Bier. »Ich schließe es zumindest nicht aus.«
»Darf man fragen, an welcher Sache Sie momentan arbeiten?«
»Nein!«
Die Antwort sagte mir genug, aber Will Mallmann nicht. »Sie können John Sinclair vertrauen, Axel.«
»Trotzdem. Sollte ich merken, dass meine beruflichen Interessen berührt werden, muss ich Sie bitten, Herr Sinclair, wieder nach London zurückzufliegen.«
»Das verspreche ich.«
Bender lehnte sich zurück und klaubte eine Zigarette aus der Schachtel.
»Dann wird es wohl keine Schwierigkeiten zwischen uns geben. Wie ich Sie und Ihre Arbeit einschätze, kommt es Ihnen sowieso in erster Linie auf meine Tochter an.«
»Das ist richtig.«
»Deshalb möchte ich Sie bitten, Ute behutsam zu behandeln. Sie ist schließlich noch ein Kind.«
»Das versteht sich.« Ich drehte mich etwas nach links, um das Mädchen anschauen zu können. »Du weißt, weshalb wir uns hier getroffen
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