0440 - Mein letzter Fall?
Rang.
Außerdem hatte ich harte Attacken der Hölle über mich ergehen lassen müssen, da brauchte ich nur an den Hexenkult zu denken und an das Hexentor, das Jane Collins hatte verschlingen sollen.
Gab es da einen Zusammenhang?
Wieder fiel mir die Vision ein. Ein Grabstein auf einem düsteren Friedhof.
Der Stein war mit meinem Namen versehen. Vor Jahren hatte ich schon einmal Visionen gehabt. Ich hatte da eine Mühle gesehen und ein Dämonenauge sowie ein Horror-Taxi. Das alles war eingetroffen. Sollte das mit dem Grabstein sich auch bewahrheiten?
Ich trank die Flasche leer. Zu einem Ergebnis war ich nicht gekommen.
Aber ich wurde müde. Bevor ich ins Bett ging, duschte ich kürz den kalten Schweiß von meinem Körper. Auf dem Rücken blieb ich liegen.
Meine Augen starrten gegen die Decke, die sich von der Dunkelheit des Zimmers als grauer Schatten abhob.
Das Kreuz lag auf der nackten Haut. Ohne es eigentlich so recht zu wollen, legte ich meine Hand darauf und spürte sofort die Wärme, die von diesem edlen Metall ausging.
Dieser Vorgang glich schon einer leichten Aktivierung. Aber wieso? Wie war es möglich?
Ich wollte mich aufrichten, doch die Kraft dazu fehlte mir einfach. Etwas zwang mich nieder, das bleiern in meinem Körper steckte, und ich hörte plötzlich die Stimme in meinem Hirn, die das Kreuz als Verstärker benutzte, um gehört zu werden.
»John Sinclair…!«
Ich lauschte der Stimme nach und wußte im ersten Moment nicht so recht, wer sprach.
»John…«
Diesmal rief man mich drängender. Und plötzlich wußte ich Bescheid, wer sich bei mir gemeldet hatte.
Es war der Seher!
Der Geist, der über vielem schwebte, der beobachtete, der Zusammenhänge viel besser erkannte, als ich es je vermocht hätte. Was wollte er von mir?
»Du bist es?«
Beim Gespräch mit ihm mußte ich meine Fragen gedanklich stellen. Man konnte sich mit ihm nicht unterhalten.
»Wer sonst?«
»Die Frage ist gut. Was möchtest du von mir?«
»Ich will dich warnen.«
Bevor ich weiterfragte, lauschte ich noch dem Klang seiner Stimme nach. Sie hatte einen traurigen Unterton gehabt, der mir überhaupt nicht gefiel.
»Wovor willst du mich warnen?«
»Vor dem Tod. Der Tod ist für die Menschen bestimmt. Auch für dich, John Sinclair.«
Mein Herz begann heftig zu schlagen. Ich wagte kaum, die nächste Frage zu stellen. »Soll das etwa heißen, daß ich auf der Liste des Sensenmannes stehe?«
»Du hast es etwas leicht ausgedrückt, aber ich kann dir nicht widersprechen!«
»Ich werde also sterben?«
Mein Gott, wie brannte ich auf diese Antwort und wünschte mir gleichzeitig, daß sie nicht gegeben wurde. Aber der Seher war ehrlich. Das gehörte einfach zu seinen Eigenschaften.
»Ich möchte dir die Wahrheit nicht verschweigen, John, auch wenn es dir wehtun wird. Du bist für den Tod vorgesehen. Du hast das Ende deines Wegs erreicht. Man will dich töten.«
»Woher weißt du das?«
»Es gibt das Buch der grausamen Träume, wo auch dein Schicksal verzeichnet ist. Und ich habe noch nie davon gehört, daß diese Schrift gelogen hat…«
Dieser letzte Satz hatte mich fertiggemacht. Das Buch der grausamen Träume kannte ich. Es hatte nicht nur unmittelbar mit mir zu tun, obwohl aus den letzten Seiten des Buchs eine Waffe entstanden war, die mir schon sehr oft geholfen hatte.
Der silberne Bumerang!
So mußte diese Schrift mir gegenüber positiv als auch negativ eingestellt sein. Wie immer ich dies auch interpretierte, eines stand jedenfalls fest.
Das Buch der grausamen Träume log nicht! Sein Inhalt entsprach der Wahrheit.
Ich hatte mich für einige Zeit meinen Gedanken hingegeben und war auch vom Seher in Ruhe gelassen worden; Jetzt allerdings meldete er sich wieder.
»Du weißt nun Bescheid, John?«
»Ja. Aber was kann ich dagegen tun?«
»Gibt es überhaupt einen Menschen, der sich gegen sein Schicksal anstemmen kann?«
»So viel ich weiß, nein.«
»Das wirst auch du nicht schaffen. Du mußt es hinnehmen, John Sinclair. So leid es mir tut.«
»Und was kann ich dagegen machen?«
»Nichts, gar nichts.«
»Soll ich mich hier in meiner Wohnung vergraben und mit niemandem mehr sprechen?«
»Das wäre falsch. Man würde dich holen. Wer immer auch dahintersteckt, er hat alles sorgfältig geplant. Er weiß, daß du ihm gefährlich werden kannst. Du hast in der letzten Zeit viel herausgefunden. Du weißt, daß du nicht zum erstenmal auf der Welt bist, und dein Weg hätte dich in die Vergangenheit geführt, wo
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