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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

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rief etwas, dann klapperten eilige Schritte über die Eisenplatten des Ganges.
    Hiram schrie noch, als hinter ihm ein leises »Plopp« ertönte, nicht lauter als das Geräusch, mit dem ein Sektkorken aus der Flasche gezogen wird. Er spürte einen kleinen Stich im Nacken, gefolgt von einem scharfen Schmerz. Sein Schreien verebbte in einem Gurgeln.
    Als der Captain die Zelle erreichte, war Hiram zu Boden gesunken. Immer noch hielt er die Stäbe umklammert. Schaum stand vor seinem Mund.
    »Tempo, Mann«, schrie der Captain dem wachhabenden Sergeant zu, der mit dem Schlüssel herankeuchte. Dann knackten die Schlösser. Das Gitter mußte gewaltsam aufgedrückt werden, da Hirams Fäuste eisern darum geklammert waren.
    Der Captain warf einen Blick auf das zerbrochene Fenster und gab in fliegender Hast seine Anweisungen.
    »Großalarm, Sergeant. Das Viertel sofort abriegeln. Sie können noch nicht weit sein. Verständigen Sie über Funk sämtliche Streifenwagen in der Nähe. Sie sollen alles überprüfen, was verdächtig ist. Und sorgen Sie dafür, daß auf dem schnellsten Weg ein Arzt herkommt.«
    Der Sergeant lief los, und der Captain beugte sich über Hiram. Er suchte nach einer Schußverletzung, fand aber keine, nur eine rote Stelle im Nacken.
    sagte er, »können Sie mich hören?«
    Mühsam bewegte Hiram den Kopf. »Sie bringen mich um«, keuchte er. »Ich habe es gewußt — ich Narr, ich…«
    »Strengen Sie sich nicht an, Ogg. Sie sind verletzt — wie schwer, weiß ich nicht. Der Arzt kommt gleich. Wollen Sie uns nicht wenigstens jetzt helfen?« Hiram versuchte ein Grinsen, aber es wurde nur eine starre Grimasse.
    »Ich habe Polizisten nie leiden können«, flüsterte er. »Und jetzt sind Sie meine letzte Chance!«
    »Wer hat versucht, Sie umzubringen?« drängte der Captain.
    »Werde ich durchkommen?«
    Der Captain sah auf das rasch verfallende Gesicht. Er machte eine resignierende Bewegung.
    »Es sieht ziemlich schlimm aus, Ogg! Sagen Sie uns, wer es war!«
    Fast eine volle Minute verging, ehe Hiram sprach. Seine Stimme war jetzt so leise geworden, daß der Captain sein Ohr dicht an den Mund des Sterbenden bringen mußte.
    »Old Yellowstain war es… Ja, Old Yellowstain. Und verständigen Sie G-man Jerry Cotton vom FBI. Das Dynamit draußen im Wagen…«
    »Was ist'damit?«
    »… war für ihn bestimmt. Aber ich habe es nicht tun wollen. Deshalb sind sie hinter mir her. Ich habe…«
    »Was, Ogg?« - »Ich — ich…«
    Sein Kopf fiel zur Seite.
    Hiram Ogg war tot.
    ***
    »So war es, Mr. Cotton«, sagte der Captain zu mir. »Das ist die ganze Geschichte. Ehrlich gesagt, ich kann mir keinen Reim darauf machen — aber jedenfalls steht eins fest: Er hat den Namen Jerry Cotton genannt, und in ganz Amerika gibt es vermutlich nur einen G-man Jerry Cotton, und das sind Sie! Ich habe mich auch bestimmt nicht verhört.«
    »Und Sie sind ganz sicher, daß er den Namen Old Yellowstain genannt hat?« vergewisserte ich mich.
    »Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Er hat ihn zweimal genannt. Wie gesagt, ich verstehe es nicht. Wenn er den Old Yellowstain meint, den ich kenne, dann verstehe ich das Ganze erst recht nicht, denn der ist seit drei Jahren tot. Eine höchst undurchsichtige Geschichte.«
    »Well«, brummte ich, »so undurchsichtig auch wieder nicht. Old Yellowstain hat ihn beauftragt, mich umzubringen. Hiram Ogg ist aus dem Geschäft ausgestiegen und wurde deshalb ermordet.«
    »Schon, schon — aber der einzige Yellowstain, der in der hiesigen Unterwelt jemals eine Rolle spielte, ist tot.«
    »Well, Captain, ich gebe zu, da liegt das Problem!«
    Der Police Captain und ich standen vor dem Leichenschauhaus.
    Old Yellowstain hatte in der Tat eine große Rolle in der New Yorker Unterwelt gespielt. Er war ein Bandenführer alten Schlages gewesen. Seit dreißig Jahren hatte er die Polizei an der Ostküste in Atem gehalten, ohne daß es ihr je gelungen wäre, ihm etwas nachzuweisen. Sein wahrer Name war Paolo Lombardini gewesen; den Spitznamen Old Yellowstain hatte er seiner Vorliebe für gelbe Gamaschen zuzuschreiben, die seit dem ersten Weltkrieg kein Mensch mehr trug.
    Wenn ich sage, daß er ein Bandenführer alten Schlages gewesen war, so versteht sich damit von selbst, daß er sich auf die klassischen Gebiete Rauschgifthandel und verbotene Glücksspiele beschränkt hatte. Angefangen hatte er, wie so viele aus der Branche, zur Zeit der Prohibition. Er war aus Italien gekommen und hatte sich im Laufe der Zeit eine

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