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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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fest, ob Ihren Streifenbeamten irgendein Wagen aufgefallen ist, der Hiram verfolgt haben könnte.«
    »Mache ich.«
    »Ich verstehe nur nicht, warum er den Mund nicht aufgemacht hat. Man hätte ihn ins Zentralgefängnis schaffen können, wo er sicher gewesen wäre. Das Gefängnis in Gataway konnte ihm keinen Schutz bieten.«
    »Kein Mensch gibt vor der Polizei gern seine Verbindung zu einer Bande von Killern zu!«
    »Sicher — aber für Hiram wäre es trotzdem das kleinere Übel gewesen.« Inzwischen waren wir wieder zum Lift gegangen. Als wir oben waren, blieb der Captain neben mir stehen.
    »Das ist wohl Ihr Fall, Mr. Cotton. Aber wenn es Sie nicht stört, arbeite ich mit Ihnen daran. Schließlich interessiert mich die Auflösung der Story.«
    »Danke, Captain. Das ist nett. Tun Sie mir einen Gefallen und schicken Sie mir morgen früh einen Durchschlag vom Protokoll und vom Obduktionsbefund in mein Büro? Dann werden wir weitersehen.«
    ***
    Es kommt häufig vor, daß ein Verbrecher sich an dem G-man rächen will, der ihn zur Strecke gebracht hat.
    Meistens scheitern diese Versuche. Ein Mann, der sich seinen Haß über jahrelange Zuchthaushaft bewahrt, wird blind für alles andere und ist dann leicht außer Gefecht zu setzen.
    In der Regel nehmen wir daher solche Rachedrohungen nicht ernst. Der Fall lag hier allerdings anders. Als Hiram Ogg seine letzten Worte sprach, wußte er, daß er sterben würde. Er wollte nicht drohen, sondern warnen.
    Aber wovor? Old Yellowstain war tot. Und doch hatte er diesen Namen genannt. War es möglich, daß ein anderer diesen Namen benutzte? Gorgonzola? Er war Old Yellowstains rechte Hand gewesen, und er verdankte seine Zuchthausstrafe mir. Es war anzunehmen, daß er einiges gegen mich hatte. Aber Gorgonzola saß im Zuchthaus von Blairfield. Wie sollte er von da aus einen Mordanschlag auf mich inszenieren? Und warum jetzt, nach drei Jahren?
    Und noch etwas: Hiram Ogg war alles andere als ein Killer. Er war ein kleiner, unbedeutender Ganove — keiner, der seine fünf Sinne beisammenhatte, engagierte einen solchen Mann für einen Mord.
    Ich sah auf die Uhr. Fast drei Uhr morgens. Heute war nichts mehr zu machen. Die Nacht war sowieso bald vorbei.
    Ich bestieg meinen roten Jaguar, und während ich zum Hudson hinüberfuhr, kam mir eine Idee. Über Sprechfunk rief ich im FBI-Gebäude an. Ich verlangte den Nachtdienst im Archiv.
    Es meldete sich Tom Jones, ein Mann, der seit zwanzig Jahren zwischen Akten lebte. Sein Gedächtnis war unschlagbar.
    »Tom, ich brauche die Akte von Old Yellowstain auf meinem Schreibtisch«, sagte ich.
    »Wann werdet ihr verdammten Burschen euch daran gewöhnen, die Dienststunden einzuhalten?« krähte es aus dem Lautsprecher. »Morgen früh ist doch immer noch Zeit, oder?«
    »Deinem Tonfall entnehme ich, daß du wieder Ärger mit deinem Kreuzworträtsel hast.«
    »Ich sitze fest. Rechter Nebenfluß des Amazonas mit acht Buchstaben.«
    »Wie wäre es mit Araguaia?« schlug ich vor.
    »Stimmt genau. Sag mal, lernt ihr das auf eurer FBI-Akademie?«
    »Aber Tom, das gehört doch zum Standardwissen! Also, wie ist das mit meiner Akte?«
    »Wird gemacht. Aber was soll denn das? Old Yellowstain ist doch erledigt und vergessen. Ich wollte die Unterlagen schon ins Museum schicken.«
    »Laß sie lieber hier. Sein Geist spukt noch herum.«
    »Ist was mit Gorgonzola?« fragte Tom sachlich.
    Ich stoppte den Wagen vor einer roten Ampel.
    »Das will ich ja gerade herausfinden«, sagte ich ins Mikrofon.
    »Also — Stanislaus Gorgonzola, geboren 1925, Old Yellowstains Kronprinz, Gesichtsausdruck: in Zyankali gekochte Gemeinheit. Wurde mit zwanzig Gramm Blei in der Kniescheibe und einem unflätigen Wort auf den Lippen verhaftet und wegen schwerer Körperverletzung und ähnlicher Delikte zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sitzt seither in Blairfield!«
    »Tadelloses Gedächtnis, Tom. Wie machst du das? Mit Lezithintabletten?«
    »Na, für einen FBI-Agenten gehört doch so etwas zum Standard wissen«, konterte er.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Ich fuhr an. Plötzlich stieg ich auf die Bremse.
    »Moment mal — wann wurde Gorgonzola verurteilt?«
    »Vor drei Jahren.«
    »Demnach müßte er ja bereits entlassen sein!«
    »Ja.«
    Ich stieß einen Pfiff aus. Das gab allerdings der Geschichte einen neuen Anstrich.
    »Ruf in Blairfield an und stelle fest, ob das stimmt«, sagte ich. »Und sorge dafür, daß alles, was wir über Gorgonzola dahaben, ebenfalls zu mir kommt.«

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