0443 - Einer hat den Mord gefilmt
die Hand. »Ich bin John Sander«, erklärte er. »Das ist meine Frau.« Er wies auf eine nette, ebenfalls blonde Frau mit blauen, ein wenig angstvollen Augen. »Und das ist meine Tochter Jill!« Das Girl glich der Mutter. Sander schickte es weg.
Mr. Sander beantwortete unsere Fragen. Wir erfuhren, daß Writer sich eine knappe halbe Stunde im Laboratorium aufgehalten hatte. Sander ergänzte:
»Er entwickelte einen Kleinbildfilm. Eine meiner Entwicklungsboxen fand ich mit Fixierlösung gefüllt. Außerdem stellte er einige Vergrößerungen her.«
»Können wir Ihre Dunkelkammer sehen?«
Er führte uns in den Raum. »Inzwischen haben wir selbstverständlich aufgeräumt.«
»Sie haben den Film oder die Vergrößerung nicht gesehen?«
»Natürlich nicht. Ich kam erst, als er fertig war.«
Wir fanden das Ergebnis des Besuches ziemlich enttäuschend. »Mrs. Sander scheint früher einmal eine Schwäche für Writer empfunden zu haben«, stellte Phil fest, als wir zurückfuhren. »Das soll aber nicht heißen, sie hätte ihn bewußt unterstützt.«
Ich setzte Phil in Brooklyn ab. Er fuhr in einem Taxi weiter, während ich den Jaguar zur Villa Richard Blacks lenkte.
Ich traf den Gangster allein an.
»Haben sich deine Gorillas schon aus dem Staube gemacht?« fragte ich. »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!«
»Mein Kahn säuft noch nicht ab, G-man«, antwortete er grimmig. »Ich schwimme noch oben!«
Ich zündete mir eine Zigarette an. »Black, noch nie wußte ich über den Ablauf eines Verbrechens so gut Bescheid wie in diesem Fall. Noch nie kannte ich die Namen aller Beteiligten so vollständig. Noch nie kannte ich den entscheidenden Beweis so genau, bevor ich ihn überhaupt in den Händen hielt.« Ich zog eine weiße Pappschachtel aus der Tasche, nahm den Deckel ab und hielt die Schachtel dem Gangster unter die Nase.
»Das ist eine winzige Ecke des Beweises, ein Stück einer Fotografie. Du hast Kate Tharn getötet, und Harry Writer fotografierte den Mord. Er versucht, dich zu erpressen, schaltete Dane Sryghton, den Bootsverleiher, zwischen. Du brachtest auch diesen alten Mann um. Wir verglichen die Kugeln, die am Meadow-See verschossen wurden. Die meisten wurden aus den Pistolen abge- v feuert, die auch in der Subway in Tätigkeit traten. Nur die Kugel, die Sryghton tötete, kam aus einer anderen Waffe.«
»Was du Tatsachen nennst, G-man, bezeichne ich als Fantasterei.«
»Du weißt, daß alles mit dem wirklichen Ablauf genau übereinstimmt.«
Er zog die Oberlippe in einem Grinsen von den Zähnen. »Vielleicht weiß ich es, G-man, aber du mußt es beweisen. Ich biete eine Wette eins zu hundert an, daß du den Beweis nie in die Finger bekommen wirst.«
Ich stand auf. »Du verlierst die Wette, Black, aber es hat keinen Sinn zu wetten. Du könntest doch nicht bezahlen. Das Vermögen eines rechtskräftig verurteilten Gangsters verfällt, soweit es auf ungesetzliche Weise erworben wurde, dem Staat.«
Er schnellte aus seinem Sessel hoch. Die schwarzen Augen starrten mich an, als wären es Pistolenmündungen.
»Niemand hört uns hier, G-man!« stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Eines Tages werde ich dich zur Hölle schicken.«
Ich lächelte.
***
Die Frau betrat die Schalterhalle der Dickson and Drey-Bank auf der 4. Avenue. Sie trug ein graues Jackenkleid, eine große Sonnenbrille und eine Aktentasche unter dem Arm. Sie ging zu dem Schalter, über dem »Auszahlungen« stand. Der Beamte begrüßte sie mit einem leichten Kopfnicken.
»Ich heiße Jane Snyder«, sagte die Frau. Sie sprach laut, um ihre Unsicherheit zu überdecken. »Ich möchte Geld vom Konto mit der Nummer 45 41 02 abheben.«
»Eine Sekunde, Madam!« Der Bankangestellte überprüfte eine Liste. »Nummer 45 41 02 X ist ein Stichwortkonto, Madam.«
Sie lachte schrill. »Richtig. Das Stichwort heißt ›Foto‹.«
Wieder verneigte sich der Bankbeamte leicht. »Welche Summe wollen Sie abheben, Madam?«
»Fünfundzwanzigtausend«, stieß sie hervor.
»Das ist alles, was auf dem Konto eingezahlt wurde.«
»Kann man nicht alles auf einmal abheben?«
»Selbstverständlich, Madam, aber wenn Sie das Konto weiter offenhalten wollen, wäre es besser, einen Restposten stehenzulassen.«
Die Frau rückte an der Sonnenbrille. »Okay! Geben Sie mir vierundzwanzigtausend.«
Der Angestellte füllte ein Quittungsformular aus und schob es der Frau zur Unterschrift hin. Sie Unterzeichnete mit Jane Snyder. »In welchen Noten
Weitere Kostenlose Bücher