0443 - Einer hat den Mord gefilmt
nicht?« fragte Richard Black.
»Du weißt also, daß geschossen wurde«, stellte ich fest.
Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Du möchtest mir oder meinen Leuten doch am liebsten jede Kugel, die in New York verschossen wird, in die Magazine schieben. Das meinte ich, als ich fragte, ob das Kaliber nicht passe.«
Ich stand schon vor Spencer Frosky. Er verzog die wulstigen Lippen zu einem abscheulichen Grinsen. »Bediene dich, G-man!« sagte er und hielt die Jacke offen. »Bitte mit Vorsicht! Ich bin kitzlig.«
Frosky trug weder eine Halfter noch eine Pistole. Rasch schlug er die Jacke zu und verschränkte die Arme vor der Brust. »Oh, ich bin unvollständig angezogen!« kreischte er im Stil eines Mädchens in einem Groteskfilm. Dann brach er in ein blödsinniges Gekicher aus. McRane fand den Witz großartig und röhrte mit.
»Schluß damit!« Blacks Stimme schnitt scharf wie ein Peitschenhieb. Die Gorillas verschluckten Gekicher und Gebrüll.
»Du machst dir überflüssige Arbeit, G-man«, sagte der Chef und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel. »Wenn ich wirklich verbrochen hätte, was du vermutest, so würde ich nicht zulassen, daß du die Beweise unter den Jacken meiner Leute findest.« Er gähnte. »Deine Freunde werden die gleichen Erfahrungen machen.«
Er behielt recht. Die Untersuchung dauerte über drei Stunden. Frawey winkte mich in die Halle hinaus.
»Nichts gefunden, Jerry«, teilte er mir bekümmert mit. »Ich habe nicht mit Blutspuren gerechnet, aber ich hatte gehofft, den Anzug zu entdecken, von dem wir Fasern an den Glassplittern im Türrahmen gefunden haben. Leider Fehlanzeige. Entweder sind wir an der falschen Adresse, oder er hat daran gedacht, den Anzug zu vernichten.«
»Ich glaube, daß er auch daran gedacht hat. Sein Gehirn arbeitet so präzise wie eine Rechenmaschine. Seid ihr fertig, Herbert?«
»Ich glaube nicht, daß wir irgend etwas übersehen haben.«
»Danke!« Ich ging in die Halle zurück. Black saß nach wie vor im Sessel. Er hatte den Orangensaft mit einer langen, dünnen Zigarre vertauscht.
»Wir fanden nichts, was eine Verhaftung rechtfertigen würde, Black«, sagte ich. »Die FBI-Vorschrift verlangt in einem solchen Falle, daß wir uns wegen der Ungelegenheiten, die wir verursachten, entschuldigen.«
»Entschuldigung angenommen«, lachte er, stand auf und legte die Zigarre aus der Hand. »Ich nehme euch nichts übel.« Er hielt mir beide Hände hin. Ich ergriff sehr schnell seine Linke, und bei meinem kräftigen Händedruck löste sich das Heftpflaster. Ich sah einen fast zwei Zoll langen Schnitt im Daumenballen. Der Schnitt stammte eindeutig von einem Messer.
»Hast du versucht, Kartoffeln zu schälen, Black?«
Mit einem Ruck löste er seine Hand aus meinem Griff. In den schwarzen Augen funkelte ein gefährliches Feuer.
»Du solltest vorsichtiger mit deinen Bemerkungen sein, G-man!« knurrte er.
»Auch in diesem Falle ist eine Entschuldigung vorgeschrieben.«
Er zog die Oberlippe von den Zähnen. »Entschuldigung abgelehnt, G-man«, sagte er langsam.
***
Phil und ich fuhren zur »Duck-Duck-Bar«. Es war eine reine Routineangelegenheit. Wir holten den Geschäftsführer, einen Kellner und zwei Bargirls aus den Betten. Sie schworen Stein und Bein, daß Richard Black, Roc McRane und Spencer Frosky bis morgens um vier Uhr in ihrem Laden vor Anker gelegen hätten.
Am Nachmittag standen wir vor dem Schreibtisch unseres Chefs im FBI-Hauptquartier.
»Für mich steht fest, daß Black diesen Mord beging. Er hat zwei Motive. Kate Tharn wußte viel von seinen dunklen Geschäften und seinen Verbrechen. Als Zeugin war sie gefährlich. Sobald sie erfuhr, daß ihr Geliebter nicht mehr lebte, mußte Black damit rechnen, daß sie ihn an die Polizei verpfiff. Das zweite Motiv halte ich für noch eindeutiger. Trotz seines eiskalten Verstandes wird auch Richard Black von der großen Gangsterkrankheit beherrscht, der Eitelkeit. Die Frau verließ ihn wegen eines anderen Mannes. Sie verletzte damit seinen Stolz und seine Eitelkeit. Er rächte sich dafür.«
Ich rieb mir das Kinn. »Aus diesem Grunde nehme ich auch an, daß Black den Mord eigenhändig beging. Kate Tharns Ermordung war ein Akt persönlicher Rache, den er durch niemanden anders als durch sich selbst vollziehen lassen konnte.«
Phil unterbrach mich. »Wir brauchen nicht über seine Motive zu reden. Daß er den Mord beging, steht so fest wie das Empire State Building. Aber es sieht genauso aus, als
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