0444 - Sparks jagt Zombies
trotz der Behinderung durch Wu noch schnell genug war. Aber der Mann, der mit absoluter Sicherheit das fremde Amulett an sich gebracht hatte, hatte nur eine Tür weiter zu laufen gebraucht und konnte die Sekunden, die Nicole verlor, genutzt haben. Mit ein paar schnellen Schritten kämpfte sie sich durch den Passantenstrom bis vor den anderen Laden. Fast im gleichen Moment kam ein muskelbepackter Mann in verdächtiger Hast herausgestürmt. Er sah Nicole, stutzte und zögerte eine Sekunde, dann zog er sich in den Laden zurück.
Wenn Nicole noch Zweifel gehabt hätte - immerhin konnte er ein x-beliebiger Chinese sein, der es aus irgend welchen Gründen eilig hatte -, diese Reaktion überzeugte sie davon, daß er der Gesuchte war. Sie schob die Ladentür auf. »Warten Sie, Mister«, rief sie.
Er blieb stehen wie ein ertappter Sünder.
Eine blutjunge Chinesin, die den winzigen Obstladen beaufsichtigte, starrte Nicole wie ein Gespenst an. Vor dem Muskelmann schien sie sich gar zu fürchten, denn sie wagte nicht einmal, ihn anzusehen. Nicole griff nach seinem Arm und zog daran. »Nach draußen, schnell«, sagte sie.
Sie war darauf gefaßt, daß er versuchte sich loszureißen, oder daß er sich wehrte. Damit wurde sie fertig. Sie beherrschte wie Zamorra einige Kampfsportarten, von harmlos bis gemein, und die Muskelpakete dieses Chinesen beeindruckten sie nicht im geringsten. Selbst wenn er ebenfalls Karate oder Kung Fu beherrschte, traute sie sich zu, mit ihm fertig zu werden. Sie war beweglicher und ständig im Training. Ebenso wie Zamorra. Nicht umsonst hatten sie einen der Fitneßräume im Château Montagne entsprechend eingerichtet.
Aber der Muskelmann wehrte sich nicht.
»Sie waren in Wu’s Büro«, fuhr Nicole ihn an. »Das Amulett! Wo ist es? Sie haben es gestohlen!«
Das war nur eine Vermutung. Immerhin hatte Wu nur ausgesagt, es werde abgeholt. Es konnte von einem anderen bezahlt worden sein. Vielleicht hatte er sich deshalb geweigert, es zu verkaufen oder auch nur zu zeigen. Aber warum hatte er den Verkauf dann nicht erwähnt? Er wäre ja nicht gezwungen gewesen, den Käufer zu nennen…
»Was wollen Sie von mir, Lady?« fragte der Muskelmann schroff. »Lassen Sie mich gefälligst los!«
Hinter Nicole tauchte Wu auf. »Bitte, Lady, lassen Sie meinen Mitarbeiter in Ruhe! Was haben wir Ihnen getan? Gehen Sie!«
»Ihr Mitarbeiter?« Nicole war verblüfft, aber dann sah sie in seinen Gedanken, als sie sie kurz berührte, daß er die Wahrheit sprach - Li gehört zu Wu!
Aber Nicole forschte nicht tiefer. Zum einen wollte sie nicht, und zum anderen war Telepathie anstrengend. Deshalb erkannte sie nicht, was in Wu’s Gedanken verborgen blieb.
»Wo ist das Amulett?« wiederholte sie.
Li hob die Brauen. Er merkte, daß Nicole etwas verunsichert war, und bekam wieder Oberwasser. »Was für ein Amulett? Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Das Amulett, das Sie aus Wu’s Schreibtisch genommen haben, um damit blitzschnell über den Hinterhof zu entkommen!«
»Sie fantasieren, Lady«, sagte Li. »Ich weiß nichts von einem Amulett, deshalb kann ich auch keines an mich genommen haben. Wollen Sie den Inhalt meiner Taschen überprüfen?« Und er zog freiwillig das Futter jeder Tasche nach außen. Zum Vorschein kam sein Springmesser, ein paar Geldmünzen, ein schmutzige Taschentuch - und das war auch schon alles. Von dem Amulett keine Spur.
Nicole konnte sich des dumpfen Gefühls nicht erwehren, daß jemand mit ihr Katz’ und Maus spielte. Daß sie hereingelegt wurde. »Sie haben es irgendwo deponiert«, behauptete sie. »Irgendwo in diesem Geschäft, durch das Sie zu fliehen versuchten.«
»Nein«, sagte Li schroff. Und seine Gedanken bestätigten es - er hatte das Amulett tatsächlich nicht im Vorbeilaufen in dem Obstladen abgelegt. Allerdings forschte Nicole auch jetzt nicht tiefer nach. Es war ihr zuwider, in den Gedankeninhalt dieses Manns vorzustoßen, der oberflächlich das Verlangn ausstrahlte, sich über Nicole herzumachen - angesichts ihres luftigen und extrem kurzen Kleides kein Wunder…
Auch Wu wurde wieder etwas mutiger. »Sie dringen einfach bei mir ein, belästigen mich und meinen Mitarbeiter… was halten Sie davon, wenn ich die Polizei rufe?« fragte er zwar mit typischem Chinesenlächeln, aber durchaus frostig.
»Meinetwegen«, sagte Nicole. »Ich habe nichts dagegen. Wir haben kein Verbrechen begangen, Mister Wu. Wir wollen nur etwas von Ihnen erfahren, und wir wollen Ihnen dieses Amulett
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