0444 - Sparks jagt Zombies
konnte Zamorra sich bei einigen von ihnen dieses Eindrucks nicht erwehren, da sie sich fast nur mit eigenartigen Handzeichen verständigten. Das war, soweit er informiert war, eine Spezialität der Triaden, der gelben Mafia, deren vorwiegendes Geschäftsgebiet Rauschgift und Mädchenhandel sind. Erpressung und Mord gehören selbstverständlich auch zu den kleinen Alltäglichkeiten.
»Das zweite Amulett ist also verschwunden?« überlegte Sparks, nachdem er sich Zamorras und Nicoles Abenteuer hatte erzählen lassen und grübelnd in Reis, Gemüse und Entenfleisch herumstocherte.
»Ich halte es für durchaus möglich, daß es sich wieder im Haus dieses Wu befindet«, sagte Zamorra. »Aber sie werden uns nicht noch einmal hinein lassen. Jetzt kennen sie uns auch. Sie werden uns entweder ihr Killerkommando auf den Hals hetzen, wie es euch passierte, oder ganz offiziell die Polizei einschalten. Und dagegen können wir nichts machen.«
»Wir müssen es also um ein paar Ecken herum in Angriff nehmen«, sagte Sparks.
»Wir müssen erst einmal herausfinden, worum es überhaupt geht. Es kann kein Zufall sein, daß dieses Amulett ausgerechnet jetzt hier auftaucht.«
»Warum nicht?« Othmarsen zog die Augenbrauen hoch.
»Ich glaube einfach nicht daran«, sagte Zamorra. »Nenn es Intuition, oder auch Erfahrung durch Beobachtung mit anderen Fällen. Angesichts unserer Berufung als Dämonen- und Geisterjäger wäre es zu unwahrscheinlich. Was also haben wir? Ein Amulett, das man vor uns verbergen möchte, einen T.I.-Manager, der im Interesse der Dynastie handeln soll, und angeblich auch Voodoo-Zauber von seiner bösen Seite, wie Carsten Möbius zu formulieren beliebte… und von dem allem paßt doch nichts zusammen!«
»Und wenn es doch ein Zufall ist?« hakte Othmarsen nach.
Der Parapsychologe schüttelte den Kopf. Plötzlich stutzte er und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Himmel… Carsten sagte doch, ein Mitarbeiter seiner Niederlassung würde uns die neuesten Daten überbringen? Das ist bisher nicht geschehen.«
»Wir waren ja auch kaum im Hotel«, gab Nicole zu bedenken. »Höchstens mal für ein paar Minuten…«
»Oh, eigentlich trotzdem lange genug, und man dürfte gewußt haben, wann unser Flugzeug landet. Du, da ist was faul. Der Nachrichtenüberbringer hätte wenigstens an der Rezeption eine Nachricht hinterlassen können, wenn er uns nicht direkt antraf. Aber nichts davon ist geschehen, weder eine mündliche Botschaft noch eine schriftliche Notiz.«
»Glaubst du, daß jemand diesen Informanten abgefangen hat?«
»Möglich. Vielleicht ist es auch eine Falle für uns. Sobald wir hier fertig sind, rufe ich Carsten an.«
»In Europa dürfte es zur Zeit finsterste Nacht sein«, gab Nicole zu bedenken. »Vergiß nicht, daß wir uns auf der anderen Seite der Erdkugel befinden. Ich weiß die genauen Zeiten nicht auswendig, aber ein Unterschied von etwa acht Stunden dürfte schon bestehen…«
»Mir egal! Wenn Carsten uns einen Auftrag aufs Auge drückt, der eigentlich nur ganz am Rande in unser Fachgebiet fällt, muß er auch damit rechnen, nachts gestört zu werden. Ich will wissen, woran wir sind. Ich weiß ja nicht einmal, was ich mit diesem Dwight P. Carmichael anfangen soll. Ihn bespitzeln? Ihm den Tintenstift aus den Fingern nehmen, wenn er diesen Vertrag unterschreiben will? Seinem Vertragspartner ein Licht aufstecken?«
»Sag mal, alter Freund, hast du dir das alles nicht überlegt, ehe du hierher geflogen bist?« fragte Sparks kopfschüttelnd.
»Ich habe mich von Carsten überreden lassen und darauf vertraut, daß ich die Details hier erfahre. Erfahren habe ich bisher nur, daß es ein Amulett gibt, das öffentlich in einem Schaufenster lag und plötzlich geheimgehalten und versteckt wird.«
»Vielleicht solltest du erst die hiesige Niederlassung anrufen, ehe du Carsten aus dem Bett telefonierst«, schlug Nicole vor.
»Die haben hier garantiert Feierabend. Glaubst du, nur weil hier Hongkong ist, wird rund um die Uhr gearbeitet?«
»Ich frage mich«, überlegte Nicole, »woher Carsten wissen will, daß hier Voodoo-Zauber benutzt wird. Wenn er einen dermaßen guten Nachrichtendienst hat, braucht er uns eigentlich wirklich nicht hier. Sag mal, Chef, sind wir blind, taub und dumm gewesen? Das ist eine große Falle.«
»Abwarten«, brummte Zamorra.
Aber seine Unruhe wuchs immer mehr. Er hatte es eilig, wieder ins »Regent« zurückzukommen und von dort aus Carsten Möbius in Deutschland
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