0446 - Der Fluch aus dem Grab
Packtaschen an der Maschine.
Rocker führten, das wusste ich auch, immer Werkzeug mit, um ihre Feuerstühle reparieren zu können. So war es auch hier. Eine Zange fand ich und mehrere Schraubenschlüssel aus besten Stahl.
»Die nehme ich mal mit.«
Er fluchte hinter mir her. Um seine Worte kümmerte ich mich nicht. Dafür freute ich mich über Janes anerkennendes Nicken, als sie sah, was ich da geholt hatte.
»Du kannst ja sogar denken, John.«
»Ja, und nicht nur am Morgen.«
Man hatte die Grabplatte nicht beschriftet. Hätte sie jemand anderer gefunden, hätte der nicht gewusst, wer hier begraben lag.
Ich schaute mir die Schraubenzieher der Reihe nach an und warf Jane zwei von ihnen zu. Wir probierten es beide an einer Seite.
Der Spalt zwischen Platte und Boden war breit genug, um einen Schraubenzieher ansetzen zu können. Wir drückten die langen Stahlstifte hinein und benutzten sie als Hebel. Mit Erfolg. Jane und ich drückten den Stein in die Höhe. Dann brachten wir ihn in die Senkrechte, um ihn mit einem dumpf klingenden Laut zu Boden fallen zu lassen.
Geschafft!
Ich hörte Jane keuchen, auch mein Atem ging schwer, doch es war zu dunkel, um ins Grab sehen zu können.
Jane war an der Öffnung hocken geblieben. Ich umrundete das Grab und blieb neben Jane stehen. Meine Lampe hatte ich schon hervorgeholt. »Wenn es ihn tatsächlich gegeben hat, müssten wir seine Überreste oder sein Skelett finden«, sagte sie.
Ich leuchtete hinein, sah aber kein Skelett. Das Licht verlor sich in einem Wirrwarr aus Zweigen. Dieses Zeug bedeckte ungefähr die Hälfte des Grabes.
Jane schimpfte leise vor sich hin. Ich sah die Sache anders. »Warte erst mal ab, wenn wir das Zeug weggeräumt haben.« Ich übergab ihr die Lampe und fasste mit beiden Händen zu.
Zwischen den Fingern wallte Staub hoch, als ich die Füllung anfasste und aus dem Grab hervorholte. Das Holz war bereits so morsch, dass es unter meinen Fingern zerknackte.
Man hatte das Grab zum Glück nicht sehr tief ausgeschachtet, so dass wir schon sehr bald den Boden erkennen konnten. Bisher hatte Jane gegen dunkleres Füllmaterial geleuchtet, doch nun schimmerte etwas bleich im breiten Lichtbalken.
Knochen…
Ich sah die zweite, dünne Haut auf dem Gesicht der ehemaligen Hexe.
Sie schluckte auch. »John, das ist es!« wisperte sie. »Verflixt, das ist Miles Banion.« Sie atmete tief durch. »Es hat ihn also tatsächlich gegeben. Die Hexen haben sich nicht geirrt. Ein Wahnsinn, John, wir sind auf der richtigen Spur.«
Ich konnte Jane verstehen. Seit langem spürte sie wieder das Erlebnis eines Erfolges, und ich beruhigte sie mit einigen sanft gesprochenen Worten.
»Warte es ab, Mädchen.«
»John, das ist meine Sache.« Sie schaute mich hart an. »Diesmal will ich es wissen.«
»Gut.«
Jane Collins rutschte vor. Ich konnte es nicht verhindern, dass sie in das Grab kletterte, neben dem Gebein stehenblieb, sich bückte und sich das Skelett genau anschaute.
Dann hob sie den Kopf. »John!« flüsterte sie. »Hast du gesehen, was ich sehe?«
»Wahrscheinlich.«
»Da… da fehlt der Kopf.«
»Ja.«
»Sie werden ihn entfernt haben«, flüsterte sie mit kaum zu verstehender Stimme und drückte einen Zeigefinger gegen ihre Stirn. Ein Zeichen, dass sie hart überlegte. »Ja, sie haben ihn entfernt, und das geschah nicht ohne Grund. Kannst du dir einen vorstellen, John?«
»Nein.«
»Ich aber. Sie brauchten seinen Kopf. Der Schädel war wichtig. Sein Gehirn, gefüllt mit Magie. Dieser Miles Banion hat mit seinem Gehirn gearbeitet und die Menschen zu Selbstmorden getrieben. Die übrigen Gebeine können wir vergessen. Wir brauchen den Kopf. Nur ihn!«
»Komm wieder hoch.«
Ich half Jane aus dem Grab. Sie blieb neben mir stehen und machte einen deprimierten Eindruck. »Wir sind zu spät gekommen, John, viel zu spät.«
»Dann suchen wir eben den Schädel.«
»Und wo?«
Ich warf einen Blick auf den Rockerchef. »Vielleicht sollten wir ihn mal fragen.«
»Meinst du, dass er und seine Typen etwas damit zu tun haben können?« Sie verzog die Mundwinkel. »Ich weiß nicht so recht. Das kann ich mir kaum vorstellen.«
»Du gehst davon aus, dass es Zufall ist.«
»Ja, die haben einen Platz gesucht, um ungestört feiern zu können.«
»Trotzdem werde ich Jerry Granate fragen.«
Der Rockerchef hatte sich in sein Schicksal gefügt. Er hockte auf dem Boden, rupfte Grashalme aus und schleuderte sie dann fort. Als wir vor ihm stehenblieben, schaute er nicht
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